Denkendorf. Kaum hatten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Grünen Liste Denkendorf am vergangenen Freitagabend begonnen, Wahlplakate im Ort aufzuhängen, erhielten sie die Nachricht, dass die ersten bereits wieder abgerissen oder anderweitig zerstört wurden. In der Nacht zum Samstag ging der Vandalismus weiter. Die Zerstörungswut war groß: Plakate wurden zerrissen und auch ins Gebüsch oder auf die Gehwege geworfen, manche hingen nur noch schief und zerfleddert an den Befestigungen. 90 Prozent der insgesamt 30 aufgehängten Plakate seien zerstört, sagt Gemeinderätin Christa Brockhaus-Henzler, die auf der Grünen Liste kandidiert. Nur an stark frequentierten Orten seien einige wenige Transparente unversehrt geblieben. Man habe Anzeige bei der Polizei erstattet, denn schließlich handle es sich um Sachbeschädigung und damit eine Straftat.
Zum ersten Mal seit 25 Jahren treten die Grünen in Denkendorf wieder mit einer eigenen Liste bei der Gemeinderatswahl an. Drei ihrer sechs Kandidaten haben kommunalpolitische Erfahrung und sitzen bisher als Mitglieder der SPD-Fraktion im Gemeinderat. Die Grünen beweisen Galgenhumor: Die Plakate, die noch zu retten waren, wurden inzwischen zurechtgeschnitten, geklebt und wieder aufgehängt – mit Zusätzen wie „Wir sind wieder da“ oder „Reparieren statt entsorgen“. Neue Plakate drucken lassen werde man wegen der Kosten und aus ökologischen Gründen nicht, so Brockhaus-Henzler.
Unabhängig vom materiellen Schaden trifft die Zerstörungswut die Grünen schwer. „Was entlädt sich da?“, fragt Brockhaus-Henzler. Immer wieder erlebe man als Kommunalpolitikerin Anfeindungen. Auch sie wurde erst jüngst in einer Bäckerei von einem älteren Herrn wegen ihres Engagements für die Grünen persönlich beleidigt. „Doch diese Zerstörungen sind ein ganz anderer Ausdruck von Hass und Wut.“ Die Bio-Landwirtin nimmt in der Gesellschaft allgemein eine negative Stimmung gegen die Grünen wahr. Diese müssten sie an der Basis ausbaden. Dabei wolle sie nur vor Ort das Leben der Menschen gestalten. „Man muss jedem Kommunalpolitiker zugutehalten, dass er das Beste für den Ort will. Was dies ist, darüber muss man nicht einer Meinung sein.“ Doch die Auseinandersetzungen müssten mit Argumenten geführt werden.
Peter Nester, Vorsitzender der CDU im Denkendorfer Gemeinderat, hält die Vorfälle für eine „Sauerei“. Es würden immer wieder Plakate zerstört, aber bisher nicht in diesem extremen Ausmaß. Auch er weiß: „Wir werden als Lokalpolitiker für die Bundespolitik haftbar gemacht.“ Das erlebt auch Barbara Fröhlich, die Fraktionsvorsitzende der SPD. Was jetzt geschehen sei, halte sie für zutiefst undemokratisch. „Geschockt“ zeigt sich Frank Obergöker, der Fraktionsvorsitzende der FWV angesichts der „gezielten Aktion“ gegen die Grünen. „Das ist inakzeptabel.“ Entsetzt ob der „riesengroßen Schweinerei“ ist auch der Bürgermeister Ralf Barth. „Das hat mit Demokratie nichts zu tun.“ Ulrike Rapp-Hirrlinger