Keine Frage, da war ein Profi am Werk. Michael Wirbitzky war nicht nur der Herr des Mikrofons, sondern auch perfekt vorbereiteter Moderator - wie es sich für einen gestandenen SWR 3-Sprecher gehört. Ein Frauenprojekt in Äthiopien stand im Café-Haus Veit in der Kirchheimer Tannenbergstraße im Mittelpunkt des Abends. Es war die Auftaktveranstaltung zur Weihnachtsspendenaktion des Bäckerhauses Veit mit der Organisation Child-Fund Deutschland, die ihren Sitz in Nürtingen hat.
„Ich habe schon lange eine Beziehung zu Child-Fund. Seit 22 Jahren bin ich Pate. Darauf aufmerksam gemacht worden bin ich von der Schauspielerin Leslie Malton“, verriet Michael Wirbitzky, die eine Hälfte des Comedy-Duos Zeuss und Wirbitzky, die auch gemeinsam die SWR 3-Morningshow moderieren. Das 40-jährige Bestehen von Child-Fund Deutschland griff er gleich zu Beginn auf und warf einen Blick zurück. „1978 war Helmut Schmidt Bundeskanzler, der VW-Käfer lief ohne Schummelsoftware in Emden vom Band, Deutschland ist früh bei der WM ausgeschieden - und Child-Fund begann, sich um Menschen zu kümmern, die andere Sorgen haben“, sagte Michael Wirbitzky. Es sind bis heute Menschen, deren tägliche Existenz nicht gesichert ist. Ihnen fehlen Nahrung und Perspektiven. Diesen Menschen will Child-Fund mit konkreten Projekten helfen.
Eines davon unterstützt das Bäckerhaus Veit mit: Frauen im Distrikt Soddo, südwestlich der Hauptstadt Addis Abeba gelegen. Konkret geht es dabei unter anderem um Energiesparöfen. „Die benötigen nur ein Zehntel Holz im Vergleich zum üblichen offenen Feuer in der Hütte. Deshalb müssen die Frauen nicht mehr jeden Tag weite Strecken zurücklegen, um Brennmaterial zu sammeln“, erklärte Antje Becker vom Vorstand von Child-Fund. Sie beantwortete die Fragen des Moderators, die sich anhand der Fotomotive ergaben, die sie nacheinander in den Händen hielt. Die Bilder wurden anschließend im Café aufgehängt und sind noch bis Heiligabend zu sehen.
Die Gäste erfuhren, dass nicht nur Holzressourcen geschont werden, sondern dass mit den aus einfachen Mitteln hergestellten Energiesparöfen auch die Sicherheit für die Kinder steigt. Sie sind zum einen weitaus weniger unbeaufsichtigt, da ihre Mütter deutlich länger zu Hause sind, zum andern besser geschützt, weil es keine offene Feuerstelle mehr gibt.
In fünf Dörfern ermöglicht Child-Fund nachhaltige Selbsthilfe für über 2 000 Familien. Das Wissen geben entsprechend ausgebildete Einheimische weiter. Die Frauen werden in effizienten Methoden im Ackerbau sowie im Obst- und Gemüseanbau geschult. „Das zeigt bereits Wirkung: Dort, wo sie angewendet wurden, waren die Auswirkungen der Dürre weit weniger dramatisch und nicht mehr lebensbedrohlich“, so Antje Becker. Durch fachliche Begleitung und Starthilfen werden in den Dörfern auch Viehzucht, Imkerei und Obstbaumschulen gefördert. Kenntnisse über ausgewogene Ernährung und gesunde Lebensmittel gehören ebenfalls zum Ausbildungsprogramm. Die Ziegenzucht verbessert die Ernährung und das Einkommen. „Ziegen sind genügsame Tiere, ihre Milch ist reichhaltig. Sie bedeuten Sicherheit für die Familien. Mit dem Verkauf eines Zickleins kann beispielsweise eine einfache OP bezahlt werden“, verdeutlichte sie. Oftmals scheitern Geschäftsideen am nötigen Startkapital. „Auch wenn meist nur kleine Summen benötigt werden, können die Familien sie nicht aufbringen“, sagte Antje Becker. Doch dank örtlicher Spargruppen können die Mitglieder gemeinsam Geld in die Kasse einzahlen und Kredite aufnehmen.
„Das Lachen und die Gemeinschaft, die auf den Bildern zu sehen ist, hat mich unheimlich berührt“, sagte Cornelia Veit, geschäftsführende Gesellschafterin des Bäckerhauses, bei der Präsentation der Fotos aus Äthiopien.