Kirchheim. Lange genug haben die Kommunen den Ausbau der Breitbandversorgung verschlafen. Ein Grund dafür waren auch astronomische Forderungen der Anbieter, die nahezu alle Kosten auf die Kommunen abwälzen wollten. Jetzt wollen die Kommunen in der Region Stuttgart ihre Interessen gemeinsam wahren. So bekommen sie mehr Gewicht. Plötzlich sind auch die Anbieter interessiert daran, ins Geschäft zu kommen.
Die Deutsche Telekom hat beispielsweise signalisiert, 600 Millionen Euro in den Breitbandausbau der Region Stuttgart zu investieren. Sie würde sogar weitere 500 Millionen draufpacken. Voraussetzung ist, dass Region, Landkreise und Kommunen ebenfalls 500 Millionen Euro in die Hand nehmen - zum eigenen Vorteil.
Einzelne Kommunen treten zwar nicht direkt der regionalen Service- und Dienstleistungs-GmbH bei. Aber sie können sich über ihre jeweiligen Kreiszweckverbände beteiligen. Der Gemeinderat hat deshalb beschlossen, dass Kirchheim dem Zweckverband Breitbandversorgung des Landkreises Esslingen beitreten soll. Der Beitrag der Stadt liegt bei knapp 10 000 Euro im Jahr. Ihr Anteil an den 500 Millionen Euro lässt sich noch nicht beziffern.
Für Kirchheim liegen Schwerpunkte auf den Gewerbegebieten Kruichling und Bohnau sowie auf der Breitbandversorgung der Schulen, wie Bürgermeister Stefan Wörner ausführt. Er verspricht auch eine rasche Umsetzung: „Wir werden schon 2019 die ersten Bagger in Kirchheim sehen, die Glasfaserkabel verlegen.“
Insgesamt lassen sich die Ziele aber nicht so schnell umsetzen: Bis 2025 sollen 50 Prozent aller Haushalte über schnelles Internet verfügen, bis 2030 immerhin 90 Prozent. Das war den meisten Stadträten dann doch nicht schnell genug, wenn es ums schnelle Internet und um den schnellen Wissens- und Informationsaustausch gehen soll.
Andreas Kenner (SPD) beklagte noch humorvoll, dass schon allein das Wort „Zweckverband“ nicht so sehr nach Geschwindigkeit klinge. Bettina Schmauder (Freie Wähler) verwies darauf, dass die Breitbandversorgung genauso zur Infrastruktur gehöre wie fließendes Wasser, Entsorgung oder der Straßenbau. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker konnte sich deshalb einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: „Die Privatisierung ist nicht immer ein Vorteil. Wenn die Wasserversorgung privatisiert wird, gibt es wohl auch nicht mehr immer und überall gleich Wasser.“Andreas Volz