Kirchheim
350 Besucher singen Dankeschön

Konzert Klatschen, Mitsingen, Tanzen: Alt und Jung feiern „Olaf, der Flipper“ und dessen Tochter Pia. Beide sorgen in der Stadthalle Kirchheim für allerbeste Stimmung. Von Sabine Ackermann

Es war ein kluger Schachzug, mit dem Lied zu beginnen, das bereits im Jahr 2009 zum 40-jährigen Jubiläum der Flippers auf einem Medley-Album herauskam und in diesem Jahr vorwiegend bei der Jugend durch die Decke geht. Egal wo – keine Party, keine Abi-Feier ohne „Wir sagen Dankeschön – 40 Jahre die Flippers“. Und auch in Kirchheim zündet der Titel. Bereits bei den ersten Zeilen katapultiert es den Großteil des Publikums aus den Sitzen, insbesondere die Jugend singt mehr oder weniger begabt mit – und den Star des Abends freuts: „Ihr seid ja hammermäßig drauf.“

Wobei: Zu „Olaf, der Flipper“ passt das Wort „Star“ nicht wirklich, bringt er doch nicht die dazugehörigen Allüren mit, ganz im Gegenteil. Erfolgreich und bodenständig, das trifft’s bei dem geerdeten Schlagersänger aus Diedelsheim, einem Ortsteil Brettens, eher. Nachdem die „Tausend rote Rosen“ musikalisch ihre weiblichen Besitzer gefunden hatten, geht es auf große Reise nach „Mexiko“ – gängige Lieder im 4/4-Takt, die einige Zuschauer zum Tanzen animieren. „Ich singe vor und die Männer mir nach“, lotet Olaf beim 1969 komponierten Klassiker „Weine nicht, kleine Eva“ geschlechtergetrennt aus, wer beim Refrain die Nase vorn hat. Selbst wenn die Frauen stärker waren, diplomatisch fällt der Kultsänger, der privat auch mal Rammstein hört, sein salomonisches Urteil: Remis.

Plötzlich hört man aus den hinteren Reihen: „Dankeschön, Dankeschön …“, eine Gruppe junger Männer, flaniert von wenigen Mädchen, fordert lautstark ihr Lieblingslied ein. Nicht zum letzten Mal, fortan zieht sich dieser Ruf wie ein roter Faden durch das Konzert … und was macht Olaf, der Flipper? Er nimmt es gelassen, singt den Refrain und fährt mit dem Stück „Ein Herz aus Schokolade“ fort.

 

Ihr seid ja hammermäßig drauf.
Olaf Malolepski
über das Kirchheimer Publikum

 

Dann betritt Pia die Bühne. Es klingt schön, wenn Vater und Tochter gemeinsam „Zwei wie wir“ oder „Bolero“ im Duett singen. Und auch Pia kommt an. Ihre Lieder „Italienische Sehnsucht“ und „Dem Himmel so nah“ präsentiert sie wie ihr Schlagermedley mit Esprit und Dynamik – taff zeigt sich die 40-Jährige besonders beim Bändigen des männlichen Publikums, als die mal wieder nach „Dankeschön“ gieren. „Jungs! Zuhören! Setzen!“, haut sie knackig raus und erklärt: „Habe ich bei Martin Rütter gelernt!“ Und sie hat Erfolg damit, denn für kurze Zeit herrscht Ruhe.

Anschließend wird’s romantisch. „Liebe ist mehr als nur eine Nacht, hast du darüber schon mal nachgedacht?“, kommuniziert Olaf dezent mit seinem weiblichen Gegenüber. Seine warme Stimme hat sich in den Jahrzehnten kaum verändert. Nicht zu laut, nicht zu leise, ohne überbordende Dramatik oder sonstigen Schnickschnack, präsentiert er seinen launigen Retrospaß wie „Lotosblume“ oder „Maskenball“ für junge, mittlere und ältere Nostalgiker.

Quasi als schlagerliebende Zweckgemeinschaft sind Christoph, Thomas, Tatjana sowie Karin mit Mama Charlotte aus Landsberg am Lech angereist. Weitere Hardcore-Fans wie die 63-Jährige Gisela, die 23-Jährige Klara sowie das Generationen-Trio Esther, 89, Cornelia, 59 und Nicole, 31 Jahre alt, kommen aus München, Fellbach und Esslingen. Bedeutend näher hatte es Kurt Mundele. Der 75-Jährige aus Owen outet sich als langjähriger Freund der Flippers und überreicht Olaf während des Auftritts sein selbstgemaltes Bild von der „Roten Sonne von Barbados“. Selbst der eindeutig von Männern ausgesprochene Wunsch: „Olaf, wir woll’n ein Kind von Dir“, bringt die sympathische Schlagerlegende nicht aus der Fassung. Respekt an beide Künstler, Pia und Olaf Malolepski, wie sie trotz der etwas ungestümen Jungs, die aber immer im grünen Bereich blieben, gesangstechnisch stets auf hohem Niveau bleiben und ihr Programm professionell über die Bühne bringen. Fazit: Ein unvergessenes Konzert, was die Menschen auf und vor der Bühne betrifft.