Kirchheim. Da hat am Dienstag alles wie am Schnürchen funktioniert, freut sich Falknerin Sandra Hildebrandt aus Albershausen. Zwei vorwitzige Turmfalken haben sich aus ihrem Nest am Kirchheimer Schloss zu weit vorgewagt und sind in den Graben gepurzelt. „Vielleicht haben sie gerangelt oder gespielt, am Nest kann es nicht gelegen haben, es war groß genug, es war optimal“, lobt die Fachfrau die Baukunst der Vogeleltern. Erfreulich für die putzigen Kerlchen: alle Knochen sind heilgeblieben, weshalb sie nicht von Hand aufgepäppelt werden müssen, sondern zurück in den Schoß der Eltern und zu ihren Geschwistern gebracht werden konnten. Die Falknerin hat nicht nur Flügel, Rumpf und Beinchen auf Brüche und Verletzungen geprüft, sondern auch den Rachenraum auf mögliche Parasiten unter die Lupe genommen.

Eine Mitarbeiterin im Schloss kannte glücklicherweise die Notfallnummer des Greifvogelzentrums „Falconis Filstal“ und hat dort angerufen, als sie die Misere entdeckt hat. Anhand der Handyfotos konnte Sandra Hildebrandt schon eine erste Prognose wagen: Die zwei etwa knapp drei Wochen alten Falkenbabys schienen den Sturz gut überlebt zu haben. Das stellte sich als richtig heraus. Allerdings waren sie noch zu klein, um selbständig überleben zu können. „Wenn irgend möglich schauen wir, dass die Kleinen wieder zu den Eltern kommen“, sagt die Falknerin.

Gefragt war daraufhin die Freiwillige Feuerwehr Kirchheim. Zunächst musste sie das Nest in den vielen Nischen und Ritzen des alten Gemäuers finden. Die Drehleiter konnte nicht zum Einsatz kommen, weshalb Leitern zum Einsatz kamen. „Die restlichen Geschwister wurden relativ schnell entdeckt“, freut sich Sandra Hildebrandt. Ebenso darüber, dass die Feuerwehr „total offen“ reagiert hat und auch die Kosten für die Aktion übernimmt. „Das war eine tolle Zusammenarbeit auf allen Ebenen“, lobt die Falknerin. Für sie ist ihre Arbeit gelebter Artenschutz. Vergangenes Jahr hat sie über 100 Vögel gerettet. „Dieses Jahr sind wir schon doppelt so viel im Einsatz“, erzählt sie. Als möglicher Ursache nennt sie das nasse, kühle Wetter.
Die Notfallnummer des Greifvogelzentrums – es basiert auf Spenden – lautet 01 78/1 11 29 54. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.greifvogelzentrum-filstal.de.