Kirchheim
Action am Bürgersee: Ackern für Badegäste und Ringelnattern

Umwelt An den Bürgerseen sorgen Mitarbeiter von Bauhof und Grünflächenamt für Lichtblicke in der „grünen Wand“, auch Bäume auf der Insel im Unteren See werden gefällt. Das ist gut für Mensch und Tier.  Von Thomas Zapp

Allein auf einer idyllisch gelegenen Insel: Was sich idyllisch anhört, bedeutet für Christina Widmann harte Arbeit. Denn die Mitarbeiterin des Kirchheimer Bauhofbetriebs muss den Baumbestand auf dem Mini-Eiland mitten im unteren Bürgersee dezimieren. „Für zwei Personen wäre es dort wohl zu eng“, sagt Eberhard Müller, Leiter des Grünflächenamtes. Denn wenn der Baum fällt, darf niemand im Wege stehen. So ist es an Christina Widmann, die Bäume auf dem Inselchen zu fällen und anschließend an einem Seil festzubinden, damit sie ihre Kollegen am Ufer per Winde aus dem Wasser ziehen und dann mit dem Schlepper dem Häcksler zuführen können. 

„Rund drei bis fünf Kubikmeter werden es bestimmt“, schätzt Eberhard Müller. In dem Umfang habe es vermutlich seit den 60er-Jahren keine Forstarbeiten mehr an den Seen gegeben. „Auf den alten Fotos gab es noch gar keinen Bewuchs, da waren nur ein paar Pappeln zu sehen“, sagt er. Seitdem hat sich die Natur dort ordentlich ausgebreitet. Heute wachsen an den Seen vor allem Schwarzerlen, Weiden, Eschen und auch etwas Ahorn.
Hinzu kommen zahlreiche Gräser wie Seggen oder Mädesüß. Auch die Sumpfschwertlilie siedelt sich gerne an ruhenden Gewässern an. Die „energetische Nutzung“ des Uferbewuchses ist aber nicht nur ein erwünschter Nebeneffekt. Hauptsächlich geht es in diesen Tagen darum, die „grüne Wand“ rund um die Seen zu unterbrechen. Darüber freuen sich zum einen die Badegäste und Spaziergänger, denn im Frühjahr und Sommer ist vom Wasser wegen der „Wand“ kaum etwas zu sehen. Das wird sich nun ändern. 

Zum anderen sollen die neuen „Lichtblicke“ auch der Artenvielfalt in, an und um den Seen zugute kommen. Viele Tiere mögen keinen Schatten, wie etwa die Ringelnatter. „Für die haben wir zusätzlich noch einen stattlichen Haufen aus den Holzschnitzeln der Uferbäume angelegt, als Brutplatz“, sagt Eberhard Müller. Überhaupt wird bei den Arbeiten besonderes Augenmerk auf die Tierwelt gelegt. „Wir halten die Fällzeiten ein und achten auf Totholz, das als Nistplatz dient, das lassen wir stehen“, erklärt Eberhard Müller. Die Arbeiten finden in enger Absprache mit den hiesigen Vertretern der Naturschutzorganisationen Nabu und BUND statt.

Die Wasserqualität wird ab Mai wieder getestet und bekannt gegeben, wer sich abhärten will, darf aber schon jetzt ins kühle Nass springen. Wann auch immer: Die Badegäste dürfen sich auf neue Aus- und Einblicke freuen, außerdem ist auch der Holzsteg erneuert worden. Und noch etwas steht fest: Christina Widmann wird dann auf jeden Fall nicht mehr auf der Insel anzutreffen sein, auch wenn es dort noch so idyllisch ist. Für die Kollegin haben die Mitarbeiter der Stadt eigens ein Ruderboot „gechartert", sodass sie nach getaner Arbeit trockenen Fußes an Land kommen kann. Die freundliche Leihgabe kommt vom Fischereiverein Kirchheim, die normalerweise in den Fließgewässern der Teckstadt aktiv sind.  

Info  Die Arbeiten am Ufer des Mittleren und Unteren Sees sollen bis spätestens 28. Februar abgeschlossen sein.