Wenn sich das Leben überwiegend zuhause abspielt, dürfte vor allem das Bad einen größeren Stellenwert einnehmen als bisher: Zumindest müssten die Appelle zum regelmäßigen und besonders gründlichen Händewaschen inzwischen so ziemlich bei jedem angekommen sein.
Mögliche Befürchtungen, dass deswegen das Abwasser mit Resten von Desinfektionsmitteln durchsetzt sein könnte, zerstreut Rainer Hauff, der Geschäftsführer des Gruppenklärwerks Wendlingen, allerdings umgehend: „In der Menge, in der es die Leute kriegen und in der sie es verwenden können, sehe ich das nicht als Problem.“ Schwierig wäre es erst dann, wenn ein industrieller Großbetrieb regelmäßig Desinfektionsmittel in rauen Mengen ins Abwasser kippen würde.
Trotzdem will Rainer Hauff nicht zum übertriebenen Griff nach dem Desinfektionsfläschchen raten: „Das Mittel soll die Biologie auf der Haut zerstören. Das macht es dann aber auch im Kanal.“ Der Unterschied: Die Biologie auf der Haut soll als schädlich bekämpft werden. Die Biologie im Kanal dagegen ist nützlich und erwünscht, weil sie Zersetzungsprozesse beschleunigt.
Zersetzung ist das Stichwort für ein Thema, das wie kaum ein anderes die Coronakrise beherrscht: Klopapier. Auch in diesem Fall gibt Rainer Hauff Entwarnung, was das Gruppenklärwerk betrifft: „Dadurch, dass die Leute Klopapier horten, haben eigentlich alle mehr als genug davon zuhause.“ Deswegen lande auch in der Kanalisation überwiegend das ganz normale Klopapier - wie eh und je.
Küchenrollen oder Papiertaschentücher als Ersatz? „Wer das verwendet, hat vor allem selbst ein Problem“, sagt Rainer Hauff und erklärt: „Zuhause hat die Leitung den kleinsten Durchmesser. Wenn es also zu Verstopfungen kommt, dann beginnt das im eigenen Rohr.“ Andere Papiertücher sind reißfester als Klopapier und sorgen deswegen auch schneller für einen verstopften Abfluss.
Kartoffelsalat ist nichts fürs Klo
Noch schlimmer seien feuchte Toilettentücher, meint Rainer Hauff. Diese würden nur noch von Feuchtpflegetüchern für Babys übertroffen. Da besteht sogar die Gefahr, dass außer den Rohren auch die Kanäle verstopfen. Das alles gehört also nicht über die Toilette, sondern über den Hausmüll entsorgt - auch im eigenen Interesse. Unabhängig von der aktuellen Pandemie sei auch in normalen Zeiten nichts in eine Toilette zu werfen, was da nicht reingehört: „Im Klo hat auch kein verdorbener Kartoffelsalat etwas zu suchen. Der gehört in Zeitungspapier und in die Biotonne.“
Für die Mitarbeiter des Gruppenklärwerks ändere sich durch Corona zunächst einmal nichts an den Hygienevorschriften: „Die gelten bei uns schon seit 50 Jahren.“ Dazu zähle das Duschen im Betrieb. Auch die Arbeitskleidung wird am Arbeitsplatz gewaschen. Dennoch gibt es die gleichen Änderungen wie in vielen anderen Unternehmen: Homeoffice, wo es möglich ist, keine großen Versammlungen im Aufenthaltsraum sowie Arbeiten in A- und B-Teams.