Zweck erfüllt: Die leuchtenden Warnwesten warnen Autofahrer tatsächlich, wenn diese morgens den Zebrastreifen an der Kirchheimer Alleenschule passieren – zwischen Krone-Kreisel und Einmündung der Hahnweidstraße in die Jahnstraße. Seit zwei Wochen positionieren sich dort „Verkehrshelfer“, die man früher mal als „Schülerlotsen“ kannte. Bei Bedarf stellen sich die Helfer auf der Fahrbahn in den Weg und breiten beide Arme aus – mit Unterstützung durch eine Kelle –, um Autofahrer anzuhalten und Schüler auf dem Zebrastreifen die Straße sicher überqueren zu lassen.
Das Konzept geht auf: Die Autofahrer bremsen ab und fahren danach viel langsamer weiter. Teilweise lösen bereits die Warnwesten diesen Effekt aus, wie Schulleiter Thorsten Bröckel bei einem Termin vor Ort berichtet: „Die Autofahrer nähern sich dem Zebrastreifen sehr viel vorsichtiger als bisher – allein weil da jemand mit leuchtender Warnjacke steht.“
Dabei wäre das streng genommen gar nicht nötig, wie Wolfgang Gorazdza – einer von derzeit 13 Schulweghelfern an der Alleenschule – erläutert: „Ich finde es faszinierend, wie die Autofahrer reagieren. Die meisten machen das super toll. Aber manche sind fast schon ein bisschen zu ängstlich. Wenn wir auf dem Gehweg sehen, mit dem Rücken zur Fahrbahn, dürfen die ganz normal weiterfahren.“ Der Respekt vor den „Uniformierten“ ist also auf jeden Fall vorhanden. Wolfgang Gorazdza zufolge gilt das sogar für ältere Schüler, die auf dem Gehweg mit dem Rad unterwegs sind: „Die werden dann auch langsamer oder steigen sogar ab – obwohl sie ja auf dem Gehweg radeln dürfen, wenn sie noch keine zehn Jahre alt sind.“
Wozu braucht es überhaupt Schulweghelfer? Morgens zur ersten Stunde ist es im Winter noch stockdunkel. Deshalb fühlen sich viele Eltern unwohl, wenn sie ihr Grundschulkind alleine auf den Weg schicken würden. Sie begleiten die Kinder also gerne bis zum Schulhof. Seit es die „Lotsen“ gibt, sieht das schon anders aus, wie Schulleiter Bröckel festgestellt hat: „Da gehen viele nur noch bis zum Zebrastreifen mit und lassen sie dann alleine weitergehen. Das letzte Stück Weg ist jetzt ja sicher."
Morgens hat es jeder eilig
Was es allerdings trotzdem noch gibt, sind Eltern, die ihre Kinder nicht zu Fuß begleiten. Sie kommen mit dem Auto und lassen ihre Kinder direkt an der Schule aussteigen, an der Jahnstraße. „Wir sind gezwungen, uns in solchen Fällen die Autonummern zu notieren“, sagt Wolfgang Gorazdza. Das liegt nicht etwa an einer „Sheriff-Mentalität“ der Verkehrshelfer, sondern daran, dass solche Eltern die Gefahr auf dem Schulweg vergrößern: „Wenn da jemand mitten auf der Straße anhält, versuchen die Autofahrer dahinter, möglichst schnell vorbeizukommen. Morgens im Berufsverkehr hat es ja jeder eilig.“
Claudia Martin, Elternvertreterin einer Klasse, die das Projekt mit Unterstützung der bisherigen Elternbeiratsvorsitzenden Stefanie Rau und in Kooperation mit der Verkehrswacht initiiert hat, stellt auch bei erwachsenen Fußgängern fest, dass die es oft besonders eilig haben: „Die wollen immer ganz schnell alleine über die Straße gehen. Aber auch die sollten warten, bis die Schulweghelfer den Zebrastreifen für sie freigeben. Die haben da ja auch eine wichtige Vorbildfunktion für unsere Kinder.“ Außer der größeren Sicherheit für die Schüler der Alleenschule bringt das Projekt aber auch den Autofahrern Vorteile, wie Thorsten Bröckel erklärt: „Die Helfer warten ja, bis ein paar Kinder zusammengekommen sind, und sperren die Straße dann gleich für eine größere Gruppe von Fußgängern. Es gehen also nicht dauernd Kinder über die Straße – was für den Verkehrsfluss dienlich ist.“
Zwei Schichten gibt es jeden Tag – von 7.20 bis 7.40 Uhr und von 8.10 bis 8.30 Uhr. Für jede Schicht braucht es zwei Leute. Derzeit haben alle Helfer also zwei Schichten pro Woche. Deshalb freuen sich die Initiatoren über weitere Mitstreiter. Mitmachen kann, wer an der Schulung in der Alleenschule teilgenommen hat. Interessierte können sich per E-Mail an die Adresse Schulweghelfer-Alleenschule@gmx.de melden oder auch telefonisch an der Schule unter der Nummer 0 70 21/97 04 10.