Im Brandfall waren auch im 18. Jahrhundert die Frauen gefragt: Die Württembergische Landesfeuerordnung von 1752 teilte sowohl Männer als auch Frauen zum Lösch- und Rettungsdienst ein, wenn irgendwo im Ort ein Haus in Flammen stand. Alle Einwohner, und damit auch die Frauen, mussten einen Ledereimer vorhalten, um im Notfall eine Eimerkette zu bilden, wie Helmut Eiting, Vorsitzender des Kirchheimer Feuerwehrmuseums, erzählt. Gerade in Städten wurde jede helfende Hand gebraucht, um zu verhindern, dass die Flammen wegen der dichten Bebauung auf umliegende Gebäude übergriffen. Und so eilten auch in Kirchheim die Frauen zum Einsatzort, um Schlimmeres zu verhindern.
Bei der Feuerwehr spielten weibliche Mitglieder trotzdem lange keine Rolle. 1849 wurde in Kirchheim zwar die Feuerwehr gegründet, ihre Mitglieder rekrutierten sich aber fast ausschließlich aus der männlichen Turnerschaft. „Die Sportler brachten die aus damaliger Sicht erforderliche Fitness und Kraft für die Brandbekämpfung mit“, so Eiting. So sollte es noch fast 150 Jahre dauern, bis 1998 die erste Frau zu den Kirchheimer Kameraden stieß.
In anderen Teilen Deutschlands war man da schneller. Schon 1917 berichtete die Zeitschrift „Der Feuermann“, dass in Thüringen 33 Männer und 33 Frauen die Feuerwehr bilden. Rings um die Teck zählten zumindest die Floriansjünger in Ohmden und Bissingen bereits in den Achtzigerjahren jeweils eine Frau in ihren Reihen.
Laut der vom Bundesfamilienministerium herausgegebenen Forschungsreihe „Mädchen und Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr“ stand das „schwache“ Geschlecht vor allem in Kriegszeiten an der Spritze, wenn die Männer weit weg an der Front waren. In Kirchheim gab es im Zweiten Weltkrieg aber noch genügend ältere Herren, außerdem wurden in der Hitlerjugendfeuerwehr junge Männer auf die Aufgaben in den Einsatzabteilungen vorbereitet. „Sie traten mit 17 in die Einsatzabteilung ein, die damit selbst im Krieg über so viel Personal verfügte, dass es in Kirchheim keine Feuerwehrfrauen brauchte“, weiß Helmut Eiting.
Die körperliche Beanspruchung war hoch: Viele Ausrüstungsgegenstände, wie Leitern und Motorpumpen, bestanden aus schwerem Holz und Stahl. Die Fahrt hinter dem Steuer der großen Einsatzfahrzeuge war ohne Servolenkung selbst für gestandene Männer ein Kraftakt. „Zudem waren damals die Menschen, also auch die Frauen, physisch deutlich schmächtiger“, sagt Eiting. „Heutzutage bringen Frauen ganz andere körperliche Voraussetzungen mit. Sie sind leistungsfähiger.“ Auch sind viele Ausrüstungsgegenstände deutlich handlicher und damit auch für weibliche Feuerwehrleute leichter bedienbar geworden.
All das hat sicherlich dazu beigetragen, Frauen den Weg in die Rettungsorganisation zu ebnen. Ausschlaggebend wird aber auch der demografischen Wandel und das wachsende weiblichen Interesse an der Wehr gewesen sein. Allerdings war in den Landesfeuerwehrgesetzen der westlichen Bundesländer bis in die Siebzigerjahre eine Feuerwehrmitgliedschaft nur für Männer verankert, wie es in der Studie heißt. Selbst als Frauen in den Siebzigerjahre zugelassen wurden, durften sie als „Feuerwehrhelferinnen“ oft nur den Funk bedienen, die Kameraden versorgen, Erste Hilfe leisten oder den Verwaltungsdienst übernehmen. Grund: Die Feuerwehr-Unfallkasse versicherte sie nicht. Diese Zeiten waren in Kirchheim 1996 endgültig vorbei. Damals traten drei Mädels in die Jugendfeuerwehr ein, von denen 1999 zwei in die aktive Wehr wechselten. 1998 nahmen die Kirchheimer Kameraden die allererste Frau in ihre Einsatzabteilung auf. Heute sind Feuerwehrfrauen in der Teckstadt eine Selbstverständlichkeit, und einige von ihnen haben sogar die Ausbildung zum Gruppenführer durchlaufen.