Annähernd 50 Bürgerinnen und Bürger hatten sich am Volkstrauertag am Ehrendenkmal für die gefallenen Soldaten zur zentralen Gedenkveranstaltung der Stadt eingefunden. Die Stadtkapelle und der Liederkranz umrahmten die Veranstaltung musikalisch, Schülerinnen und Schüler des Ludwig-Uhland-Gymnasiums trugen Gedichte bei.
Pfarrerin Iris Sönning als Vertreterin der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim wandte sich in ihrer Ansprache an die Gekommenen: „Es gab eine Zeit, da wurde – und wird immer noch – die Schar derer, die sich am Volkstrauertag auf den Friedhöfen an den Gedenksteinen versammelten, immer kleiner“, sagte sie. „Ja es sah so aus, als ob nach einem dreiviertel Jahrhundert nach Ende des Zweiten Weltkriegs kein Platz mehr für dieses Erinnern und Gedenken wäre.“
Doch mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine gebe es plötzlich mitten in Europa einen neuen Krieg, der bis hinein in die Schulklassen Angst und Entsetzen auslöse. Seit dem 7. Oktober sei man auch noch mit dem „barbarischen Überfall der Hamas auf Israel und den dadurch ausgelösten Krieg im Gaza-Streifen mit vielen umgebrachten oder verschleppten Zivilisten konfrontiert“.
Von vielen höre sie seither, dass sie es fast nicht mehr aushalten, diese Nachrichten zu hören oder zu sehen. „Der Krieg mit all seinen hässlichen Fratzen ist uns in diesen Tagen allen wieder ganz nah“, sagte Iris Sönning. Dieser Gedenktag sei eingerichtet worden, um das verursachte Leid nie zu vergessen, und um sich für den Frieden und die Verständigung der Völker einzusetzen. Wo Menschen aufeinander zugehen, sich füreinander interessieren, könne Verständnis entstehen, und damit ein Stück Frieden.
Kirchheims Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader sagte, es gelte „an diesem Tag nicht nur der Vergangenheit zu gedenken, sondern auch eine Brücke zu schlagen zwischen den Lehren der Geschichte und den Herausforderungen unserer gegenwärtigen Zeit“.
Dunkles Kapitel der Geschichte
Er erinnerte an die vielen Millionen Menschen, die während der beiden Weltkriege durch die Folgen von Nationalsozialismus, Völkermord und Antisemitismus Leben oder Gesundheit verloren haben. „Dies ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte, das sich niemals wiederholen darf und doch gerade vor unseren Augen geschieht“, sagte er mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse. „Wahrer Friede bedarf der Verständigung und Versöhnung, des gegenseitigen Respekts und gemeinsamer Lösungen“, so das Stadtoberhaupt.
An die Anwesenden gerichtet sagt Oberbürgermeister Dr. Bader: „Deshalb lassen Sie uns nicht nur der Opfer vergangener Kriege, Gewaltherrschaften und Konflikte gedenken, sondern auch eine Verpflichtung für den Frieden, für die Wahrung der Menschenrechte und für die Schaffung einer Welt eingehen, in der jeder Mensch in Würde und Freiheit leben kann.“
Am Mahnmal für die zivilen Opfer, an dem von den Anwesenden 21 rote Rosen niedergelegt wurden, forderte Moritz Stein von der Jugendbeteiligung „BePart!“ den Zusammenhalt der Gesellschaft. Der Volkstrauertag solle an all die Menschen erinnern, die unter Krieg und Verfolgung schreckliche Erfahrungen machen mussten oder ihr Leben verloren haben, „weil sie nicht in den Rahmen gepasst haben, den sich einige ausgedacht haben – damals wie heute“, richtet er seine Worte an die Versammelten. Gerade in dieser Zeit sei es wichtig, als Gesellschaft zusammenzustehen gegen die, die sie zu zersetzen versuchen, egal aus welchen Motiven.