Stadtgespräch – wenn jemand zum gleichnamigen Forum des Kirchheimer Bürger-Treffs etwas beizutragen hat, dann Michael Holz. Was der Gastronom in den vergangenen Jahrzehnten alles ge-, be- und umgetrieben hat, ist so legendär wie die einzelnen Namen, die damit verbunden sind. Eine kleine Auswahl: Klamotte Jesingen, Germania, Wunderbar, Villa, Bären, Schinderhannes, Hutteninsel, 3K(önig), Stadtkino. Wer auch immer seit den 1980er-Jahren in Kirchheim zu tun gehabt hat, wird mit den meisten dieser Namen auch eine persönliche Geschichte verbinden können.
Die prägendste Zeitspanne dürften „20 Jahre Bären“ gewesen sein, bis Ende 2015. „Das war eine Wahnsinnszeit, dafür schlägt mein Herz heute noch“, sagt er beim „Stadtgespräch“ in der Linde. „Der Bären war nicht nur ein Treffpunkt für viele Stammgäste. Er war für Mitglieder des Gemeinderats auch eine Art Ratskeller.“
Nach der Gipserlehre stellte „Micha“ schnell die Weichen in Richtung Gastronomie. „Das war eher mein Ding. Ob Villa oder Bären – ich habe das immer auch gelebt.“ Eine Anekdote aus der Anfangszeit: „Zusammen mit einem Kumpel habe ich samstags auf dem Bau gearbeitet. Am Abend davor waren wir immer in der Germania. Und da haben wir irgendwann gesagt: ,Das ist doch Quatsch – was wir morgen verdienen, geben wir heute schon aus’.“
Vielleicht war das die Initialzündung, um künftig Beruf und Kneipenabend in Einklang zu bringen. Vieles, was Michael Holz in die Hand genommen hat, war richtig gut – und erfolgreich. Aber nicht alles, es gab auch Flops: „Wir hatten einmal die Aktion ,Sieben Stunden 007’ – mit James-Bond-Filmen als Open-Air-Kino. An dem Abend hat es aber nur geregnet. Es war eine wetterbedingte Pleite.“
„Wenn’s läuft, ist alles toll“
Ähnlich schwierig war es für ihn als Mitveranstalter der Musiknacht: „Wenn’s läuft, ist alles toll. Aber wer will eine Musiknacht absagen, weil schlechtes Wetter angesagt ist?“ Die Musiknacht ist ein gutes Beispiel für das Berufsleben von Michael Holz: „Das hat sich halt so entwickelt“, sagt er. „Anne Kenner und ich haben irgendwann das Organisatorische von Werner Dannemann übernommen. Es ist dann immer größer geworden, weil immer mehr Leute mitmachen wollten – Musiker und Gastronomen.“
Was sich parallel entwickelt hat: „Wir mussten die Innenstadt sperren und den Einlass kontrollieren. Anders funktioniert es leider nicht. Aber man glaubt kaum, wie viele Leute Ausnahmeregelungen brauchen, weil sie genau an diesem einen Abend umziehen.“
Die Musiknacht und das Absperren der Altstadt zeigen auch ein Dilemma auf, das Gastronomen haben: „Es ist nicht so, dass das, was wir machen, jedem gefällt.“ So bleiben auch die Geschichten nicht aus, wie die Polizei Michael Holz mit auf die Wache nehmen wollte. Er hat dann immer gesagt: „Das geht nicht. Ich kann hier nicht weg.“ Und das stimmte, denn als veranstaltender Wirt war er der einzige, der wirklich für Ordnung sorgen konnte.

Einmal, in der Villa, ging es besonders turbulent zu: „Da war Rammstein bei uns. Die waren damals erst im Kommen. Ich habe die noch gar nicht gekannt. Aber die hatten von Anfang an eine Macke.“ Die Lautstärke war das eine, die Pyrotechnik das andere: „Da hat es plötzlich auf der Tanzfläche gebrannt, sodass ich mit dem Feuerlöscher eingreifen musste.“ Und auch die Lautstärke hat er schließlich, nach Intervention der Polizei, persönlich in den Griff bekommen: „Dem Mann am Mischpult habe ich den Saft abgedreht.“
130 Mitarbeiter hat Michael Holz zeitweise beschäftigt, auch für das Weindorf oder für einzelne Catering-Aufträge, etwa in der Stadthalle. Das Weindorf war ihm jahrelang ein ähnliches Herzensanliegen wie der Bären. Aus gesundheitlichen Gründen hat er sich von fast allem zurückgezogen. Trotzdem hat er noch Ideen: „Das Stadtkino ist eigentlich zu groß. Das lässt sich im Winter kaum heizen. Ein idealer Veranstaltungsort wäre das Central.“ Sollte sich daraus noch etwas ergeben, setzt Michael Holz – wie so oft – auf eine Kooperation mit vielen anderen: „Wenn einer was macht, profitieren auch alle anderen davon, weil durch die eine Veranstaltung so viele Leute in die Stadt kommen, dass die sich verteilen müssen.“
Teamarbeit als Antrieb
Das Miteinander ist das Wichtigste, vor allem, wenn er über die Frage sinniert: „Warum habe ich das alles gemacht?“ Er habe so viel übernommen, weil er so schlecht Nein sagen kann. „Aber selbst wenn sich eine Veranstaltung trotz der vielen Arbeit noch nicht einmal finanziell gerechnet hat: Wenn wir danach mitten in der Nacht mit dem ganzen Team zusammensitzen konnten und sich alle gefreut haben – das war dann Entschädigung genug.“
Die Gemeinschaft stellt er über alles, und das gilt auch für sein gesellschaftliches Engagement, ob als ehrenamtlicher Richter beim Verwaltungsgericht, als Stadtrat in Kirchheim oder als Kreisrat in Esslingen. Also wirbt er auch dafür, bei den Kommunalwahlen im Juni zu kandidieren: „Wenn man sich dafür interessiert, kann das Spaß machen. Und die Tätigkeit für das Gemeinwohl gibt ein gutes Karma, glaube ich.“