Kirchheim. Unter dem Motto „Wir müssen reden!“ bleiben am Dienstag, 18. Juni, viele Zahnarztpraxen in Baden-Württemberg für Behandlungen geschlossen. Auch Kirchheimer Praxen beteiligen sich in unterschiedlicher Form an der Aktion. Anstatt eines normalen Behandlungstags finden vielerorts sogenannte „Sprechtage“ statt, bei denen Zahnärztinnen und Zahnärzte mit Politikerinnen und Politikern sowie interessierten Patientinnen und Patienten über die Auswirkungen der aktuellen gesundheitspolitischen Entscheidungen und deren Belastungen auf die zahnmedizinische Versorgung vor Ort ins Gespräch kommen.
„Wir brauchen schnell bessere Rahmenbedingungen, damit sich auch künftig genügend junge Zahnärztinnen und Zahnärzte niederlassen wollen und die Versorgung der Versicherten dauerhaft und flächendeckend gesichert bleibt“, erklärt Dr. Torsten Tomppert, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg und Präsident der Landeszahnärztekammer, der betont, dass die zahnmedizinische Versorgung aktuell noch gut sei. Zahnärztliche Praxen stünden jedoch durch viele Faktoren wie gestiegene Material-, Personal- und Energiepreise unter großem Druck. Immer umfangreichere bürokratische Vorgaben würden wertvolle Arbeitszeit binden: Für die überbordende Bürokratie wende eine Zahnarztpraxis im Schnitt über 24 Stunden pro Woche auf – Zeit, die für die Behandlung der Patientinnen und Patienten fehlt. Das habe eine aktuelle Auswertung von Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung und Bundeszahnärztekammer ergeben.
Gleichzeitig werde die wirtschaftliche Situation vieler Praxen immer schwieriger. Durch die Budgetierung seien die zahnärztlichen Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung gedeckelt. Das bedeute konkret, dass erbrachte Leistungen nicht vergütet werden könnten. Für die Versicherten sei dies mit Leistungseinschränkungen und verlängerten Wartezeiten verbunden. Im privatzahnärztlichen Bereich stagniere der Punktwert der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) seit über 35 Jahren. Zahnärztinnen und Zahnärzte müssten also zu Preisen von 1988 abrechnen, während die Inflation in diesem Zeitraum um über 100 Prozent angestiegen sei.
Info Am Protesttag beteiligen sich mindestens 40 Zahnarztpraxen im Landkreis Esslingen. Ein Notdienst ist eingerichtet. Informationen gibt es unter der Nummer 0 18 01/116 116 oder unter www.kzvbw.de/patienten/zahnarzt-notdienst. In Esslingen auf dem Bahnhofsvorplatz wird es von 10 bis 14 Uhr einen Infostand geben.