Erst vor Kurzem hat Bernd Cremer, Ansprechpartner des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Kirchheim, einen Fahrradfahrer vor einem der Kirchheimer Radservice-Punkte beobachtet. „Er hat Glück gehabt, weil er nur einen Schraubendreher benötigte“, sagt Bernd Cremer. Sehr viel mehr haben drei der Stationen allerdings auch nicht mehr zu bieten. „Die Service-Stationen sind seit Langem in einem bedauernswerten Zustand, Aussicht auf Besserung scheint nicht in Aussicht. Vor allem die Luftpumpen sind, vermutlich mutwillig, demoliert worden. Dabei waren sie am meisten gefragt. Das wurde sehr gut angenommen“, erklärt Cremer.
Dieter Hutt von der „Initiative FahrRad“, Pate des Standorts Lauterradweg in Ötlingen, kann sich noch an seine Begeisterung aus dem Sommer 2017 erinnern, als insgesamt fünf Radservice-Punkte eingerichtet wurden. Eine sechste private Station von Fahrrad Kaufmann in Nabern bestand schon vorher, Karl-Heinz Kaufmann hatte die Idee damals nach Kirchheim gebracht. „Im Februar 2018 gab es in Ötlingen den ersten Vandalismusschaden“, sagt Dieter Hutt. „Er wurde nach ein paar Wochen repariert. Doch im darauf folgenden November war die Pumpe wieder kaputt, die Mitarbeiterin der Stadt war genervt.“ Die Wartung ließ in der Folge sehr zu wünschen übrig: Immer wieder gab es bei der Stadt Personalwechsel, und das Baubetriebsamt sah keine Kapazitäten zur Pflege der Stationen.
Mülltonne schützt Radstation
So hing letztlich alles vom Engagement der ehrenamtlichen Paten ab. Die Firma Keller in Jesingen, für die reine Luft Alltag ist, konnte mithilfe ihrer Techniker selbst Reparaturen durchführen. Zudem hat ein engagierter Anwohner die dortige Station mit einer schützenden Mülltonne umhüllt. Dieser Spezialfall ist auch noch immer voll funktionsfähig. „Vielleicht könnte man diese Tonne auf der Seite noch mit farbigen Hinweisen auf den Radservice-Punkt versehen“, sagt Thomas Bantzhaff, seit Oktober 2019 Mobilitätsbeauftragter der Stadt Kirchheim.
Bei der etwas abgelegenen Station an der Dettinger Straße, neben dem Bahnübergang, haben sich die Befürchtungen vor Zerstörungswut derweil nicht bestätigt: Das Werkzeug ist zwar nicht mehr ganz vollständig, und die Pumpe könnte etwas mehr Druck haben, doch die Station funktioniert im Grunde einwandfrei. Ganz anders in Ötlingen, vor der Stadtbücherei und am Ziegelwasen: Von allen drei Pumpen ist nichts mehr übrig, rostiges Werkzeug finden die Radler dort noch vor. Die Station am Ziegelwasen ist zudem zum Aschenbecher verkommen.
Thomas Bantzhaff kennt das Problem inzwischen und will die drei zerstörten Stationen im Herbst ersetzen. Allerdings mit einem deutlich größeren Modell, wie es seit Kurzem bereits vor dem Kirchheimer Schlossgymnasium steht. „Das war ein Geschenk für die wiederholte Zertifizierung als fahrradfreundliche Kommune“, sagt der Mobilitätsbeauftragte. Die Station sei nun größer und besser zu finden, das in einem Rahmen hängende Werkzeug sehe außerdem deutlich aufgeräumter aus. Das lade viel weniger zu Vandalismus ein. Das entspricht auch den Erfahrungen des ADFC, wie Bernd Cremer bestätigt: „Das große Modell ist weniger anfällig. Das kleine Modell ist jedoch genau in Fußtritthöhe.“ Auch Dieter Hutt lobt die große Ausführung als „viel aufgeräumter“. Alles hänge ordentlich beieinander, das sei „von der alten Standuhr abgeschaut“.
Hutt regt außerdem an, den Standort am Lauterradweg an die Saarstraße zu verlegen. In Ötlingen seien die nahen Bänke ein beliebter Aufenthaltsort von Jugendlichen, es gebe viel Müll und außerdem wenig Platz. „Wenn ich dort etwas am Rad reparieren will, hänge ich mit meinem Hintern halb auf dem Radweg.“ An der Saarstraße lasse sich die geräumigere Station mit einem Stadtplan für ankommende Gäste hingegen kombinieren.
Bald auch am Bahnhof?
Doch was würde der Ersatz überhaupt kosten? „Eine große Station ist für ungefähr 1500 Euro erhältlich“, sagt Thomas Bantzhaff. „Wir haben insgesamt 70 000 Euro im Jahr für solche Maßnahmen zur Verfügung.“ Da nimmt Dieter Hutt sofort den Kirchheimer Bahnhof in den Blick: „Er könnte auch einen solchen Radservice-Punkt gebrauchen. Schließlich ist die dortige Radstation nicht rund um die Uhr geöffnet.“ Thomas Bantzhaff versichert: Bei der Planung des neuen Bahnhofs werde dieser Wunsch auf jeden Fall einbezogen. Doch zuerst will er die drei zerstörten Stationen ersetzen - und das so schnell wie möglich.