Kirchheim
Anwohner hoffen, dass es mit dem Teckshop weitergeht

Nahversorgung Die bisherige Betreiberin des Ladens in der Freiwaldaustraße hört auf. Eine Nachfolge hat sich trotz aller Bemühungen noch nicht gefunden. Von Bianca Lütz-Holoch

In den Regalen stehen Lebensmittel, Drogerieartikel und Schreibwaren. Gleich neben dem Eingang gehen frische Backwaren über die Theke und ein paar Meter weiter hinten werden Pakete und Briefe entgegengenommen: Im Teckshop in der Freiwaldau­straße in Kirchheim gibt es eigentlich alles, was man fürs tägliche Leben so braucht. Noch. Denn Ende November hört die Ladeninhaberin Sylvia Benz auf. Und so sehr sie sich auch bemüht hat - einen Nachfolger konnte sie bis jetzt nicht auftreiben. Findet sich niemand, macht der Teckshop in wenigen Wochen zu.

„Die Menschen hier brauchen den Laden“, ist Sylvia Benz überzeugt. Dabei denkt sie in erster Linie an all die älteren Leute, die in dem Stadtteil zwischen Tannenbergstraße, Autobahn und Umgehungsstraße wohnen. „Viele von ihnen haben kein Auto und kommen nicht mehr alleine in die Stadt.“ Nur wenige Meter vom Rambouilletplatz entfernt befindet sich etwa ein Block mit Seniorenwohnungen. Einige der Bewohner versorgen sich noch selbst und kommen regelmäßig in den Laden - und das nicht nur des Einkaufs wegen.

„Der Teckshop ist auch ein Kommunikationszentrum“, weiß Betina Rößler vom Sozialen Dienst der Stadt Kirchheim. „Aus unserer Sicht ist er ein wichtiger Platz.“ Viele Anwohner nutzen den Laden, um unter Menschen zu kommen. So wie die beiden Männer, die an einem der kleinen Tische sitzen und Kaffee trinken. Aber auch Schüler der benachbarten Teck-Schulen holen sich hier morgens ihr Vesper, kaufen nachmittags Schulhefte, Eis oder Cola und erzählen Sylvia Benz, wenn zu Hause oder in der Schule etwas schief läuft. „Hier werden auch Sorgen und Nöte abgeladen“, sagt Betina Rößler.

Die Sozialarbeiterin Jessica Villamar Ruiz kennt das Gebiet, dessen Bewohner und die Bedeutung des Ladens. Die Geschäftsführerin des Brückenhauses arbeitet seit März nun auch als Quartiersmanagerin im Sanierungsgebiet Dettinger Weg und kümmert sich um die sozialen Belange in dem Stadtteil. „Wir haben immer noch die Hoffnung, dass sich eine Lösung auftut und sich eine Nachfolge findet“, sagt sie. Ihr liegt eine Unterschriftenliste vor, auf der rund 100 Anwohner unterschrieben haben. Sie alle fordern: „Die Nahversorgung im Dettinger Weg muss gesichert bleiben.“ Sylvia Benz weiß: „Die Menschen hoffen nun auf Unterstützung der Stadt.“

„Ein solcher Stadtteil ist auf gute Nahversorgungsmöglichkeiten angewiesen“, betont Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag. Aus seiner Sicht ist das Thema zwar in erster Linie Aufgabe der Kommune. „Das Land unterstützt die Städte und Gemeinden aber mit Förderprogrammen.“ Gute Erfahrungen habe man sowohl in Ötlingen als auch in Notzingen mit den CAP-Märkten gemacht: „Sie sind eine gute Möglichkeit, um die Nahversorgung aufrechtzuerhalten“, ist Andreas Schwarz überzeugt.

Dass am Standort des Teck­shops ein Supermarkt wirtschaftlich betrieben werden könnte, bezweifelt Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. „Dazu reichen Räume und Nachfrage nicht aus“, ist sie sicher. Dazu komme, dass Sylvia Benz viel mehr als nur Nahversorgung betrieben habe: „Sie hat eine soziale Aufgabe übernommen, die ein Wirtschaftsunternehmen nicht leisten kann.“ Aus Sicht der Oberbürgermeisterin ist es daher sinnvoll, in den kommenden Jahren für das Quartier ein Gesamtkonzept zu erarbeiten, das Nachbarschaft, Jugendsozialarbeit und Schulen berücksichtigt. „Nicht umsonst haben wir uns mit dem Dettinger Weg für das Programm ,Soziale Stadt‘ beworben.“

Dass sich ein kleiner Laden am Rambouilletplatz weiterhin tragen kann, glaubt Sylvia Benz: „Man kann davon leben“, sagt sie. Sie habe einen festen Kundenstamm, und die Postfiliale sei gefragt: „Sie ist stark frequentiert“, so Benz. Sie selbst höre aus persönlichen Gründen auf: „Ich ziehe aus Kirchheim weg.“ Elf Jahre lang hat Sylvia Benz den Teckshop am Rambouilletplatz betrieben. Früher befand sich dort eine Schleckerfiliale. Sylvia Benz hatte damals noch einen kleinen Laden nebenan. Als der Drogeriemarkt auszog, beschloss sie, sich zu vergrößern.