Ob Maki, Nigiri oder Inside-Out: Die mundgroßen Häppchen aus Japan sind zwar äußerst schmackhaft, im Restaurant in der Regel aber auch nicht unbedingt günstig. Bei ihren Workshops in Kirchheim zeigt Mikiko Thiele, wie man Sushi, Ramen und mehr in der heimischen Küche mit einfachen Mitteln nachkochen kann.
Mikiko Thiele stammt selbst aus Japan, um genau zu sein aus Fukuoka, einer Stadt an der Nordküste der Insel Kyushu. Wie es das Schicksal will, verliebt sich die junge Frau in einen deutschen Studenten, und das Paar gibt sich noch in Japan das Ja-Wort. Mit 25 Jahren verabschiedet sich Mikiko Thiele von ihrer Heimat und zieht mit ihrer Familie für sechs Jahre nach China. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern seit 18 Jahren in Kirchheim.
Das Essen in Japan ist etwas ganz Besonderes für mich.
Mikiko Thiele
Die Sprache sei eine große Herausforderung gewesen, erzählt die Japanerin. Als sie nach Deutschland kam, habe sie, bis auf einige Worte, überhaupt kein Deutsch gekonnt. „Ich war anfangs oft alleine, weil ich nicht mit den Menschen sprechen konnte. Das war ziemlich hart für mich“, erinnert sie sich. Auch die Kultur sei ganz anders als in Japan, doch sie habe sich an das Leben in Deutschland gewöhnt. Trotzdem bemüht sich die 49-Jährige, ihre Heimat so oft wie möglich zu besuchen.
Authentisch japanische Küche
Besonders vermisst Mikiko Thiele Japans reichhaltiges Fischangebot. „Die Auswahl dort ist größer, und es kann viel mehr roh gegessen werden“, so Thiele. „Das Essen dort ist etwas ganz Besonderes für mich.“ Ihre Begeisterung für Kulinarik wurde der Japanerin in die Wiege gelegt. Von ihren Eltern lernt sie, zu kochen, und findet schon in jungen Jahren Freude daran, sich an neuen Rezepten zu versuchen.
„Oft gibt es hier eher die verdeutschte Version von japanischer Küche“, stellt Mikiko Thiele fest. Das sei aber natürlich nicht schlimm, schließlich müsse es den Leuten ja auch schmecken. In Japan wird laut Thiele aber gerne simpler gegessen. Frittiertes oder in Sojasoße ertränktes Sushi ist dort eher unüblich. „Wenn man gute Zutaten hat, braucht man auch gar nicht so viel extra“, verrät sie.
Ein neues Kapitel
Für ihre Liebsten zu kochen, macht die Kirchheimerin glücklich. „Wenn ich Besuch hatte und für Leute gekocht habe, haben sie mich immer gelobt, und es hat mir großen Spaß gemacht“, berichtet Mikiko Thiele. Sie erzählt, dass sie schon lange davon geträumt habe, ihr Wissen über die japanische Küche mit anderen Menschen zu teilen.
Letztendlich ist es aber der plötzliche Tod einer Freundin, der ihr den nötigen Anstoß gibt. „Da hat es bei mir im Kopf klick gemacht“, erzählt Mikiko Thiele. „Man denkt, man hat ewig Zeit, aber eigentlich weiß man nie, wie lange man noch hat. Ich war so lange in erster Linie Mama und Ehefrau, aber ich habe endlich etwas gefunden, das ich machen möchte, und da habe ich gesagt: Jetzt bin ich dran!“
Von da an nimmt ihre Idee Schritt für Schritt Gestalt an. Die Hobbyköchin tauft ihr Herzensprojekt auf den Namen „Mikimaki“. Im vergangenen Dezember veranstaltet sie in ihrem lauschigen Häuschen mit Wintergarten den ersten von vielen Workshops. Die Entscheidung, die Workshops bei sich zu Hause anzubieten, begründet Mikiko Thiele damit, dass sie ja gar nicht gewusst habe, ob das Konzept tatsächlich Anklang findet. Räumlichkeiten zu mieten, sei schlichtweg zu riskant gewesen. Außerdem habe sie nicht einfach irgendeinen Raum gewollt. „Ich möchte einen schönen Raum, in dem man sich wohlfühlt“, betont Thiele. Anfangs habe ihr der Gedanke, fremde Menschen zu sich nach Hause einzuladen, etwas Sorge bereitet. Bisher sei es jedoch eine durchweg positive Erfahrung gewesen.
Es gibt nicht nur Sushi
Während des rund dreieinhalbstündigen Workshops lernt jeder Teilnehmer, Nigiri-Sushi und drei verschiedene Arten von Rollen anzurichten. Wer Unverträglichkeiten hat oder lieber keinen rohen Fisch essen möchte, kann das bei der Buchung ganz einfach kenntlich machen.
Sind die Sushi-Rollen fertig, wird gemeinsam gegessen und getratscht. Für die über 16-jährigen Gäste stellt Mikiko Thiele ausgewählte Weine aus der Pfalz bereit. Passt etwas nicht in den Magen, darf es am Ende selbstverständlich mit nach Hause genommen werden.

In ihrer Küche unterrichtet Mikiko Thiele jedoch nicht nur die Kunst der Sushizubereitung. Auch Frühlingsrollen- und Ramen-Workshops stehen auf dem Programm.
Nicht so großen Andrang gebe es bei den Temari-Sushi- und Gyoza-Workshops. Temari-Sushi ist eine Art jüngeres Geschwisterchen des Nigiri-Sushis. Dabei werden kleine Reisbällchen liebevoll mit verschiedenen Zutaten dekoriert. Unter Gyoza versteht man gefüllte Teigtaschen – sozusagen das asiatische Maultaschenäquivalent. „Das macht eigentlich großen Spaß, wird bisher aber leider nicht so häufig gebucht“, bedauert die Kirchheimerin.
Sushi und Wein: eine tolle Kombi
Mittlerweile hat Mikiko Thiele einen weiteren Meilenstein erreicht: Ihre erste Kollaboration. „Ich habe schnell realisiert, dass ich gerne mit jemandem zusammenarbeiten möchte“, erzählt sie. Mit Jacques’ Wein-Depot habe sie einen tollen Partner gefunden, mit dem sie am 26. September das erste Kollaborationsevent auf die Beine stellte. „Sushi und Wein: Das passt einfach gut“, schwärmt Thiele. „Japaner mögen Wein auch sehr gerne, daher hat es sich angeboten, beides zu kombinieren.“
Für die Zukunft hat Mikiko Thiele schon einige Ideen: Zum Beispiel spiele sie mit dem Gedanken, Firmenevents und besondere Formate, wie Mutter-Kind-Workshops oder reine Kinderworkshops, anzubieten. Das stehe aber noch in den Sternen. „Für mich ist das schließlich auch alles noch relativ neu“, so Thiele. „Ich möchte einen Schritt nach dem anderen machen.“
Kommende Termine und weitere Infos gibt es unter www.mikimaki-kirchheim.com

