Ein bisschen müde sind sie schon. Denn während die meisten Jugendlichen in den vergangenen Wochen aufgrund der Ferien täglich ausschlafen konnten, heißt es für die Schüler, die an der Sommerschule der Kirchheimer Freihof-Realschule teilnehmen: Wecker stellen, Ranzen packen und ab zur Schule.
Um 8.30 Uhr beginnt die erste Stunde. Am Vormittag steht für die Teilnehmer Unterricht in Mathe, Deutsch und Englisch auf dem Programm. Corinna Geltz, die eigentlich an der Werkrealschule in Weilheim arbeitet, unterrichtet die Schüler in dieser Woche in Mathematik.
Das Material für die Sommerschule konzipieren Geltz und ihre beiden Kollegen, die gemeinsam für die Sommerschule verantwortlich sind, selbst. Es wird nicht - wie beispielsweise bei den Lernbrücken - vom Land Baden-Württemberg gestellt. „Inhaltlich ist der Unterricht aber gleich geblieben“, erklärt Andreas Forro vom evangelischen Jugendwerk Kirchheim.
Die Sommerschule richtet sich vor allem an förderungsbedürftige Jugendliche. „Schüler, die nur Einser schreiben, müssen hier nicht herkommen“, sagt die junge Lehrerin. „Für alle anderen ist es nach der Corona-Krise eine riesige Chance, um sich wieder an den ganz normalen Schulalltag zu gewöhnen“, ergänzt Geltz. Dass dabei alles auf freiwilliger Basis stattfindet, ist an der disziplinierten Arbeitsweise im Unterricht deutlich zu spüren. „Die Lehrer gehen im Vorfeld auf die Schüler zu und bieten ihnen an, hier mitzumachen. Gezwungen wird natürlich niemand“, erklärt Corinna Geltz.
Aber nicht nur Schüler der 6. und 7. Klasse melden sich an. „Es gibt immer mehr Teilnehmer aus Vorbereitungsklassen, die hier deutsch üben wollen“, stellt die Mathelehrerin fest. In den sogenannten VKL-Klassen sind Schüler, die beispielsweise frisch nach Deutschland gezogen sind und daher noch nicht so flüssig deutsch sprechen können. Damla aus der Werkrealschule in Weilheim war in solch einer VKL-Klasse. „Wir sind erst vor ein paar Jahren aus der Türkei hierher gezogen“, sagt die Schülerin. Sie ist dieses Jahr schon das zweite Mal in der Sommerschule. „Der Extra-Unterricht bringt mir sehr viel, um mein Deutsch zu verbessern“, erklärt sie. „Viele sprechen in den Ferien mit ihren Familien ausschließlich in der Muttersprache, da verlernt man dann auch einiges“, fügt Corinna Geltz hinzu.
Erst Arbeit, dann Vergnügen
Doch die Sommerschule hat mehr zu bieten als lediglich Unterricht: Zuerst wird zusammen gefrühstückt, dann finden die täglichen Unterrichtseinheiten statt. Auf eine Stunde Mathe folgt für die Teenager je eine Stunde Deutsch und Englisch. Nach dem Unterricht gibt es ein gemeinsames Mittagessen, bevor es in den abenteuerlichen Teil des Tages geht: die Ausflüge.
Doch auch hier lässt die Pandemie so manche Traditionen platzen. „Wir haben eigentlich immer einen Ausflug in eine Höhle gemacht. Das geht diesmal nicht, stattdessen wandern wir zu den Bürgerseen“, sagt Andreas Forro. Er organisiert die Sommerschule und stand dieses Jahr vor vielen neue Herausforderungen. „Das Wichtigste ist, dass wir den Abstand einhalten.“ So wird beim Essen stets darauf geachtet, dass jeder genug Platz zum Anderen hat. Auch die Tische in den Klassenräumen stehen weit genug auseinander. „Das sind aber alles Dinge, mit denen wir gut arbeiten können. Ich bin froh, dass wir überhaupt alles durchziehen können“, freut sich der Bezirksjugendreferent. Um sicherzustellen, dass ein ausreichendes Angebot bereitgestellt werden kann, hat das Kultusministerium die Mittel für die Sommerschulen für dieses Jahr von bisher 750 000 Euro auf nun 900 000 Euro erhöht. Somit kann auch ein sehr beliebter Programmpunkt stattfinden: Der Nachmittag im Kletterwald. „Darauf freue ich mich am meisten“, sagt Damla. Doch das begehrte Fest am Ende der Woche mit den Eltern kann nicht stattfinden. „Dieses Jahr hört die Sommerschule dann etwas früher auf“, erklärt Andreas Forro.