Es geht voran mit dem neuen Kirchheimer Gewerbegebiet Bohnau-Süd – wenn auch in kleinen Schritten. Etwa 71 Prozent der Grundstückskäufe sind bereits notariell beurkundet. Um die Verhandlungen für die restlichen Grundstücke zu beschleunigen, hat der Gemeinderat auf Antrag der Stadtverwaltung
beschlossen, die jeweiligen Kaufpreise möglichst zeitnah auszuzahlen. „Das ist ein wichtiges Signal, auch angesichts der Inflation“: Mit diesem Argument hatte Oberbürgermeister Pascal Bader um Zustimmung zur frühzeitigen Auszahlung gebeten. Wenn die Verkäufer nicht bis 2025 warten müssen, bis sie ihr Geld erhalten. „würde das die weiteren Kaufverhandlungen deutlich erleichtern“.
Zur Verkehrserschließung des neuen Gewerbegebiets sagte Gernot Pohl, der Leiter der Abteilung Städtebau und Baurecht: „Nach den Aussagen mehrerer Büros ist die Erschließung über das bestehende Straßennetz leistungsfähig.“ Auch der wichtigste Verkehrsknoten in diesem Fall, die Einmündung der Einsteinstraße in die Jesinger Straße, weise eine „gute Qualitätsstufe“ auf. Tatsächlich ist die Einsteinstraße der entscheidende Faktor: „Es geht darum, möglichst viel Verkehr von der Tannenbergstraße auf die Einsteinstraße zu kriegen.“
Zu diesem Zweck sei die Tannenbergstraße entsprechend umzugestalten – mit gepflasterten Plateaus und mit Baumbepflanzungen. Außerdem müsse die Höchstgeschwindigkeit auf durchgehend 30 Kilometer pro Stunde reduziert werden, und es brauche ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen. „Trotzdem ist die Tannenbergstraße nach wie vor eine Sammelstraße, und sie wird diese Funktion auch behalten.“ Die Einsteinstraße sei ebenfalls umzugestalten. Vor allem vor ihrer Einmündung in die Jesinger Straße seien die beiden Abbiegespuren – nach links und nach rechts – deutlich zu verlängern, sodass sich die beiden Fließrichtungen des Verkehrs schon sehr viel früher trennen lassen.
Parkstreifen sind zu entfernen
Stadtrat Reinhold Ambacher (Freie Wähler) nannte eine große Schwierigkeit bei der Ausweisung neuer Gewerbegebiete: „Wir haben einen Bedarf von etwa 40 Hektar. Aber wo auch immer die Menschen, die in Kirchheim leben, arbeiten sollen, wo auch immer sich Betriebe ansiedeln sollen: Es gibt Widerstand.“ Natürlich werde des Gewerbegebiet Bohnau-Süd zu einem höheren Verkehrsaufkommen führen. Aber dem sei durch die Umgestaltung der Einsteinstraße zu begegnen. Außer den verlängerten Abbiegespuren, zählen aus Reinhold Ambachers Sicht dazu auch optimierte Ampelschaltungen sowie die Entfernung der Parkstreifen entlang der Straße. Eins sei ganz klar: „Auf der Tannenbergstraße darf kein weiterer Schwerlastverkehr fließen.“

Dieter Franz Hoff (CDU) mahnte eine geänderte Beschilderung an. Bislang gebe es am Hochhaus das entscheidende Schild, das von der Umgehungsstraße in Richtung Bohnau weist: „Wer da abfährt, muss zwangsläufig über die Tannenbergstraße weiterfahren.“ Künftig sollte das Schild erst an der Abfahrt zur Jesinger Straße aufgestellt werden: „Das wäre dann schon ein Schritt in die richtige Richtung.“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann nannte die prognostizierte Zahl von zusätzlichen 1300 Pkw-Fahrten und 220 Lkw-Fahrten pro Tag. Allerdings hakte er nach, was es mit den 45 Prozent auf sich hat, die nicht mit dem eigenen Auto ins neue Gewerbegebiet kommen sollen. Dieser Anteil erschien ihm etwas zu hoch für Fußgänger, Radfahrer oder ÖPNV-Nutzer. Gernot Pohl klärte auf, dass es in diesem Fall auch um Mitfahrer geht, also um die Bildung von Fahrgemeinschaften.
Zweifel an der Funktionstüchtigkeit des bestehenden Straßennetzes blieben indessen nicht nur bei Marc Eisenmann, sondern auch bei Max Blon (Grüne), bei Gerd Mogler (CIK) und bei Heinrich Brinker (einst Linke, jetzt „Kirchheim.Sozial“). Max Blon und Heinrich Brinker sprachen sich zudem gegen die vorzeitige Auszahlung der Kaufsummen aus, weil sie das Risiko sahen, dass sich der Verkauf dann nicht mehr rückgängig machen lässt, sollte es aus irgendeinem Grund doch nicht zum Gewerbegebiet kommen.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Natalie Pfau-Weller betonte: „Wir lehnen nicht das Gewerbegebiet als solches ab. Wir wollen nur sicher sein, dass es mit dem Verkehr funktioniert.“ Deshalb hat der Gemeinderat auch mehrheitlich dem gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen und CDU zugestimmt, dass die Stadtverwaltung weitere Daten über den Verkehrsfluss auf der Tannenbergstraße erheben und die Maßnahmen zur Verkehrslenkung detailliert aufzeigen soll. Anschließend gab es auch Zustimmung für den Verwaltungsantrag, die zeitnahe Auszahlung der Kaufpreise für den Grunderwerb zu ermöglichen.