Kirchheim
Auf dem Land steigen die Preise stärker

Immobilien Der sogenannte Sparda-Report gibt Aufschluss über das Kaufverhalten bei Wohnungen und Häusern in der Region. Die durchschnittliche Investitionssumme hat deutlich zugenommen. Von Leonhard Fromm

Trotz Corona-Pandemie, Wirtschaftslage und Preissteigerungen lohne es sich, in Wohneigentum zu investieren. Ein Einbruch oder Preisblasen seien nicht in Sicht. Das ist das Fazit einer Studie, die die elf Sparda-Banken zum Immobilienerwerb bundesweit erstellt haben. Das Gute: Daraus ergeben sich auch konkrete Angaben für den Landkreis Esslingen.

„Die Immobilienpreise steigen im Umland prozentual stärker als in Esslingen, Kirchheim oder Nürtingen“, sagt Christian Radau von der Sparda-Bank Baden-Würt­temberg. Begründung des Leiters der Kirchheimer Filiale: Als Folge der Pandemie würde für die Wahl der Immobilie die Wohnqualität wichtiger als die Nähe zum Arbeitsplatz. Aber Bau- und Nebenkosten hindern viele Normalverdiener am Immobilienerwerb. Die Folge: Es sind eher kleinere Flächen und verdichtete Bauweisen gefragt.

Kreis rangiert auf Platz fünf

Die durchschnittliche Investitionssumme für den Kauf einer Immobilie in Baden-Württemberg ist von 264 000 Euro 2019 auf 354 000 Euro 2020 gestiegen. Statistisch kostete der Quadratmeter im Südwesten 3308 Euro. Das sind 600 Euro mehr als im Bundesschnitt. Im Landkreis liegt der Wert mit 4288 Euro auf Platz fünf und 980 Euro über dem Landesschnitt.

Filialleiter Radau meint dazu: „Mit 73,6 Prozent Preissteigerung seit 2005, zwei Prozentpunkte über dem Landesschnitt, belegt der Landkreis Esslingen Platz 15 unter den 44 Landkreisen.“ Spitzenreiter sind hier die Städte Freiburg, Stuttgart und Ulm mit je rund 110 Prozent. Im Schnitt lag die erworbene Wohnfläche im Südwesten bei 107 Quadratmetern, wofür im Südwesten aber acht Jahresgehälter erforderlich waren.

Die durchschnittliche Darlehenshöhe lag zuletzt bei 300 000 Euro, was 85 Prozent der Kosten entspricht. Entsprechend brachten die Käufer 54 000 Euro Eigenkapital ein. Mit einer Zuzugsquote von 12,2 Personen, bezogen auf 1000 Einwohner zwischen 18 und 30 Jahren, liegt der Landkreis einen Zehntel Prozentpunkt über dem Landesschnitt. „In diesem Ranking liegen die Universitätsstädte mit Werten um die 50 ganz weit vorne“, betont Radau.

Die Corona-Pandemie hat die Sicht auf die eigene Wohnsituation und Präferenzen zudem erheblich verändert. Immer mehr Mieter - fast ein Fünftel - hat über einen Umzug nachgedacht, fast jeder Zehnte hat sich konkret nach einem neuen Zuhause umgeschaut. Die genannten Gründe sind bei 42 Prozent der Wunsch nach mehr Platz, 55 Prozent wollen eine schönere Umgebung, einen größeren Garten oder Balkon, 44 Prozent wünschen sich schnelleres Internet. Durch den Ausbau von Homeoffice verliere zudem die Wegstrecke zum Arbeitsplatz an Bedeutung.

Trotz aller finanzieller Unsicherheiten, die mit der Corona-Pandemie einhergehen, bleibt der Wunsch nach Wohneigentum groß: Jeder vierte Mieter bis 50 Jahre plant in den nächsten zwei bis drei Jahren oder zu einem späteren Zeitpunkt einen Immobi­lienkauf. Dies zeigt sich auch in der Bereitschaft von 49 Prozent der Befragten, sich für den Erwerb stark oder sogar sehr stark einschränken zu wollen. Insbesondere spielen niedrige Zinsen potenziellen Käufern in die Karten: Im Vergleich zu 2008 liegt die Ersparnis bei einem Durchschnittsinvestment von 350 000 Euro bei mehr als 130 000 Euro. Gleichzeitig steigen aber die Kaufnebenkosten, da diese prozentual fällig sind: Grunderwerbssteuer, Makler- und Notarkosten liegen mittlerweile bei 44 000 Euro für eine durchschnittliche Immobilie, ein Anstieg gegenüber 2010 um 72 Prozent. Zudem steigen die Baukosten durch Materialknappheit und gesetzliche Vorgaben weiter.