Kirchheim. Saskia Greye kann ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, eine Hebamme zu finden. „Ich dachte, in einer Stadt wie Kirchheim gibt es bestimmt viele Hebammen“, beschreibt sie den Beginn ihrer Suche. Doch schon in der zehnten Schwangerschaftswoche folgte die Ernüchterung. Im Gespräch mit einer Freundin verkündete diese ihr: „Du bist viel zu spät dran.“
Sofort begann Saskia Greye ihre Recherche. Google spuckte der schwangeren Frau zwar viele Ergebnisse aus, doch nicht wenige sind Sackgassen. „Viele Nummern hatten keinen Anschluss, auf einige meiner Mails habe ich bis heute keine Antwort bekommen.“ Von den Hebammen, die sie erreicht, erhält sie nur Absagen. „Es war wirklich ein Trauerspiel. Ich habe es in Kirchheim und überall drum herum versucht. In Plochingen, Neuhausen und auf den Fildern habe ich mich gemeldet.“ Doch vor September ist nichts frei. „Das war verrückt“, erzählt die schwangere Kirchheimerin.
Langsam wurde ihr bewusst, dass sie ihre erste Schwangerschaft vielleicht ohne professionelle Unterstützung meistern muss. „Das war schockierend, der Gedanke machte mir Angst“, erinnert sich Saskia Greye. „Du wärst nicht die erste Frau, die ohne Hebamme zurechtkommen muss“, sagt ihre Freundin. „Wir wuppen das schon“, versprechen Kollegen und Familie.
Unverhofft kommt ein Lichtblick: Eine Hebamme ruft zurück. Sie lässt die Vorstellung nicht los, dass Saskia Greye bei ihrem ersten Kind keine Hebamme hat. „Eigentlich bin ich voll, aber Ende Juli habe ich ein kleines Loch“, bietet sie an. Dann kommt der Durchbruch. Durch ihre Chefin erfährt die Floristin von einer neuen Hebammenpraxis in Kirchheim, die noch nicht online gelistet ist. Die schwangere Frau nutzt den Tipp und ergattert tatsächlich den letzten freien Platz bei der Hebamme. Saskia Greye atmet erleichtert durch. „Der Druck ist raus“, sagt sie glücklich.
Gerade erst war eine Freundin zu Besuch, das Thema „Babyplanung“ kam auf. „Ich habe ihr gesagt: Such dir eine Hebamme, sobald du weißt, dass du schwanger bist.“ Saskia Greye kann erklären, wieso viele Frauen erst später zum Hörer greifen: Ist der Schwangerschaftstest positiv, ruft man beim Frauenarzt an. Dort bekommt man dann ab der siebten oder achten Woche einen Termin, wenn der Herzschlag messbar ist. „Davor möchte man gar nicht nach einer Hebamme suchen, denn was, wenn da kein Herzschlag ist?“
Saskia Greye hat aus der Erfahrung gelernt: „Sollte ich wieder schwanger werden, melde ich mich sofort bei der Hebamme. Diese Nerven hätte ich mir gern gespart.“ Katharina Daiss