Finale für Luther: Mit dem Reformationstag geht am Dienstag das große Gedenken in Kirchheim zu Ende. Ein ganzes Jahr lang war das epochale Ereignis des Thesenanschlags von Wittenberg Grundlage für Vorträge, Lesungen, Ausstellungen, Theaterstücke und Konzerte. Was auf den 500-Jahr-Jubiläums-Feiertag in Kirchheim noch folgt, ist ein musikalischer Schlussakkord in der Martinskirche, mit Mendelssohn Bartholdys „Reformationssymphonie“.
Zunächst aber gibt es am Dienstag drei große Abschlussveranstaltungen. Um 10 Uhr beginnt der Festgottesdienst in der Martinskirche. Bewusst hat sich die evangelische Gesamtkirchengemeinde dafür entschieden, an diesem einmaligen Feiertag nur in der Martinskirche einen Gottesdienst anzubieten. Netter Zufall: Die Mitglieder aller evangelischen Kirchengemeinden versammeln sich ausgerechnet in derjenigen Kirchheimer Kirche, die denselben Namenspatron wie Luther aufweist.
„Luther minimal“
Um 17.30 Uhr beginnt in der Thomaskirche die „Lutherkneipe“. Aufgetischt werden Speisen wie zu Luthers Zeiten: Brot, Schweineschmalz, Kräuterquark, Siedfleisch, Sauerkraut. Kartoffeln gibt es keine, weil die zu Luthers Lebzeiten nur im gerade frisch entdeckten Südamerika verbreitet waren. Dazu werden in der Thomaskirche noch zwei besondere Kirchheimer Spezialitäten serviert: die „Lutherwurst“ der Metzgerei Liebrich, die ebenso aus historisch korrekten Zutaten bestehen dürfte wie das „Lutherbier“ von Stiftsscheuerwirt und -bräu Michael Attinger.
Bier passt ganz hervorragend zu Luther. Pfarrer Axel Rickelt verweist auf ein Zitat, in dem es heißt: „… wenn ich Wittenbergisch Bier mit meinem Philipp Melanchthon und mit Amsdorf getrunken habe“. Melanchthon und Nikolaus von Amsdorf waren nicht nur wichtige Weggefährten, sondern auch enge Freunde Luthers.
Um 19.30 Uhr geht die „Lutherkneipe“ in der Thomaskirche - zu der auch eine kleine Ausstellung gehört - nahtlos über in einen musikalisch-literarischen Theaterabend, mit dem Titel „Luther minimal“. Es geht dabei um markante Ereignisse im Leben Martin Luthers, und damit auch um markante Ereignisse der Reformation.
Nicht ganz so ungewöhnlich ist das dritte Kirchheimer Angebot zum Reformationstag: die Church-Night in der Martinskirche. Die gibt es schon seit vielen Jahren. Vorbereitet wird sie von Jugendmitarbeitern und -referenten. Passend zu den gängigen Vorstellungen vom Thesenanschlag beginnt der Gottesdienst zur Church-Night nicht in der Kirche, sondern draußen vor der Tür.
Was jetzt ebenfalls endet, ist die „Banner-Aktion“. Die Banner mit Sprüchen von Reformatoren oder aus der Bibel waren im ganzen Stadtgebiet verteilt, an kirchlichen Gebäuden. Dazu zählte - im Geist der Ökumene - auch die katholische Ulrichskirche, die mit einem Luther-Spruch auf das Jubiläumsjahr aufmerksam gemacht hat. Alle Banner sollen zum Reformationstag an der Martinskirche zusammengeführt werden. Anschließend werden sie zerschnitten und zu Taschen verarbeitet: „Lauter Unikate, in streng limitierter Auflage“, sagt Pfarrer Jochen Maier über diese Taschen und macht damit schon im Vorfeld Werbung für den Verkauf.
Eine weitere Aktion hat das Reformationsjahr geprägt: die täglichen Bibellesungen. In 20 bis 25 Minuten gab es jeweils Ausschnitte aus dem Alten und aus dem Neuen Testament sowie aus den Psalmen. Die Schlusslesung beginnt am Montag, 30. Oktober, um 18 Uhr in der Martinskirche. Axel Rickelt zählt das A und O dieser Mammutlesung an wechselnden Orten auf: „Dann haben wir von 1. Mose 1 und Matthäus 1 bis zu Maleachi 3 und Offenbarung 22 alles gelesen.“ Matthäi am Letzten war also längst nicht das Ende.