Kirchheim
Auf einen drohenden Blackout vorbereitet

Stromausfall Viele Bürgerinnen und Bürger sorgen sich vor einem längeren Stromausfall und kaufen Notstrom­aggregate. Die Hilfsorganisationen haben bereits Vorkehrungen getroffen. Von Thomas Krytzner

Der englische Begriff „Blackout“ ist seit einigen Wochen nicht mehr nur Namensgeber für einen Thriller, sondern beschäftigt die Bevölkerung spürbar. Was früher als völlig abstraktes Szenario abgetan wurde, ist heute gegenwärtiger denn je. Aus Sorge vor einem möglichen längeren und großflächigen Stromausfall kaufen immer mehr Menschen ein Notstromaggregat. Dies führte nun dazu, dass den Baumärkten die Stromerzeuger ausgehen und in den Regalen gähnende Leere herrscht. Diese Erfahrung teilt auch Axel Steeb, Marktleiter bei Toom in Kirchheim: „Wir haben bereits vor einigen Wochen eine größere Menge an Stromerzeugern beschafft und innerhalb kurzer Zeit waren diese ausverkauft.“ 

 

Wir sind erster Ansprechpartner für die Kommunen
betont Stadtbrandmeister Michael Briki, sollte es zum Blackout kommen
 

Kundinnen und Kunden muss er derzeit immer wieder vertrösten. „Wir bestellten zwar umgehend weitere Geräte, aber die Schwierigkeiten in der Lieferkette haben monatelange Wartezeiten zur Folge“, erklärt Axel Steeb. Hilfsorganisationen wie der Kirchheimer Feuerwehr, die sich mit weiteren Notstromaggregaten ausstatten will, geht es derweil nicht besser. „Momentan betragen die Lieferzeiten für Aggregate bis zu acht Monate“, beschreibt Kirchheims Stadtbrandmeister Michael Briki die Liefersituation. Obwohl die Feuerwehr mehrere mobile Stromaggregate besitzt, rüstet sie weiter auf. „Die Feuerwehrhäuser der Stadt müssen mit entsprechenden Anlagen ausgestattet sein. Es gibt für alle Wachen eine Stromeinspeisung über fest installierte Aggregate“, erklärt Michael Briki.

Sollte es je zum Blackout kommen, ist das Feuerwehrhaus der Leuchtturm in der Gemeinde. „Wenn es im Stadtgebiet durch einen Stromausfall dunkel wird, bleiben die Feuerwehrgebäude hell erleuchtet und wir erster Ansprechpartner der Kommunen“, sagt der Stadtbrandmeister. Den Feuerwehrangehörigen stehen Notfallpläne für verschiedene Szenarien zur Verfügung. Deshalb verfahren alle Feuerwehren gleich, wenn eine Notsituation eintritt.

Bis zu 72 Stunden autark

Dies ist auch so bei einem großflächigen Stromausfall, wie Michael Briki weiß: „Wir sind unabhängig vom Stromnetz und können mindestens 72 Stunden arbeiten und während der ersten acht Stunden alarmieren.“ In einem solchen Fall werden die Feuerwehrhäuser der Stadt umgehend besetzt und die Bevölkerung gegebenenfalls über Lautsprecherfahrzeuge und mobile Sirenen informiert, erklärt der Stadtbrandmeister die ersten Schritte. „Wir haben verschiedene Einsatzfahrzeuge mit mobilen Notstromgeräten und die meis­ten Fahrzeuge stehen ständig bereit, damit wir jederzeit Hilfe leisten können.“

Ebenfalls vorgesehen ist im Katastrophenfall die Einrichtung eines gemeinsamen Führungsstabs mit den Kommunen. Die Rettungsdienste leisten einen ebenso wichtigen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung im Notfall. Für Marc Lippe, Bezirksgeschäftsführer der Malteser Neckar-Alb, ist ein drohender Blackout zwar noch weit weg, aber: „Es wäre eine neue Dimension eines Stromausfalls von weit mehr als acht Stunden.“ Der Malteser-Rettungsdienst reagiert zwar nicht panisch auf die mögliche Bedrohungslage, sorgt aber dennoch vor. Marc Lippe berichtet: „Wir installieren in den Rettungswachen Stromeinspeisungen und bauen die Schließanlagen so um, dass sie im Notbetrieb manuell bedient werden können.“ Da die Rettungsdienste Teil des Katastrophenschutzes im Land sind, gibt es ausgearbeitete Grundrahmenrichtlinien, mit denen die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden soll. „Wir sind auf mögliche Szenarien gut vorbereitet“, beruhigt Marc Lippe.

Wenn es zu kleineren Stromausfällen kommt, laufen die Drähte des Polizeinotrufs 110 heiß. Besorgte Bürger, die im Kreis Esslingen diese Notrufnummer wählen, landen mit ihrem Anruf im Lagezentrum des Polizeipräsidiums in Reutlingen. Auf einen möglichen „Blackout“, betont Polizeisprecherin Andrea Kopp betont, ist die Polizei vorbereitet: „Bedeutende Liegenschaften der Polizei verfügen bereits über entsprechende Vorkehrungen, um in so einem Fall eine Notstromversorgung zu gewährleisten. Infolge der aktuellen Ereignisse wurde nochmals explizit die Energieversorgung der Dienststellen überprüft.“ Darüber hinaus steht die Polizei laut der Pressesprecherin in engem Kontakt mit den Kommunen, Behörden und Institutionen. Im Bedarfsfall verstärkt die Polizei die Präsenz im öffentlichen Raum, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Nützliche Tipps zur Vorsorge stellt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe im Internet unter: www.bbk.bund.de zur Verfügung.

Vorsicht bei offenem Feuer in Wohnräumen

Die gestiegenen Energiekosten führen dazu, dass in vielen Haushalten die Heizung seltener zum Eisatz kommt als in den vergangenen Jahren. Um dennoch eine wohlige Wärme in den eigenen vier Wänden zu erreichen, setzen viele auf den Einsatz anderer Hilfsmittel einsetzen. Von denen kann jedoch zum Teil größte Gefahr ausgehen.

Stadtbrandmeister Michael Briki warnt vor offenem Feuer in Wohnräumen: „Neben der Brandgefahr besteht eine Vergiftungsgefahr durch Kohlenmonoxid.“ Er empfiehlt deshalb allen, die einen Kamin benutzen, sich einen Kohlenmonoxid-Melder anzuschaffen und den Kamin durch einen Schornsteinfeger prüfen zu lassen.

Die größte Gefahr für den Ausbruch eines Feuers sieht Michael Briki bei der Nutzung von zusätzlichen Heizelementen, unzureichenden Stromverteilern und vor allem bei ungeprüften Geräten. „Diese sollten zumindest mit dem VDE- oder CE-Zeichen versehen oder durch den TÜV geprüft sein“, rät der Stadtbrandmeister.

Vom Einsatz von sogenannten Teelichtöfen in geschlossenen Räumen, die derzeit in den sozialen Medien einen Hype erleben, hält der Stadtbrandmeister gar nichts: „Finger weg! Es besteht Lebensgefahr.“ Und sollte doch was passieren: Unter der Notrufnummer 112 sind Feuerwehr und Rettungsdienste für Notfälle zu erreichen. kry