Medizin
Augenarzt Enke hat Nachfolger im Blick

Im Jahr 1986 hat Dr. Peter Enke seine erste Praxis für Augenheilkunde in Kirchheim eröffnet. Fast 39 Jahre später zieht er sich endgültig zurück und stellt seine Nachfolger vor. 

Dr. Peter Enke (zweite Person von rechts) und seine Mitarbeiterinnen Brigitte Gaiser (rechts) und Marianne Beißwenger (Mitte) übergeben demnächst an die Nachfolger Dr. Jonas Ehrhardt (links) und Dr. Ahmad Zhour. Foto: Carsten Riedl

Nach fast 39 Jahren Augenheilkunde in Kirchheim geht Dr. Peter Enke mit 71 Jahren in den Ruhestand. Der 2. Januar 2025 wird sein letzter Arbeitstag sein, dann übergibt er seine privatärztliche Praxis am Kirchheimer Marktplatz an Dr. Jonas Ehrhardt und Dr. Ahmad Zhour. Die beiden betreiben momentan eine Praxis für Augenheilkunde am Marien­platz in Stuttgart. Ausgebildet wurden sie an der Universitätsklinik in Tübingen. „Für unsere Stadt und die umliegenden Gemeinden ist nun zumindest die privat­augenärztliche Versorgung gegeben“, sagt Enke, für den es ein beruhigendes Gefühl ist, „die Patienten an junge, kompetente Kollegen“ weitergeben zu können. 

Enkes erste Kirchheimer Praxis, die er 1986 eröffnete, befand sich im Alten Haus. 1993 zog er mit seinem Team in die Paulinenstraße um und eröffnete 2018 zusätzlich eine Privatpraxis am Marktplatz. Ab diesem Zeitpunkt behandelte er vormittags in der Paulinenstraße die gesetzlich Versicherten, nachmittags waren die Privatpatienten am Marktplatz dran. Am 31. Dezember 2022, mit 69 Jahren, gab Enke seine Kassenzulassung zurück und suchte für die Praxis in der Paulinenstraße einen Nachfolger – ohne Erfolg. Der Arztsitz wurde ersatzlos gestrichen, ein schwerer Schlag für die wohnortnahe augenärztliche Versorgung von Kassenpatienten in Kirchheim. Aktuell ist der Landkreis Esslingen für die Ansiedlung neuer Augenärzte gesperrt – trotz der Unterversorgung im Raum Kirchheim.

Bei aller Vorfreude auf den Ruhestand, aufs Reisen, Zeichnen und Wandern: Ein bisschen mulmig scheint Peter Enke schon zu sein. Wer ihn als Arzt erlebt hat, glaubt ihm, wenn er sagt, dass ihm der Umgang mit den Patienten viel Freude gemacht hat. „Man verliert eine ganze Menge“, sagt der Arzt. Familiär wirkte das Team mit den Mitarbeiterinnen Brigitte Gaiser und Marianne Beißwenger, die Enke bis ins Rentenalter die Treue gehalten haben. Ihnen dankt er für „ihre große Sachkenntnis, den mitfühlenden Umgang mit den Patien­ten und ihren wohlwollenden Umgang mit dem Doktor“. Auch den Patientinnen und Patienten, die im Wartezimmer oft sehr geduldig sein mussten, gilt sein Dank.

Peter Enke hat sich oft geärgert über die politischen Rahmenbedingungen, denen Ärztinnen und Ärzte unterworfen sind. Im Rückblick werden es aber wohl eher die schönen und lustigen Geschichten sein, die er mit seinem langen Arbeitsleben verbindet. Beispielsweise die von der Patientin, die ihn nach der Praxiseröffnung 1986 noch nicht persönlich kannte und versehentlich in die Allgemeinarztpraxis auf dem gleichen Stockwerk gegenüber ging. Im Untersuchungszimmer wurde sie vom Arzt aufgefordert, sich freizumachen. „Ihre erschrockene Antwort war, ob das jetzt neu wäre, dass man sich für eine Augenuntersuchung komplett ausziehen müsse“, erzählt Peter Enke lachend.

Ein weiteres Erlebnis hat sich ins Gedächtnis eingebrannt. Es stammt ebenfalls aus der Anfangszeit der Praxis, als das Ehepaar Enke noch kinderlos war und die Ehefrau ihn in der Praxis unterstützte. Es waren lange Tage, häufig habe man aufgrund des Patien­tenansturms bis 22 Uhr ­arbeiten müssen. Weil das Ehepaar an einem Abend Lebensmittel in der Praxis vergessen hatte, musste es noch einmal nach oben. Aus dem Wartezimmer tönte ein sägendes Geräusch. „Hinter der Wartezimmertür saß ein kleiner, zufrieden wirkender alter Herr, der leise vor sich hin schnarchte“, erzählt Enke. Man habe ihn im Auto mitgenommen und in der Dettinger Straße verabschiedet. Dort nahm die Skurrilität ihren Lauf. „Ein Nachbar sprach uns an. Er sagte, er habe eine Mistgabel zu Hause. Damit könne er uns helfen, das viele Geld umzudrehen, damit es nicht schimmlig wird.“ 

Es sind Geschichten, die das Leben schreibt. Nun beginnt für den Kirchheimer Augenarzt das nächste Kapitel. 

Infografik: TB

 

Wege zum nächsten Augenarzt sind lang

Die Versorgung mit Augenärzten ist im Landkreis Esslingen sehr unterschiedlich. In der Stadt Esslingen listet die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KV) 16 Medizinerinnen und Mediziner auf, die Kassenpatienten behandeln. In Kirchheim praktizieren laut KV hingegen nur noch drei, in Wendlingen sogar lediglich einer.

Entsprechend weit sind mittlerweile die Wege, die Menschen aus Kirchheim und Umgebung zurücklegen müssen, um sich augenärztlich versorgen zu lassen. Auf www.teckbote.de und auf Instagram haben wir unsere Leser danach gefragt, wie viele Kilometer sie fahren müssen. Auf Instagram haben rund 900 User abgestimmt (siehe Grafik), auf der Homepage rund 200. adö