Kirchheim
Aus für Minigolfplatz in Nabern: Beim finalen Abschlag gibt es leichte Misstöne 

Freizeit Am 29. August wird der Minigolfplatz in Nabern geschlossen. Am 30. August verschenkt Ewald Bastendorf Parkbänke und anderes Zubehör. Von Peter Dietrich

Im Jahr 1961 baute Ewald Bastendorf seine erste Minigolfanlage in Geislingen. Da er aber 1969 nach Nabern zog und jahrelang nach Geislingen pendelte, kam ihm 1978 die Idee, auch in Nabern eine Minigolfanlage einzurichten. „Der SV Nabern war einverstanden, das war ziemlich einfach.“ Ewald Bastendorf betreute die Minigolfanlage in Geislingen, seine Frau Helene die Anlage in Nabern. 1987 kam dann noch die Anlage in Wendlingen hinzu, die bis heute von der Tochter betreut wird. Die Geislinger Anlage wurde inzwischen verkauft.

Der Platz in Nabern erwies sich als ideal: Die Gastronomie war gleich nebenan, und es gab keine direkten Nachbarn, die sich gestört fühlen könnten. Ewald Bastendorf pflanzte schattenspendende Bäume, 1995 kam Pit-Pat hinzu. Der Andrang war an schönen Tagen groß, viele Besucher kamen sogar von weiter weg.

Nicht verwunderlich, denn schließlich geriet hier kein Spieler auf die schiefe Bahn: Die Bahnen wurden sehr gut gepflegt und regelmäßig wurden Hindernisse erneuert. Der jüngste Bahnrekord ist vom September 2020, Michael Mang schaffte die 18 Bahnen mit 18 Schlägen, der Rekord bei den Damen liegt bei 19 Schlägen. Wer so gut spielen will, muss in Übung bleiben. „Wenn’s machbar ist, komme ich täglich nach der Arbeit vorbei“, sagt Michael Mang. „Mein Durchschnitt liegt bei 22 Schlägen.“ Er bedauert die Schließung sehr. Seinem Spielpartner Armin Hirt geht es genauso. Die Online-Bewertungen des Platzes sind bestens.

Das ändert aber nichts daran: Ende August ist jetzt Schluss. Ewald Bastendorf hat vom SV Nabern im Dezember 2020 die Kündigung auf Ende 2021 bekommen, er schließt nun aber bereits vorher. Er ist 90 Jahre alt und seit 72 Jahren mit Helene verheiratet, da könnte es Zeit für den Ruhestand sein. „Seit 1985 habe ich das hauptberuflich gemacht, manchmal von Februar bis November offen gehabt und nie einen Sommer Urlaub gemacht.“

Nun muss er seine Minigolfbahnen abbauen und dem SV Nabern den Platz im Ursprungszustand übergeben. Statt die Anlage einem neuen Pächter zu verkaufen, muss er die Kosten für den Abbau tragen. Als Ewald Bastendorf mit einem öffentlichen Aushang gegen die Kündigung protestierte, erhielt er vom SV Nabern im Juli 2021 – nach langer kons-
tanter Pacht – für das letzte Jahr einer Erhöhung um 83,5 Prozent. Auch sonst war das letzte Schreiben kein „Liebesbrief“. Das sind leidige Misstöne am Schluss, nachdem es vier Jahrzehnte lang sehr harmonisch verlief. „Das Verhältnis war immer wunderbar“, sagt Jürgen Friedrich, Vorstand des SV Nabern.
Warum die Schließung, warum kein neuer Pächter? „Die Bastendorfs kamen auf uns zu, dass sie aufhören wollten“, sagt Jürgen Friedrich. „Aber wir selbst können den Minigolfplatz nicht bewirtschaften.“ Dem Sportverein fehlen schon für manch anderes Angebot die nötigen Ehrenamtlichen. Ein Interessent, von dem Ewald Bastendorf berichtet, hätte beim Erwerb der Anlage einen langfristigen Pachtvertrag verlangt, zu dem aber der SV Nabern aktuell nicht bereit ist. „Wir wollten uns die Sache nicht verbauen“, sagt Jürgen Friedrich.

Möglichst kurze Vakanz

Ewald Bastendorf hat die Anlage auch dem neuen Pächter des Restaurants Reuschwald, Rainer Heilemann, angeboten. Er möchte stattdessen an derselben Stelle ein neues Freizeitangebot schaffen. „Ich überlege mir etwas, aber es kann sein, das wird nächstes Jahr noch nichts. Derzeit steckt mein Kopf zu 100 Prozent in der Wirtschaft“, sagt Rainer Heilemann. Jürgen Friedrich kündigt für ein neues Angebot baldige Gespräche mit der Stadt Kirchheim an: „Wir wollen die Vakanz möglichst kurz halten.“ Die Stadt Kirchheim ist Eigentümer des Geländes, der SV Nabern nutzt es in Erbpacht. „Selbstverständlich ist der Ortschaftsverwaltung an attraktiven Freizeitangeboten für jeden Geldbeutel gelegen, insbesondere an einer so einer interessanten Stelle“, sagt dazu der Naberner Ortsvorsteher Giacomo Mastro.