Kirchheim
Aus Korn- mach Rathaus

Wettbewerb 25 Architekturbüros sollen Pläne einreichen, wie sich eines der ältesten Gebäude in Kirchheims Innenstadt zeitgemäß umgestalten lässt. Das Preisgericht tagt schon im Mai 2019. Von Andreas Volz

Nicht von Dornengestrüpp, aber vom Efeu befreit - so präsentiert sich das Kirchheimer Kornhaus. Im Lauf der nächsten Jahre soll sich in dem altehrwürdigen Gebäude noch sehr viel mehr tun. Grund für die Schließung des Heimatmuseums in den oberen Etagen waren die Brandschutzbestimmungen. Jetzt plant die Stadt eine Generalüberholung, die mit überraschenden Ideen aufwartet. Eine der größten Überraschungen: Für den Wettbewerb zur Umgestaltung ist kein Kostendeckel vorgesehen. Nicht einmal die 5,1 Millionen Euro, die bislang im Raum stehen, sollen das Limit darstellen. Die Architekturbüros werden vielmehr aufgefordert, auf einen „angemessenen Standard“ zu achten.

Das Büro Kohler Grohe betreut den Wettbewerb, der bis 10. Mai 2019 eine Entscheidung bringen soll. Gerd Grohe stellte im Gemeinderat die Aufgabenstellung vor, die auf 25 Bewerber wartet: So geht es darum, unter Wahrung der historischen Bausubstanz einen neuen Eingang zu schaffen, der niederschwellig ins Museum einführen soll, und „die Rampensituation neu zu ordnen“. Ebenfalls neu zu ordnen sind die Beziehungen der Ebenen und Ausstellungsräume sowie die Erschließung über Treppenhäuser. Eine weitere Beziehung, die es neu herzustellen gilt, ist die zum Martinskirchplatz.

Für ganz unten im Keller und ganz oben im Dach gibt es konkrete Vorstellungen, die völlig neue Nutzungsmöglichkeiten bieten. Gerd Grohe: „Im Untergeschoss gibt es einen schönen Gewölbekeller. Dort ist derzeit noch die Gebäudetechnik untergebracht.“ Dieser Keller würde sich hervorragend als Veranstaltungsort eignen. Wenn also die Technik an einer anderen Stelle untergebracht wird und wenn die Fluchtwege gesichert sind, ließe sich das Untergeschoss wieder öffentlich nutzen.

Für das Dachgeschoss gibt es noch imposantere Pläne. Wenn man die Decke herausnähme, könnte sich dort ein einziger Veranstaltungsraum unterbringen lassen, der nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seine Höhe besticht. Der besondere Clou: Dieser Raum könnte auch für die monatlichen Sitzungsrunden des Gemeinderats und seiner Ausschüsse genutzt werden. Der bisherige Ratssaal im Rathausanbau entspricht längst nicht mehr den modernen Anforderungen. Ein weiteres Manko am bestehenden großen Sitzungssaal ist die Tatsache, dass es sich fast das gesamte Jahr über um „toten Raum“ handelt, der kaum genutzt wird.

Das Kornhaus könnte also zum neuen „Rathaus“ werden. Die Verwaltung würde zwar nicht nach nebenan ziehen, dafür aber der namengebende „Rat“, der nun auch über sämtliche Gedankenspiele zum Kornhaus zu beraten hatte.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Thilo Rose lehnte aber den Zeitplan ab: „Wir sollten das nach hinten schieben und erst die vielen anderen Projekte abarbeiten.“

„Juwel“ und Jahrhundertaufgabe

Alle anderen Redner zeigten sich beeindruckt von den bisherigen Ideen. „Das Kornhaus ist ein Juwel in unsrer Stadt. Es ist gut, wenn es für die Umgestaltung keine Denkverbote gibt“, stellte Marianne Gmelin (SPD) fest. Grünen-Stadtrat Christoph Lempp sprach von einer Jahrhundertaufgabe. Das Kornhaus sei „vom Kornspeicher zum Identitätsspeicher“ geworden und stelle das kulturelle Zentrum der Stadt dar. Sabine Lauterwasser (Frauenliste) freute sich auf „kreative Ideen und Lösungen“, die der Verzicht auf den einschränkenden Kostendeckel ermöglicht, während Renata Alt (FDP) empfahl, dennoch auf die finanziellen Möglichkeiten zu achten. Schließlich sei das Programm für den Bundeszuschuss, um den sich Kirchheim mit dem Kornhaus beworben hat, mehrfach überzeichnet.

Ohne Kostendeckel, aber mit angemessenem Standard hat sich der Gemeinderat schließlich dafür entschieden, den Wettbewerb unverzüglich auszuloben. Die 5,1 Millionen Euro sind im Haushalt und in der Finanzplanung eingestellt. Sobald feststeht, welcher Entwurf umgesetzt wird, ist die Kreativität der Kämmerei gefragt, wenn es darum geht, die nötigen Mittel im Haushalt einzuplanen.