Im Eingangsbereich der Stadtbücherei Kirchheim sind zwei Themeninseln aufgebaut, die sich vor einigen Tagen noch nicht dort befanden. In den Regalen stehen mehrere Dutzend farbenfrohe Bücher – auf den Covern Titel wie: „Ist das jetzt rassistisch?“ oder „Hier hat jeder einen Platz“.
Es ist wichtig, dass jeder auf seine Weise für die Demokratie da ist.
Willi Kamphausen, Mitglied des Kirchheimer Integrationsrats
Diese kompakte Sonderausstellung wurde von der Stadtbücherei in Zusammenarbeit mit dem Integrationsrat auf die Beine gestellt und ist Teil des Kirchheimer Programms zu den internationalen Aktionswochen gegen Rassismus. Das Motto der diesjährigen Auflage: „Menschenwürde schützen.“
„Ich freue mich ganz arg, dass wir dieses Format hier in der Stadtbücherei umsetzen können“, verkündet Bürgermeisterin Christine Kullen, die zur Ausstellungseröffnung erschienen ist. Ebenfalls vor Ort sind einige Mitglieder des Integrationsrats, die Büchereileitung Carola Abraham, Brigitte Hartmann-Theel, Leiterin der Abteilung Soziales, und nicht zuletzt Kirchheims Integrationsbeauftragte Tanya Zorlu.
Die Bücherei als Begegnungsort
Die Stadtbücherei für die Aktionswochen zu instrumentalisieren, war naheliegend. Schließlich, so Christine Kullen, sei die Bücherei gewissermaßen auch „ein Ort der Integration“, an dem sehr viele, sehr verschiedene Menschen tagtäglich ein und aus gehen. Die ständig steigenden Besucherzahlen seien Beleg dafür, welchen Stellenwert und welche Reichweite das Medium Buch noch immer in Kirchheim habe.
Ausgewählt wurden die Werke, die sich mit den Themen Antirassismus, Toleranz und Menschenwürde auseinandersetzen, vom Team der Stadtbücherei. Ein paar Empfehlungen hat Tanya Zorlu beigesteuert. Insgesamt sind rund 40 Bücher zusammengekommen, die ihre üblichen Plätze in den Regalen verlassen durften und für insgesamt zwei Wochen ganz besonders hervorgehoben werden. Da sich nicht alle Bücher unbedingt für eine jüngere Zielgruppe eignen, ist die Sammlung in zwei Ausstellungsregale aufgeteilt: eins für Erwachsenenlektüre, eins für Kinder- und Jugendliteratur.
Öffentlich Präsenz zeigen
Der Integrationsrat betont, wie wichtig es ist, das Thema öffentlich sichtbar zu machen. „Es ist eine schwierige Situation“, schätzt Willi Kamphausen. Er engagiert sich schon seit vielen Jahren für Inklusion, ist Mitglied des Integrationsrats und Sprecher des Kirchheimer „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte“.
In seinem Alltag kommt er mit beiden Seiten der Medaille in Kontakt: Rassismus und Intoleranz, aber auch Zusammenhalt und gelebte Inklusion. „Es ist wichtig, dass jeder auf seine Weise für die Demokratie da ist“, so Kamphausen. Das könne bereits in einem ganz kleinen Rahmen geschehen, etwa im Zuge eines Gesprächs.
Auch gehe es laut Carola Abraham darum, einen Gegenpol zu rechtsextremen Haltungen zu präsentieren, „Ich glaube, wir haben wenig Möglichkeiten, diese Menschen zu ändern“, bedauert die Leiterin der Stadtbücherei. Allerdings könne man durch Eigenengagement deutlich machen, dass es sich dabei nicht um die Mehrheit handelt und sich viele Menschen aktiv gegen Hass wenden und sich für Toleranz starkmachen.

Christine Kullen argumentiert, dass von Rassismus betroffene Menschen – Erwachsene wie auch Kinder – in der Literatur Repräsentation und Unterstützung finden können. Gleichzeitig könne man denen, die sich bisher nicht getraut haben, zu widersprechen, Mut machen, laut zu werden. Insofern, so Kullen, passe das Format ganz wunderbar zu den anderen Aktionen, die während dieser zwei Wochen stattfinden.
Ein buntes Programm
Bereits über die Bühne gingen ein Online-Empowerment-Workshop für Rassismusbetroffene, eine Filmvorführung über den Einfluss rechtsextremer Bands, eine Kollaboration zwischen dem Hip-Hop-Café und den „Omas gegen Rechts“ sowie ein Bilderbuchkino inklusive Mal-Aktion.
Auch für die restliche Zeit ist noch einiges geplant: So findet der Empowerment-Workshop noch einmal in der Präsenz-Version statt, als gemütliches Sofakino wird eine Dokureihe zum Thema Antiziganismus gezeigt, und zum Abschluss gibt es einen Online-Vortrag zur Geschichte der Afro-Deutschen.
Die Büchersammlung in der Stadtbücherei wird noch bis Sonntag, 30. März, links vom Haupteingang ausgestellt.