Kirchheim
Bürger produzieren ihre Energie selbst

Wettbewerb Die Stiftung Kreissparkasse und der Teckbote suchen für den Ehrenamtspreis „Starke Helfer“ 2020 Menschen, die sich für Nachhaltigkeit und gegen den Klimawandel engagieren. Von Iris Häfner

Andreas Hummel steht vor der neu installierten PV-Anlage auf dem Nordflügel der Teckschule in Dettingen.Fotos: Markus Brändli
Andreas Hummel steht vor der neu installierten PV-Anlage auf dem Nordflügel der Teckschule in Dettingen. Fotos: Markus Brändli

Hoch auf dem Dach der Dettinger Teckschule blickt Andreas Hummel über seine Solar-Felder, während in unmittelbarer Nachbarschaft ein Landwirt sein abgeerntetes Feld mit Trecker und Krupper beackert. In diesem Frühjahr konnte die Bürger-Energiegenossenschaft Dettingen unter Teck (BEG) ihre sechste PV-Anlage auf dem sanierten Flügel der Grundschule installieren.

Gegründet hat sich die Genossenschaft im Februar 2010. Die 92 Genossen sind engagierte Bürger, die die Energiewende nicht der großen Politik überlassen, sondern selbst vor Ort mitgestalten. Sie wollen ein zuverlässiger Partner für den Ausbau einer sicheren und umweltfreundlichen Energieversorgung aus erneuerbaren Ener­gien sein. „Wir haben nachhaltig in die Zukunft inves­tiert und sind nicht auf kurzfris­tigen Gewinn ausgerichtet“, erklärt Andreas Hummel. Ihr Engagement sehen sie auf lange Sicht angelegt.

„Die Hoch-Zeiten sind vorbei. Als wir angefangen haben, konnten wir mit der Anlage Geld verdienen. Jetzt wird es immer schwieriger“, zeigt er die Problematik auf. Die ehrenamtlich geführten Energiegenossenschaften würden in Zukunft weniger werden, wie einzelne Auflösungen jetzt schon zeigten. Diese Gefahr sieht er für Dettingen jedoch nicht. „Wir sind ein konstanter Kreis. Die meisten sind von Beginn an dabei“, sagt Andreas Hummel.

Bürgerenergiegenossenschaft Dettingen und ihre Solarstrom-Anlage.
Bürgerenergiegenossenschaft Dettingen und ihre Solarstrom-Anlage.

2009 sei eine richtige Aufbruchstimmung zu spüren gewesen. „Das war ein richtiger Hype, der durch die EnBW angestoßen worden war“, erinnert er sich. Die erste PV-Anlage mit einer Leistung von knapp 30 Kilowatt Peak (kWp) wurde noch im Gründungsjahr auf der Teckschule montiert, bereits ein Jahr später auf dem Dach der Aussegnungshalle auf dem Friedhof die zweite Anlage mit knapp 15  kWp. Es folgten auf einem weiteren Schuldach eine Anlage mit 13  kWp, auf dem Bauhof mit über 17 kWp und auf der Kita Wirbelwind seit 2015 eine mit über 25  kWp. Die Jüngste ist die Leistungsstärkste mit knapp 40 kWp auf dem frisch sanierten Schuldach. „Sie leistet so viel wie die zwei alten zusammen, die etwa zwei Drittel des Dachs ausmachen“, verdeutlicht Andreas Hummel den technischen Fortschritt.

Die Rendite kann sich bei den ersten Anlagen mit 4,5 Prozent sehen lassen, jetzt liegt sie um zwei Prozent niedriger. Die verantwortlichen Genossen arbeiten allesamt ehrenamtlich, was sich für jeden in barer Münze auszahlt. Das schließt neben den Technikern auch den Steuerberater mit ein. Beworben für den Ehrenamtspreis haben sich die Genossen, um andere zu animieren, sich ebenfalls Photovoltaik aufs Dach zu installieren. „Die Anlagen sind jetzt bezahlbar, auch wenn damit kein großer Gewinn mehr zu erzielen ist. Aber mit einem intelligenten Energiemanagement kann man sämtliche Haushaltsgeräte mit eigenem Strom laufen lassen“, erklärt er. Das ist wirtschaftlich, weil kein Stromverlust durch den Transport entsteht, Gebühren entfallen und die Netze werden nicht belastet.

Seit geraumer Zeit hängt auch ein Display an der Wand beim Schuleingang. „Jedes Jahr erkläre ich, was Photovoltaik ist und was man auf dem Bildschirm alles ablesen kann“, erzählt Andreas Hummel. In wechselnden Darstellungen gibt es beispielsweise Informationen zur Anlage, Tagesübersicht oder auch die CO2-Einsparung, zu der es dank der Anlage kommt. Die aktuelle Leistung ist an diesem Hochsommertag am Anschlag - bei 100 Prozent.