Dettingen/Kirchheim. Eine klare Haltung zum geplanten Gewerbegebiet Hungerberg haben Mitglieder des BUND sowie etliche Dettinger und Kirchheimer am Donnerstag bezeugt, als sie sich über die Gründung einer Bürgerinitiative berieten: „Es geht nicht darum, Pro und Contra Hungerberg zu diskutieren, sondern darum, die Initiative zu dessen Verhinderung zu ergreifen“, gab Professor Dr. Martin Dieterich, der Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Kirchheim, die Marschrichtung vor.
Dennoch wurden vor nicht ganz hundert Besuchern des Online-Forums zunächst Argumente gegen das Gewerbegebiet ausgetauscht. „Nahrungsmittelproduktion braucht Boden, Wohn- und Gewerbegebiete zerstören Boden“, resümierte Martin Dieterich. Fernziel der Initiative sei es, eine Wende im Umgang mit der Ressource Boden innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Kirchheim, Dettingen, Notzingen zu erreichen: „Wir suchen die Auseinandersetzung in Form des Dialogs.“
Joachim Gübele, der gemeinsam mit Michael Schweikert als Ansprechpartner der Bürgerinitiative zur Verfügung steht, sprach sich als Anwohner des geplanten Gewerbegebiets Kirchheim-Süd gleich gegen beide Projekte aus, die sich an der Autobahn gegenüberliegen: „Die Böden sind von hoher Bedeutung für die Landwirtschaft. Statt Kaltluft würde im Sommer aufgewärmte Luft nach Kirchheim strömen. Hinzu kommt der ästhetische Aspekt. Das Gewerbegebiet zerstört das Landschaftsbild.“ Zur Bürgerinitiative selbst sagte er: „Wir haben damit begonnen, Leserbriefe zu schreiben, um die öffentliche Diskussion anzustoßen. Wir fordern eine Bürgerbeteiligung oder einen Bürgerentscheid. Unserer Meinung nach haben die Gemeinderäte durch die Kommunalwahl nicht das Mandat, hier zu entscheiden.“
Seine weitere Strategie: Möglichst viele Mitglieder einer Bürgerinitiative sollten sich am Schreiben von Leserbriefen beteiligen, „um das Thema präsent zu halten“. Auch Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder sowie Parteien seien anzuschreiben.
Zwei Gemeinderatsmitglieder waren ohnehin beteiligt: Heinrich Brinker (Linke) aus Kirchheim sowie Peter Beck (Grüne) aus Dettingen. Letzterer sieht keine Möglichkeit, das Stimmenverhältnis im Dettinger Gemeinderat zu ändern. Außerdem stellte er fest: „Gemeinderäte stehen unter einer gewissen Beobachtung. Wir müssen aufpassen, an welcher Stelle wir uns engagieren oder besser im Hintergrund bleiben, damit wir rechtlich auf der sicheren Seite sind.“
Heinrich Brinker warnte davor, Bohnau-Süd und Hungerberg zu vermischen: „Sonst verzetteln wir uns.“ Als Handlungsempfehlung brachte er außer Leserbriefen auch Veranstaltungen und Kundgebungen ins Spiel. Das griff ein Lenninger Landwirt auf, der Schlepperdemos organisieren will.
Vorerst ging es darum, überhaupt eine Initiative zu gründen. Wer sich beteiligen oder gar zur Kerngruppe gehören möchte, soll sich bis Freitag, 26. März, unter der E-Mail-Adresse initiative- hungerberg@web.de melden.
Wie eine Bürgerinitiative funktioniert, erläuterte Siegfried Hauff am Beispiel der Initiative Schnellbahntrasse: „Wir Laien brauchen da Unterstützung durch ein technisches Büro. Wir brauchen auch juristischen Beistand. Für eine mögliche Klage müssen wir einen betroffenen Anwohner motivieren. Die kann nicht von der Bürgerinitiative ausgehen.“ Das Geld für Gutachter und Anwälte sei über Spendenaktionen zu sammeln. Für die - letztlich erfolglose - Klage gegen die Schnellbahntrasse sei eine Vereinsstruktur nötig gewesen. Andreas Volz