Kirchheim
Bahnhofs-WCs: Zwei Häuschen sorgen für Erleichterung

Toiletten An den Bahnhöfen in Ötlingen und Kirchheim hat die Stadt jetzt die sehnlichst erwünschte Abhilfe geschaffen für Menschen, die nach ihrer Ankunft mit der S-Bahn in großer Not sind. Von Andreas Volz

Schlange stehen vor dem Klohäuschen am Ötlinger Bahnhof – aber nur zu Besichtigungszwecken. Außerdem steht die Menge vor dem kleinen Technikraum. Der Eingang zum WC ist links.      Foto: Markus Brändli

Jetzt sind sie offiziell zur Benutzung freigegeben: die öffentlichen Toiletten am Ötlinger Bahnhof und am Kirchheimer Hauptbahnhof. Einen „großen Bahnhof“ freilich gab es nicht. Dafür sind derzeit die Temperaturen nicht geeignet. So war 
 

Es empfiehlt sich, immer ein 50-Cent-Stück mit sich zu tragen.
Siegfried Stark
zur Barzahlung an den neuen Klohäuschen in Ötlingen und Kirchheim

denn auch das bereitgestellte Bier zur Eröffnung recht gut gekühlt. Zugegriffen haben aber die wenigsten, weil sie die neuen Toiletten wohl lieber mit Glühwein getestet hätten.

Wetter hin, Getränkeauswahl her: Wichtig ist, dass es die Toiletten gibt – mehr als 14 Jahre, nachdem die erste S-Bahn von Stuttgart nach Kirchheim gefahren ist. „Seit damals hat sich der langjährige Ortsvorsteher Hermann Kik für öffentliche Toiletten am Ötlinger Bahnhof eingesetzt“, stellte Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader nun vor der feierlichen Besichtigung fest.
 

Bordtoiletten fehlen immer noch

Wenn es denn in den Zügen der ­S-Bahn Bordtoiletten gäbe, bräuchte es die öffentlichen WCs an den Bahnhöfen gar nicht unbedingt: „Wir wollten aber nicht so lange warten, bis die S-Bahn irgendwann einmal vielleicht besser ausgestattet ist.“ Als traurig bezeichnete der Oberbürgermeister die Tatsache, dass öffentliche Toi­letten so vandalismussicher wie möglich auszustatten sind. „Wir haben jetzt einen Ersatz für die Toi­letten am Hauptbahnhof, die eigentlich immer geschlossen waren, weil irgendjemand sie ständig zerstört hat.“

Die Anwohner seien sicher froh, dass es jetzt eine Alternative zu ihren Vorgärten gebe, wenn jemand in Ötlingen oder in Kirchheim aus der S-Bahn steige und gleich danach einem dringenden Bedürfnis nachzugehen habe. In Zeiten von Volksfest oder Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen sei das eine besondere Plage gewesen, zeigte der Oberbürgermeister Verständnis für die Nöte der Anrainer mit den Nöten der ­S-Bahn-Passagiere.
 

Keine Euphorie im Vorgarten

Als eine Anwohnerin auch die VfB-Fans ins Spiel brachte und Ötlingens Ortsvorsteher Siegfried Stark hinzufügte, dass die gerade besonders euphorisch seien, meinte Pascal Bader: „Aber hoffentlich nicht mehr in den Vorgärten!“

Sowohl der Oberbürgermeister als auch der Ortsvorsteher hoffen, dass sich die Situation jetzt insgesamt verbessere. Siegfried Stark erinnerte zudem daran, dass die öffentlichen Toiletten auch für die Busfahrer ein Segen sein könnten. Die gemeinsame Besichtigung im Anschluss an die Reden erfolgte aber nicht in Form einer gemeinsamen Nutzung – nicht zuletzt, weil fast alle Gäste das kühle Bier verschmäht hatten.

Eine wichtige Information hatte Ortsvorsteher Siegfried Stark aber noch parat: „Es em­pfiehlt sich, immer ein 50-Cent-Stück mit sich zu tragen.“ Wer das nicht hat, der könnte trotz dringendster Bedürfnisse verzweifelt vor verschlossenen Türen stehen. Ein-Euro-Stücke nehme der Automat zwar durchaus auch an, ergänzte er. Aber es gebe leider kein Wechselgeld. Auch für die neuen Bahnhofs-WCs gilt also die Devise: „Ohne Moos nix los“.