Kirchheim
Barocke Pracht und Herrlichkeit

Konzert Bernhard Moosbauer verzauberte mit seinem Ensemble „Concerto Imperiale“ das Publikum in der Schlosskapelle in Kirchheim und entfaltete eine Flut an barocker Pracht und Herrlichkeit. Von Ernst Leuze

Schlosskapelle, Kirchheim, Musik aus Salzburg, Concerto Imperiale, Moosbauer - nicht besonders aufregend eigentlich! Man kennt es ja seit Jahren. Doch wäre Dr. Bernhard Moosbauer aus Wien angereist, wie seine beiden Bratscher, oder wenigstens aus Tübingen, wie die Bassgruppe, man wäre stolz, weil der Sohn der Stadt es so herrlich weit gebracht hat. Noch aber lautet es: „Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande.“ Allerdings macht der Kulturring mit Florian Stegmaier an der Spitze eine rühmliche Ausnahme. Er hat die Bedeutung Moosbauers erkannt. Sonst müsste sich Kirchheim bei der Alten Musik schon sehr verstecken.

Beim Zuhören im Kirchheimer Schloss wurde das Vorurteil „Nullus propheta in patria“ schon mit den ersten Akkorden hinweggefegt. Was Moosbauers Truppe da vorlegte, war auf internationalem Festspielniveau. Wo kann man schon zwei der seltenen Streichinstrumente Viola d’amore so perfekt im Duett gespielt hören, wie Bernhard Moosbauer und Rainer Ullreich auf seiner selbst gebauten Liebesgeige es taten, und das in betörender Übereinstimmung - unvergesslich.

Dieselbe Homogenität gelang zwischen erster und zweiter Geige. Technisch absolut ebenbürtig inspirierten sich die beiden Violinisten gegenseitig. Der Primarius mit seinen unnachahmlichen Diminutionen, die zweite Geige, gespielt von Susanne Zippe, mit rhythmisch betontem Zugriff und traumhaft reiner Intonation.

Homogenität zwischen erster und zweiter Geige: Bernhard Moosbauer und Susanne Zippe begegneten sich musikalisch auf Augenhöhe un
Homogenität zwischen erster und zweiter Geige: Bernhard Moosbauer und Susanne Zippe begegneten sich musikalisch auf Augenhöhe und inspirierten sich gegenseitig. Foto: Markus Brändli

Ulrich Schneider und Ulrike Klamp zeigten an diesem Abend nicht nur perfektes, sondern auch inspiriertes Zusammenspiel zwischen Cello und Violone. Das ist umso bemerkenswerter, als beide kurzfristig eingesprungen waren, und wie auch die anderen in nur eineinhalb Tagen das opulente Programm einstudieren mussten. Vielleicht erklärt das manche minimale „Atemnot“ in den Binnenstrukturen.

Von den meisten Komponisten wird die Bratsche eher stiefmütterlich bedacht. Ganz anders bei Biber und Muffat, den zwei Komponisten des Abends. Sie prunkten sogar mit zweien dieser Instrumente - Rainer und Deborah Ullreich waren heftig beschäftigt.

Übertroffen wurden sie nur noch von Moosbauer selbst und dem Cembalisten Andreas Scheufler - keine Sekunde Pause. Trotzdem hörte der Cembalist mit nie nachlassender Aufmerksamkeit hin, nach allen Seiten. Sein fabelhaftes Klop-Cembalo aus Holland war nie zu laut, nie zu leise, weder zu früh noch zu spät.

In der abschließenden Passacaglia aus „Armonico Tributo“ von Georg Muffat entfaltete sich noch einmal die ganze barocke Pracht und Herrlichkeit. Das innere Auge verwandelte die nüchterne Schlosskapelle beinahe in den Spiegelsaal von Versailles.

Ein Bravissimo für Bernhard Moosbauer. Als musikalische Zierde Kirchheims ist er nicht nur ein herausragender Solist, was er mit seiner diesjährige Gesamtaufführung der Rosenkranzsonaten von Biber unter Beweis stellte, sondern auch ein begnadeter Ensembleleiter - und das in Kirchheim!