Kirchheim
Bastion: Indische Klänge treffen auf alpenländische Volksmusik

Konzert Im Kirchheimer Club Bastion präsentiert die Formation „Amithias“ einen begeisternden Stilmix und ein Meer an Klangfarben. Von Rainer Kellmayer

Wer Matthias Schriefl kennt, weiß: Der Allgäuer Multi-Instrumentalist, Komponist und Arrangeur ist immer für eine Überraschung gut. Vor drei Jahren mischte der geniale Universalmusiker mit seiner Band

 

Es ist für mich so, als wenn ich mit Lionel Messi zusammenspielen dürfte.
Matthias Schriefl
Der Universalmusiker ist stolz auf sein Ensemble.

 

„Six Alps and Jazz“ im Kirchheimer Club Bastion in einem wilden stilistischen Parforceritt Klassik, Volksmusik und Jazziges gehörig durcheinander. Diesmal wechselte er das Genre, blieb jedoch der witzigen Präsentation und stilistischen Quergängen treu. Das Motto „Allgäu trifft Indien“ bot der Formation „Amithias“ – eine Kombination der Vornamen – mit Matthias Schriefl, dem Flötisten Amith Nadig und B.C. Manjunath an der Percussion reichlich Gelegenheit, zwei Musikkulturen zu verschmelzen, die gegensätzlicher nicht sein könnten.

Schriefl war stolz auf sein Ensemble: „Amith Nadig und B.C. Manjunath sind Superstars der klassischen indischen Musik. Es ist für mich so, als wenn ich mit Lionel Messi zusammenspielen dürfte“. Ähnlich wie der Fußballstar die Dribblings perfekt beherrscht, zauberte Nadig brillante Tonketten aus seinen einfach anmutenden, klappenlosen indischen Querflöten.

Knackige Alphorntöne

Technisch schien er keine Grenzen zu kennen, und was der Virtuose an Tonschattierungen und durch Überblasen erzeugte Spitzentöne zu bieten hatte, war allererste Sahne. Mit Schriefl schien er sich blind zu verstehen. Die virtuosen Unisono-Läufe von Flöte und Trompete kamen gestochen scharf und im Zusammenspiel makellos abgestimmt.

Schriefl sorgte für ein Meer an Klangfarben, mal mit der Trompete brillierend, dann auf dem Euphonium mit herben Tönen grundierend. Und wenn er seine Bläserkunst selbst auf dem Akkordeon begleitete oder knackige Alphorntöne in den Raum schmetterte, war das Publikum restlos begeistert. Dem Ganzen setzte Schriefl die Krone auf, als er gleichzeitig auf Trompete und Bassflügelhorn zweistimmig spielte, und darunter mit dem Akkordeon die passenden Harmonien legte.

Spektakuläre Bläserkunst: Matthias Schriefl schafft es, Euphonium und Alphorn gleichzeitig zu spielen und sich dazu auf dem Akkordeon zu begleiten. Foto: Rainer Kellmayer

Dieser zirzensischen Bläserkunst stand der Perkussionist B.C. Manjunath in nichts nach. Mit welch spektakulärer Fingerfertigkeit er die indischen Trommeln Sarasho und Damaru zum Klingen brachte, und wie er mit knackigen Schlägen für den perfekten Drive sorgte, war faszinierend. Noch mehr staunte das Publikum, als er mit rasend schneller Zungenakrobatik zu einer Art Scatgesang ansetzte. In brillanter Manier erzählte er Geschichten, die zwar unverständlich waren, in ihrer ungezügelten Zungen-Virtuosität die Hörer jedoch beeindruckten und im Publikum für Schmunzeln sorgten.

Dann war wieder Stilmix Trumpf: Schriefl und Kollegen verschmolzen indische Klänge und Rhythmusmuster mit den traditionellen Melodien unserer alpenländischen Volksmusik: aufregend, begeisternd, und gelegentlich mit einem Schuss Spiritualität gewürzt.

Amith Nadig sorgte für einen besonderen Gag. Auf seiner Flöte tönte er den 1954 von Eroll Garner geschriebenen Jazzstandard „Mysty“ an – stilistisch gekonnt, und mit dem speziellen Feeling dieses Genres umgesetzt.

Als es dem Ende zuging setzten „Amithias“ in der Bastion noch eins drauf: Bei der Zugabe durfte Nadig mit indischer Färbung einen bayerischen Jodler zum Besten geben: Eine urkomische Performance, bei der kein Auge trocken blieb.