Der erste Bauabschnitt auf der vielgenutzten Verbindung zwischen Nürtingen und Kirchheim hat am Montag begonnen. Wer von Reudern in Richtung Kirchheim unterwegs ist, wird auf Höhe der Abzweigung Reuderner Straße in Richtung Lindorf umgeleitet. Bis voraussichtlich Sonntag, 30. Oktober, finden die Arbeiten auf dem Bauabschnitt eins noch statt. Es folgen zwei weitere Phasen. Insgesamt 1,5 Millionen Euro sollen die Arbeiten den Bund kosten und sich noch bis zum 21. November ziehen (wir berichteten).
Bereits die Ankündigung der Fahrbahnsanierung in der vergangenen Woche hat für viel Aufregung gesorgt. Im Internet zeigten Nutzer nur wenig Verständnis für die Komplettsperrung. Kommentare wie „Hätte man sich das Geld nicht eigentlich sparen können?“, und „Da hat’s echt deutlich schlechtere Straßen, die man mal sanieren könnte“, fanden Zuspruch.
Tatsächlich scheint die B 297 auf den ersten Blick in einem ordentlichen Zustand zu sein, was man bei einer Straße, die erst vor neun Jahren zwischen Reudern und der Anschlussstelle A8 saniert wurde, auch erwarten darf.
Warum sind also schon wieder Arbeiten notwendig? Auf Anfrage äußert sich das Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) wie folgt dazu: „Auf der Fahrbahn der B 297 finden sich Schäden (Risse und Ausmagerungen), die teilweise mit bloßem Auge beim Befahren nicht sichtbar sind. Daher wird nun die Fahrbahndecke saniert, damit nicht weitere Schäden in den weiter unten liegenden Schichten auftreten. Hier wäre die Sanierung wesentlich teurer und die Eingriffe in den Verkehr würden zudem auch länger andauern.“
Über 500 Lkw am Tag fahren über die B 297
Dass nicht einmal zehn Jahre nach der letzten Sanierung wieder schweres Gerät anrücken muss, sei aufgrund der hohen Belastung normal: „Der Fahrbahnzustand ist bei der überdurchschnittlichen Verkehrsbelastung der B 297 und dem zeitlichen Abstand zur letzten Sanierung nicht ungewöhnlich, da hier beispielsweise auch über 500 Schwerverkehrsfahrzeuge am Tag fahren“, so Lisa Schmidt, Pressereferentin des Regierungspräsidiums.
Aber nicht nur für Lkw stellt die B 297 eine wichtige Verkehrsachse dar. Auch die Buslinie 166 verkehrt hier und wird unter anderem von Schülern genutzt. Hätte man die Straße also nicht während der Sommerferien sanieren können? „Aufgrund von Kapazitätsengpässen der Bauindustrie können nicht alle Maßnahmen in den Sommerferien durchgeführt werden“, so RP-Sprecherin Schmidt.
Die Arbeiten seien unter anderem mit den für den ÖPNV zuständigen Stellen abgestimmt worden. Dennoch wird es einige Einschränkungen geben. So werden im ersten Bauabschnitt die Haltestellen Nägelestal, Steingaustraße, Stadthalle und Henriettenstraße in Kirchheim entfallen. Fahrgäste in Kirchheim sollen die Haltestelle ZOB nutzen. „Weitere Auswirkungen auf den Schulbusverkehr gibt es nicht“, heißt es beim zuständigen Verkehrsberatungsunternehmen Graunke aus Stuttgart. Allerdings könne es aufgrund mehrerer gleichzeitig eingerichteter Baustellen zu Verspätungen kommen.
Wie das Neckartenzlinger Busunternehmen Haussmann und Bauer, das die Linie 166 bedient, mitteilt, fährt man derzeit morgens am Nürtinger ZOB aufgrund der Baustelle zwei Minuten früher los.
Linie 166 entfällt im Bauabschnitt zwei
Der für den Busverkehr kritischere Abschnitt sei aber der zweite. Vom 31. Oktober bis 6. November wird die Linie 166 aufgrund fehlender Umleitungsmöglichkeiten zwischen Reudern-Mitte und Kirchheim ZOB gar nicht fahren können. Deshalb habe man diesen Abschnitt in die Herbstferien gelegt. Fahrgäste sollen die Regionalzüge und S-Bahn über Wendlingen nutzen. Der restliche Verkehr wird ab der Anschlussstelle Kirchheim-West über die B 465 nach Owen und über die L 1210 und K 1243 nach Nürtingen umgeleitet.
Im Bauabschnitt drei (7. bis 21. November) wird die Strecke zwischen Reudern und Nürtingen komplett gesperrt. In dieser Zeit soll der Bus 166 einen parallelliegenden Feldweg nutzen. „Aufgrund der längeren Fahrzeit müssten zur besseren Fahrplanstabilität die Schleife in Kirchheim mit den Haltestellen Steingaustraße, Stadthalle und Henriettenstraße entfallen“, heißt es beim Planungsbüro. Bei einem Vor-Ort-Termin soll noch geklärt werden, ob die Feldweg-Lösung umsetzbar ist.
Massive Auswirken dürfte die Sperrung auch auf den Rettungsdienst haben. Am Montagmorgen sind die Bauarbeiten Thema bei der Teambesprechung des DRK Rettungsdienstes Esslingen-Nürtingen. „Die beiden ersten Bauabschnitte werden unproblematisch“, so Rettungsdienstleiter Michael Wucherer. „Einschneidend wird Abschnitt drei.“
Täglich nutzen die Einsatzkräfte die Bundesstraße zwischen Nürtingen und Kirchheim. „Die B 297 ist eine der Hauptachsen für uns“, so Wucherer. Durch die Trennung der Fachbereiche an den Mediuskliniken müsse man regelmäßig beide Krankenhäuser anfahren. „Chirurgische Notfälle bringen wir nach Nürtingen, Patienten mit Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen nach Kirchheim.“ Die Baustelle könnte die Anfahrtszeiten um ein paar Minuten verzögern, so Wucherer. „Baustellen spiegeln sich in den Hilfsfristen immer wider.“