Der Jahresüberschuss von mehr als 1,6 Millionen Euro für 2021 hat die Baugenossenschaft Kreisbau eine große Kraftanstrengung gekostet. „Und das bei einer Durchschnittsmiete von 6,95 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche – darauf können wir stolz sein“, sagt Vorstandssprecher Bernd Weiler auf der Mitgliederversammlung in der Kirchheimer Stadthalle.
Und die Herausforderungen werden im laufenden Geschäftsjahr nicht kleiner, im Gegenteil: Begonnen hat es mit dem Stopp der KfW-Förderung im Januar. „In der Konsequenz fehlen uns mehr als sechs Millionen Euro an Fördermitteln für unsere Bauinvestitionen, kein Pappenstiel.“ Hinzu kommen explodierende Energiepreise, Inflation, Zinssteigerung, Fachkräftemangel und Lieferengpässe. „Auch den Klimawandel haben wir zu spüren bekommen“, spielt Weiler auf den Hagelsturm am 24. Juni 2021 und die Schäden an Gebäuden der Kreisbau an.
Und stellt möglicherweise auch die Konkurrenz vor Ort in Form einer städtischen Baugesellschaft ein Problem dar, wie Kirchheim sie gerade gegründet hat?
Diese Sorge treibt auch ein Mitglied unter den 134 Gästen um: Ob von der Stadt zukünftig dann Mitarbeiter abgeworben werden, will er wissen. Doch sowohl Bernd Weiler als auch Kirchheims Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader sehen die städtische Baugesellschaft eher als notwendige Ergänzung denn als Konkurrenz. „Als Stadt benötigen wir solche starken Partner, um möglichst allen Bewohnern passenden Wohnraum zur Verfügung zu stellen.“
Denn allein, so Bader, könne die Kreisbau das Thema sozialer Wohnungsbau nicht wuppen. Bernd Weiler verweist seinerseits auf die Stadt Plochingen. „Dort gibt es auch einen Eigenbetrieb und da sind wir jetzt der Partner. In Kirchheim stehen wir auch gerne zur Verfügung, wenn alles fertig ist“, richtet er sich mit einem Augenzwinkern an das Kirchheimer Stadtoberhaupt. Die Aufgabe ist in der Tat gewaltig, gerade auf Städte in den Speckgürteln der Großstädte. Außerdem kommen wöchentlich 100 bis 150 Geflüchtete aus der Ukraine im Landkreis dazu. „Das wird eine Daueraufgabe, wir können ja nicht alle paar Jahre Container aufstellen“, sagt Pascal Bader über die zusätzliche Nachfrage.
Es sind schwierige Zeiten, in denen die Kreisbaugenossenschaft ihren Mitgliedern gute Zahlen vermelden kann. Dazu gehören auch die Bilanzsumme in Höhe von 103,8 Millionen Euro, die ein Plus von 7,4 Millionen Euro zum Vorjahr bedeutet, und Umsatzerlöse in Höhe von 13,2 Millionen Euro. „Was hast Du denn damit gemacht?“, übergibt Bernd Weiler scherzend an den technischen Vorstand Stephan Schmitzer. „Mit diesem Geld haben wir 56 Genossenschaftswohnungen, 40 in der Kirchheimer Schöllkopfstraße 105 und 16 in der Eichendorffstraße in Nürtingen, davon 14 geförderte Wohnungen, sowie neun Eigentumswohnungen errichtet. Aber auch Projekte vorbereitet und entwickelt sowie Grundstücke in Plochingen und Nabern erworben“, nimmt dieser den Ball auf.
Eine wichtige Rolle spielen auch neue Wohnformen und alternative Energieerzeugung. Ob es einen neues Quartier wie das Rauner-Viertel geben wird, will ein Mitglied wissen. Da kann Bernd Weiler Vollzug melden: In den Badwiesen wird das nächste Quartiersprojekt gestartet, mit künftig 300 Einheiten. Kniffliger sind dagegen Fragen wie Wallboxen in Tiefgaragen: „Wir können derzeit nicht garantieren, dass sie alle genug Storm bekommen. Da sind wir aber in Gesprächen mit den Teckwerken“, beantwortet Bernd Weiler die Meldung eines Mitglieds.
Aufsichtsrat wiedergewählt
Entlastet wurde der Vorstand einstimmig und auch der Aufsichtsrat mit Dietmar Ederle, Marianne Gmelin und Natalie Pfau-Weller wurde für weitere drei Jahre gewählt.