Kirchheim
Bei falschem Alarm kommt Panik auf

Kriminalität Das Polizeipräsidium Reutlingen gibt im Kirchheimer Marstallgarten praktische Tipps, wie man sich vor Einbrechern schützen kann. Von Hannah Henrici

Im Schatten der alten Kastanienbäume im Marstallgarten steht Kriminalhauptkommissar Hubertus Schmid in seiner blauen Uniform. Er erklärt den Menschen aus Kirchheim und Umgebung hier in seinem Vortrag im Rahmen des Kirchheimer Kultursommers, mit welchen Möglichkeiten sie sich vor Einbrüchen und Diebstählen schützen können.

Dem Polizisten ist es ein wichtiges Anliegen, die Bürger darüber aufzuklären, dass jeder Opfer eines Einbruchs werden kann. „Häufig suchen die Opfer die Schuld bei sich und fragen sich, warum es ausgerechnet sie getroffen hat“, meint er. Dabei ist es meis­tens Zufall, welches Haus zum Ziel der Straftäter wird.

Hubertus Schmid appelliert an die Zuhörer, nach einem Einbruch sofort die Polizei zu informieren und jede Straftat zur Anzeige zu bringen. Neben dem Verlust von Geld oder Wertgegenständen ist vor allem die psychische Belastung nach einem Einbruch nicht zu unterschätzen. Die meis­ten Menschen fühlen sich danach in ihrem Zuhause nicht mehr sicher und leben in ständiger Angst. „Wichtig ist es immer, nach so einem Erlebnis Familienmitgliedern und Freunden davon zu erzählen“, sagt Hubertus Schmid. Auch beim „Weißen Ring“ finden die Geschädigten Unterstützung und ein offenes Ohr.

Jedes Jahr steigen zu Beginn des Herbstes die Einbruchszahlen im Land deutlich an. Der Grund: „Es wird früher wieder dunkel, und die Einbrecher sehen, in welchen Wohnungen Licht brennt und wo nicht. So erkennen sie schnell, welches Haus gerade leer ist.“

Mit einem Schraubenzieher brechen die Kriminellen schnell und fast lautlos ein Fenster auf und gelangen so ins Haus. Das erste Ziel der Diebe ist meistens das Schlafzimmer. „Viele ältere Leute bewahren ihr Geld oft bei sich zu Hause auf, weil sie kein Vertrauen in eine Bank haben“, meint der Kriminalhauptkommissar. Dann steuern die Einbrecher gern das Badezimmer an. Dort bewahren viele Menschen ihre Schmuckstücke auf. Hubertus Schmid em­pfiehlt, Wertsachen wie Schmuck oder Münzsammlungen in einem zertifizierten Wertschutzschrank unterzubringen. Dann haben Diebe kaum eine Chance, an den Inhalt zu gelangen.

Der erfahrene Polizist hat in den vergangenen Jahren schon äußerst kreative Einbrecher erlebt. Da wurden schon Eimer, Blumentöpfe und Holzbretter benutzt, um vom Garten aus in das Innere des Hauses zu klettern. In einem Fall hatten die unvorsichtigen Hausbewohner einen Werkzeugkasten auf dem Gartentisch stehen lassen. Die Einbrecher nutzten die Gelegenheit, um mit dem Werkzeug die Eingangstür aufzubrechen.

Von Bewegungsmeldern bei Privatwohnungen rät Hubertus Schmid ab. „Wenn niemand zu Hause ist und der Bewegungsmelder angeht, hält das den Einbrecher nicht von seinem Vorhaben ab“, warnt er. Da die Bewegungsmelder auch sofort Alarm schlagen, wenn im Garten ein Tier vorbeihuscht oder ein Besucher das Grundstück betritt, bewertet Schmid Bewegungsmelder sogar als kontraproduktiv. „Viele Leute, bei denen schon mal eingebrochen wurde, verschanzen sich hinter Alarmanlagen, Bewegungsmeldern und Sicherheitsschlössern“, erzählt er. Bei jedem falschen Alarm kehrt dann die Angst und Panik zurück, und die Menschen leben in einem ständigen Gefühl der Bedrohung.