Der Funke der Begeisterung sprang gleich über. Das lag vor allem an Christine Euchner von der Fachstelle Bürgerengagement bei der Stadt Kirchheim. „Ich vernetze und informiere sehr viel. Beim Gehen kommt man leicht ins Gespräch, man kann sich gut untereinander austauschen“, stimmt sie beim Treffpunkt unter den Rathausarkaden die Gruppe auf die nächsten zwei Stunden ein. Die sind vollgespickt mit Informationen, viele erfahren erstmals von den vielfältigen Möglichkeiten, wie man sich in Kirchheim ehrenamtlich einbringen kann.
Dann geht’s los. Der erste Stopp wird nur ein paar Meter weiter eingelegt: an der Stadtbücherei. Lesepaten sind das Stichwort. „Für Flüchtlingskinder ist das ganz wichtig, damit sie die Sprache überhaupt hören“, erklärt Euchner. Manche Paten nehmen ihre Schützlinge auch an der Hand, zeigen ihnen die neue Stadt, fragen nach ihrem Namen und wo sie wohnen – so wird ihnen die Sprache vertrauter. Einmal umgedreht, kommen zwei weitere Engagementmöglichkeiten in den Blick: Kirchheim Info und Martinskirchturm. Die Stadtführer sind auch Teil der Ehrenamtsgemeinde, ebenso die Kirchengemeinden mit ihren Angeboten für Menschen aller Altersgruppen.
Im Haus der Sozialen Dienste wartet schon Monique Kranz-Janssen, Geschäftsführerin des Vereins „buefet“. Die 120 Mitglieder machen sich stark für ein gutes Älterwerden in Kirchheim. Wer sich über all die vielen Angebote informieren will, ist hier gut beraten. Fragen aus der Gruppe zeigen, wie wichtig diese Einrichtung ist.
Am Osterbrunnen vorbei, den es ohne den Verein Mährisch-Schlesischer Sudetengebirgsverein nicht gäbe, ist schnell die Bücherzelle am Ende der Marktstraße erreicht. Betreut wird sie vom Bürgertreff, der immer wieder die Vandalismus-Spuren beseitigt.
Der nächste größere Halt ist im Weltladen. Dort gibt es ausschließlich fair gehandelte Ware, neben Kaffee und Tee auch Kleidung und Kunsthandwerk aus sämtlichen Teilen der Welt. Von der stattliche Teilnehmerzahl der „Ge(h)sprächsgruppe“ sind die Weltladenmitarbeiterinnen begeistert. Es gibt Infos über die Geschichte, die 2002 begann, und Ziele des Vereins. „Wir suchen dringend Menschen, die im Laden mitarbeiten. 80 Prozent sind Mitglieder der ersten Stunde und durch Corona weggefallen“, erfahren die Zuhörerinnen und Zuhörer.
Ähnlich sieht es beim Diakonieladen aus, auch hier wird dringend Verkaufspersonal gesucht. Im Erdgeschoss gibt es Secondhandkleidung, dort ist das Publikum zur Freude vieler bunt gemischt. Nicht nur Bedürftige kleiden sich hier neu ein, sondern auch solche, die nachhaltig einkaufen. „Das ist gelebte Inklusion“, sagt die Leiterin Annette Weißenstein. Im ersten Stock finden sich Schränke, Regale, Tassen und ähnliches. Schon viele Flüchtlinge aus der Ukraine wurden mit Betten ausgestattet. Gleich dahinter befindet sich das Café Eckpunkt, das Begegnungscafé der Diakonie. Geschützt durch Regenschirme, findet spontan ein Frage-und-Antwort-Gespräch statt. „Hier können Sie unverbindlich vorbeischauen und schnuppern. Sprachpaten bringen Flüchtlingsfrauen Deutsch bei, sodass sie in den Arbeitsmarkt integriert werden können“, nennt Christine Euchner ein Beispiel.
Bei der evangelisch-methodistischen Kirche findet sich der „Fairteiler“. Ein Kühlschrank steht unterm Vordach, daneben ein Regal mit Kisten. „Hier können Sie Ihre überflüssigen Zucchini aus dem Garten herbringen – oder Dinge, die bei einem Fest übrig sind“, wirbt Euchner für diese Art der Lebensmittelrettung von Foodsharing.
Am Mehrgenerationenhaus Linde zählt sie die zahlreichen Projekte, Kurse, Gruppen und Initiativen auf, die dort stattfinden, hier bieten sich vielfältige Möglichkeiten, sich dem eigenen Interesse entsprechend zu engagieren. Und dann ist auch schon das Ziel in Sicht: der Bürgertreff Kirchheim mit seinem Café Sammel-Tasse. Dort haben drei Frauen leckere vegetarische Schnittchen vorbereitet. Viele bleiben und lassen es sich schmecken, tauschen sich aus und wollen noch mehr über ehrenamtliches Engagement wissen. Ernsthaftes Interesse steckt dahinter.