Gleiche Baustelle, nächster Abschnitt: Die Sanierung der Ortsmitte Ötlingen rückt wieder ein Stück weiter ostwärts, in Richtung Kernstadt. Von Frühjahr 2021 bis Frühjahr 2022 steht die Strecke zwischen Lindorfer Straße und Wielandstraße an. Dazu gehören auch die Parkplätze, die in der Lateralen - parallel zur Stuttgarter Straße - liegen. Noch befindet sich dort die Bushaltestelle. Nach dem Umbau allerdings soll der Bus mitten auf der Straße halten, an einem Buskap. Kaps statt Buchten, heißt das Prinzip für die Busführung an der neugestalteten Stuttgarter Straße.
Überzeugt sind von diesem Prinzip aber längst nicht alle. CDU-Stadtrat Thilo Rose warnte im Ausschuss für Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt eindrücklich: „Wenn rechts das Kap ist und links eine erhöhte Mittelinsel, kommt kein Rettungswagen mehr am stehenden Bus vorbei.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann pflichtete ihm bei: „Wie es an dieser Stelle mit Einsatzkräften aussieht, ist eine berechtigte Frage. Da müsste man sich auch bei der Feuerwehr erkundigen.“ Ein Ausweichen auf den Gehweg sehe die Straßenverkehrsordnung nicht vor.
Eisenmanns Fraktionskollege Andreas Kenner warnt ohnehin unermüdlich wie der alte Cato vor den Buskaps: „In Tübingen hat man die wieder zurückgebaut, weil der Notarzt nicht vorbeikam. Ich verlasse mich gerne auf Notärzte und Einsatzleiter als Experten. Ich war noch nie überzeugt von den Buskaps und will mich damit auch nicht anfreunden.“ Auch Natalie Pfau-Weller, die CDU-Fraktionsvorsitzende sprach sich dafür aus, die Bushaltestelle in der Lateralen zu belassen - und dafür lieber die Fläche zu verkleinern, die für die „Kunst am Bau“ vorgesehen ist. Sie soll an den Kegelesbach erinnern, der früher einmal hier durch Ötlingen geflossen ist, heute aber bereits auf Höhe des Ortseingangs in die Lauter mündet.
Was für das Buskap spricht, benannte Grünen-Stadträtin Sabine Lauterwasser: „Wenn die Busse nicht so lange brauchen, um sich nach dem Halt wieder in den Verkehr einzufädeln, dürfte sich ihre Pünktlichkeit verbessern.“ Heinrich Brinker (Linke) sieht das nicht anders: „Der ÖPNV sollte so gestaltet sein, dass er möglichst wenig Zeit verliert. Hier geht es um Nachhaltigkeit für alle, nicht nur für den Pkw.“
Der Antrag von Thilo Rose, einen Alternativvorschlag für die Bushaltestelle zu erarbeiten und ihn in der nächsten Sitzungsrunde Anfang Februar zu präsentieren, fand keine Mehrheit. Stattdessen hat der Ausschuss der Ausschreibung des Bauabschnitts nahezu geschlossen zugestimmt. In den Kosten von knapp 2,4 Millionen Euro ist eine überplanmäßige Ausgabe von 100 000 Euro enthalten. Die Stadtverwaltung überprüft, ob die Mittelinsel an der Bushaltestelle auch ohne Erhöhung auskommt, sodass Einsatzfahrzeuge an einem Bus vorbeifahren können.
Insgesamt versprechen sich die Planer große Vorteile von diesem neuen Bauabschnitt der Ortsmitte Ötlingen: Sämtliche Leitungen sollen erneuert oder zumindest ausgebessert werden, ob sie nun der Stadt, der Netze BW oder der Telekom gehören. Vom Glasfaseranschluss beispielsweise sollen nicht nur die direkten Anwohner an der Stuttgarter Straße profitieren, sondern auch das benachbarte Gewerbegebiet Heimenwiesen.
Kommunikation wird verbessert
Außerdem werden zwei Plätze neu gestaltet: der vor der Silbernen Rose und der in der Lateralen zwischen Lindorfer Straße und Wielandstraße. Es geht um eine attraktive Gestaltung der Fläche vor den Läden. Auf eine attraktiver soll auch die Baustelle selbst dieses Mal abgewickelt werden. Die Stadtverwaltung stellt eine verbesserte Vernetzung der Leitungsträger in Aussicht, wie der Erste Bürgermeister Günter Riemer vermeldete: „Der erste Bauabschnitt lief wirklich nicht gerade glücklich ab - obwohl es immer eine schwierige Aufgabe ist, im Bestand und unter vollem Verkehr zu bauen.“ Nun werde aber genau darauf geachtet, dass niemand mehr mit einer Bleistiftskizze auf der Baustelle auftaucht, um dann erst vor Ort die Leitungen zu suchen. Auch die Kommunikation soll verbessert werden, damit die Ötlinger künftig früher und besser über die jeweils anstehenden Arbeiten informiert sind.
Was auf jeden Fall ein Jahr lang erhalten bleibt, ist die Umleitung, die in Richtung Wendlingen über die Fabrik-, die Halden- und die Isolde-Kurz-Straße erfolgt