Kirchheim. Am Eingang des Kirchheimer Freibads gab es bis vor Kurzem eine Sprüche-Tafel. Seit Jahren habe diese mal mit humorvollen, mal lehrreichen oder philosophischen Zitaten unzählige Badegäste erfreut, heißt es in einem dem Teckboten vorliegenden Schreiben, unterzeichnet von „Ape“. „Die Sprüche regten zum Nachdenken an, brachten uns zum Schmunzeln und boten Gesprächsstoff – manchmal sogar weit über den Badetag hinaus. Die Tafel war ein kleines Highlight für viele von uns“, so die Verfasserin weiter, die ihr Unverständnis darüber äußert, weshalb die Tafel nun entfernt wurde, nur weil sich eine einzelne Person inhaltlich an einem der Sprüche gestört habe.
Humorvoll bis philosophisch
„Wo bleibt da die Toleranz?“, fragt Ape, „müssen wir uns in unserer Gesellschaft jedem noch so kleinen Unmut sofort beugen? Ein einziges ‚Nein‘ scheint mittlerweile auszureichen, um viele ‚Jas‘ zum Verstummen zu bringen“, betont die Verfasserin. Sie beklagt, dass, anstatt miteinander zu reden, um die unterschiedlichen Perspektiven zu verstehen, direkt die Reißleine gezogen werde. Diese Entwicklung sei besorgniserregend. Eine lebendige Bürgerbeteiligung bedeute doch nicht, dass eine einzige Stimme über alle anderen entscheide: „Es bedeutet, dass wir im Dialog bleiben, auch wenn nicht immer alle einer Meinung sind.“
An die Kirchheimer Stadtverwaltung richtet „Ape“ den Appell, der Tafel und den Sprüchen wieder ihren Platz im Freibad zurückzugeben. Viele Badegäste würden es danken: „Denn am Ende tragen diese kleinen, inspirierenden Botschaften doch nur zur Lebensfreude bei – und davon können wir alle nie genug haben.“
Sprüche-Tafel kehrt nicht zurück
„Bisher wurde die Tafel mit Sprüchen und Lebensweisheiten der Mitarbeitenden des Freibads gefüllt. Diese wurden meist jeden Tag neu dort angebracht“, erklärt Hanna Müller, Sprecherin der Stadt Kirchheim, auf Nachfrage. Die Tafel sei aufgrund einer Beschwerde, dass der aufgehängte Spruch eine politische Aussage beinhalten würde, entfernt worden. „Das kann, wie bei vielen Aussagen, Sprüchen und so weiter so gesehen werden und bietet daher Raum für Diskussionen, die die Stadtwerke in der Funktion als Betreiber eines Freibades allerdings nicht führen werden“, so Müller weiter.
Aufgrund der öffentlichen Präsentation der Sprüche könnte den Stadtwerken und der Kirchheimer Stadtverwaltung vorgeworfen werden, dass diese Meinungsbildung betreiben wollen beziehungsweise zu den Inhalten der Sprüche stehen. Das sei jedoch nicht Aufgabe eines Badbetreibers. „Ein leider nicht gangbarer Weg wäre, jeden Spruch auf politische, diskriminierende und sonstige Inhalte vorab durch die Rechtsabteilung der Stadt prüfen zu lassen. Das ist jedoch verständlicherweise nicht umsetzbar“, begründet Hanna Müller, weshalb die Tafel nicht mehr an ihren Platz zurückkehren wird.

