Viel Geld hatte der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer im Gepäck, als er zum Austausch mit Oberbürgermeister Pascal Bader nach Kirchheim gekommen war - wenn auch nur symbolisch: Er überreichte dem Rathauschef einen Förderbescheid über 500 000 Euro für die Sanierung der Ortsmitte Ötlingen.
Insgesamt kostet die Sanierung knapp acht Millionen Euro, sagte Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik. Die Stadt Kirchheim hat nun bereits zum dritten Mal entsprechende Fördermittel erhalten. Zusammengerechnet belaufen sie sich auf 2,4 Millionen Euro. Damit stimmt eine wesentliche Rechnung, die Regierungspräsident Reimer bei der Übergabe im Kirchheimer Rathaus aufstellte, nicht bis ins Detail: „Jeder eingesetzte Förder-Euro löst bis zu acht weitere Euro an Folgeinvestitionen aus.“
Aber unabhängig von diesem Detail geht die Gesamtrechnung für Wolfgang Reimer trotzdem auf: „Die Fördermittel unterstützen Kirchheim bei der Aufwertung der Ötlinger Ortsmitte. Damit fördern wir eine nachhaltige Infrastruktur vor Ort.“ Auch Pascal Bader, dem der Förderbescheid sehr willkommen war, sprach von der Bedeutung, den diese Fördermittel haben - „für den Erhalt von lebendigen und identitätsstiftenden Stadt- und Ortskernen“.
Im gesamten Regierungsbezirk Stuttgart werden Investitionen aller Art pro Jahr mit rund 2,8 Milliarden Euro unterstützt, bemerkte Wolfgang Reimer am Rande und fügte hinzu: „Das ist eine ganz ordentliche Summe. Wenn ich die nenne, wird man sogar in den Konzernspitzen hellhörig.“ Wirtschaftlich sei diese Förderung durchaus interessant, weil sie dazu beitrage, dass Beschlüsse in den Kommunen leichter zustandekommen, wenn ein wesentlicher Teil der Finanzierung gesichert ist. Auch für den ländlichen Raum seien die Förderbeträge immens wichtig, ergänzte er und verwies dabei auf ein aktuelles Trinkwasserprojekt im Main-Tauber-Kreis, das sich über viele Gemeinden erstreckt und das mit insgesamt 60 Millionen Euro gefördert wird.
Er sei aber nicht nur nach Kirchheim gekommen, um Geld zu verteilen, betonte der Regierungspräsident. Es ging ihm auch generell um einen Austausch mit dem Oberbürgermeister, der bereits seit einem Jahr im Amt ist: „Wegen der Pandemie konnte ich ja schon bei seiner Amtseinführung nicht vor Ort sein.“
Der Austausch über aktuelle Themen hätte kaum aktueller sein können: Ausgehend von Pascal Baders Absicht, Kirchheim insbesondere beim Klimaschutz zu einer Stadt mit Vorbildcharakter zu entwickeln, ging es unter anderem um das geplante Gewerbegebiet Hungerberg auf Dettinger Gemarkung, an dessen Erschließung sich auch die Stadt Kirchheim beteiligen würde.
Widersprüche gemeinsam lösen
Auch die Bürgerbeteiligung war eines der Themen, die in diesem Zusammenhang angesprochen wurden. Kirchheims Oberbürgermeister sprach von einem erfolgreichen kleineren Projekt, bei dem es gelungen sei, bei einer Straßensanierung mit allen Beteiligten gemeinsam einen guten Kompromiss zu vereinbaren. Regierungspräsident Reimer hob hervor, wie wertvoll es ist, wenn die Bürger mit dabei sind beim Abwägen unterschiedlicher Interessen: „Da erkennen viele, dass sie selbst ganz widersprüchliche Interessen verfolgen.“ Es gehe also nicht nur um einen Widerstreit zwischen Politik und Behörden auf der einen Seite und den Bürgern auf der anderen Seite. Im Idealfall trügen dann alle gemeinsam dazu bei, ihre Widersprüche aufzulösen und zu einem tragbaren Ergebnis zu kommen.