Kirchheim
Beweglich in bewegten Zeiten

Kirche Pfarrerin Iris Sönning verstärkt das Team der Kirchheimer Stadtkirchengemeinde. Außerdem unterrichtet sie Religion an der Freihof-Grundschule. Von Andreas Volz

Iris Sönning ist jetzt in Kirchheim gelandet - privat und beruflich: „Das Haus in Kirchheim haben wir schon vor fünf Jahren gekauft, mit Blick auf den Ruhestand meines Mannes“, erzählt sie. Nun ist das Pfarrerehepaar ins Kirchheimer Eigenheim gezogen. Iris Sönning selbst ist mit ihren 60 Jahren noch weit genug vom Ruhestand entfernt, sodass sie in Kirchheim eine neue Stelle antreten kann, eine „bewegliche Pfarrstelle“. Solche Stellen sind zeitlich befris­tet, auf maximal acht Jahre, und sie erlauben es der Landeskirche, flexibel auf den Personalbedarf reagieren zu können.

In Kirchheim geht es konkret darum, Dekanin Renate Kath während ihrer Krankheitsphase zu vertreten und sie danach beim Wiedereinstieg in den Beruf zu unterstützen. Ansonsten kann Iris Sönning auch anderweitig für Vertretungen eingesetzt werden. Die Aufgabe als „Springerin“ ist sie schon gewöhnt: Die vergangenen 14 Jahre war sie Pfarrerin in Klos­terreichenbach-Röt und hat auch dort schon die verschiedensten Vertretungen übernommen.

„Ich bin keine Schwäbin“, sagt sie gleich zu Beginn des Gesprächs. Aber in der Württembergischen Landeskirche hat sie trotzdem von Beginn an ihre Heimat als Seelsorgerin gefunden. Aufgewachsen am Stadtrand von Hannover, war ihr schon seit der Konfirmandenzeit klar, dass sie Pfarrerin werden wollte. Über Hamburg und Zürich - wo ihre Großeltern lebten - kam sie als Studentin fast zwangsläufig auch nach Tübingen: „In der Schweiz haben damals viele Theologiestudenten aus Schwaben ihr Auslandsjahr gemacht, und die haben mich dann eben nach Tübingen eingeladen.“

So lernte sie auch ihren Mann Wolfgang kennen. Der Wechsel der Landeskirche sei deswegen keine große Schwierigkeit gewesen: „Heirat wurde als Grund anerkannt.“ Nach dem Vikariat in Ludwigsburg und dem Pfarrvikariat in Esslingen-Hohenkreuz kam Iris Sönning in Untertürkheim zu ihrer ersten festen Pfarrstelle. Nach 14 Jahren folgte der Umzug in den Schwarzwald: „Da waren die Kinder langsam aus dem Haus, und wir wollten etwas anderes machen. Wenn schon wechseln, dann gleich in den Schwarzwald. Zufällig haben wir dort zwei benachbarte Gemeinden gefunden.“ Lebensmittelpunkt war Baiersbronn.

Wie schon im Schwarzwald, hat Iris Sönning nun auch in Kirchheim eine 50-Prozent-Stelle inne. Außer der eigentlichen Seelsorge zählen auch sechs Stunden Religionsunterricht an der Freihof-Grundschule zu ihrem Dienstauftrag. Die Arbeit mit Kindern liegt der vierfachen Mutter und in Bälde siebenfachen Großmutter besonders am Herzen. Die älteste Enkelin ist jetzt gerade sieben Jahre alt geworden und somit selbst im besten Grundschulalter.

Die Familie war übrigens auch der Grund, warum das Ehepaar Sönning vom Schwarzwald nach Kirchheim ziehen wollte: „Drei unserer vier Kinder wohnen in der Gegend von Esslingen.“ Deshalb bot sich Kirchheim als künftiger Wohnsitz durchaus an. „Wir haben die Stadt schon vor fünf Jahren ein bisschen kennengelernt“, erzählt Iris Sönning. Was ihr gut gefällt, ist die kurze Distanz zur Innenstadt - ganz anders als im Schwarzwald. Aber auch aufs Wandern auf der Alb freut sie sich schon. Der Abschied nach 14 Jahren Schwarzwald war sehr emotional, berichtet sie: „Wegen Corona konnten wir nicht in die Kirche. Aber auch im Kurhaus durften nur 70 Gäste teilnehmen.“ Posaunenchor und Kirchenchor waren im Freien und haben ihre Musik durch die geöffneten Türen ertönen lassen.

Musik ist ein wichtiges Hobby für Iris Sönning. In Kirchheim hat jetzt endlich auch der Flügel ihrer Großeltern einen gebührenden Platz erhalten. Auch dem Harfespiel möchte sie sich stärker zuwenden. Muße für die Muse verspricht sich Iris Sönning von der Tatsache, dass sie „nur“ eine halbe Stelle hat. Trotzdem geht sie ihrem Beruf im Sinne einer Berufung nach: „Ich liebe die Vielseitigkeit an meinem Beruf. Freud’ und Leid liegen oft sehr nah beieinander.“

Was Iris Sönning nun in ihrer Anfangszeit in Kirchheim spannend findet, ist die Frage, die Kirchengemeinden in ganz Deutschland umtreiben wird: „Wie lässt sich Weihnachten in Coronazei­ten feiern?“ Dass alles ganz anders sein kann als gewohnt, hat sie schon an Ostern im Schwarzwald erlebt: „Da stand ich ganz alleine mit dem Posaunenchor auf dem Friedhof. Das wurde aber mit dem Handy gefilmt und ins Internet gestellt.“ Weihnachten könnte dieses Jahr ganz ähnlich aussehen.