Das Neujahrskonzert in der Kirchheimer Martinskirche hat am Sonntag ein helles Licht in der düsteren Corona-Zeit gesetzt. Bereits zum fünften Mal sorgte das Ludwigsburger Blechbläserquintett zum Jahresbeginn für den guten Ton. „Das Publikumsinteresse war riesig. Wir hätten das Konzert zweimal durchführen können“, sagte Bezirkskantor Ralf Sach, der das Ensemble an der Orgel unterstützte. Seit 1984 bereisen die Ludwigsburger die Konzertsäle der Welt. Neben Tourneen, Kammerkonzerten und CD-Aufnahmen bereichern romantische Serenaden und Jazzfrühschoppen das umfangreiche Programm des Ensembles ebenso wie Showeinlagen.
Situationsbedingt musste das Kirchheimer Konzert ohne Pause durchlaufen. „Wir haben uns schwer getan, aus unserem umfassenden Repertoire ein einstündiges Programm zusammenzustellen“, erzählte Hubertus von Stackelberg in seiner Moderation. Bei der Auswahl der Stücke hatten die Ludwigsburger jedoch ein glückliches Händchen: Barockes stand neben Spirituals, und originale Blechbläser-Kammermusik kontrastierte mit fetzigen Jazzarrangements.
Den festlichen Auftakt machte die Ouvertüre aus Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“ mit strahlendem Blechbläserglanz und markant entgegengesetzten Orgelblöcken: eine gelungene Symbiose der verschiedenen Klangstränge. Barocke Opulenz brachte auch die Zusammenstellung verschiedener Bach-Sätze zu einer Suite. Sowohl beim Melodienzauber der berühmten „Air“ aus Bachs dritter Orchestersuite als auch bei den mit gestochen scharfer Artikulation absolvierten schnellen Sätzen entwickelten die im neuen Klanggewand vorgestellten Preziosen eine besondere Klangaura.
Ob bei der Parodie einer launischen Soubrette, dem rasant vorwärts stürmenden Laufwerk im „Trick Cyclist“, oder dem fetzigen Rausschmeißer „Les Girls“: Jedem Satz von Joseph Horowitz’ „Music Hall Suite“ gaben die Ludwigsburger Blechbläser eigenständiges Kolorit. Und auch in Jean-François Michels Miniaturen „Trois Pastels sur la Belle“ zeigten Klaus Ulrich Dann und Hubertus von Stackelberg (Trompete), Harald Domes (Horn), Michael Peuser (Posaune) und der fantastische Tubist Dorian Kraft technische Brillanz und Stilsicherheit. Klangschön kam „Dans la Rue“ daher, „Le Flirt“ brachte betörend schöne Klangspiele, und im finalen „Le Cabaret“ war ein Can-Can der temperamentvolle Rausschmeißer.
Fein kolorierte Spiritual-Arrangements von Enrique Crespo folgten, ehe der Tubist in zwei Sätzen aus Richard Roblees „American Images“ mit präzisen Tonattacken den Drive vorgab. Nach einem schwermütigen Blues ging in „Fiesta“ die Post richtig ab – mit skurrilen Gags, wilden Tonritten und herabstürzenden Klangkaskaden. Als das Feuerwerk der Töne verklungen war, wurde es jazzig. Duke Ellingtons „I don’t mean a thing“ machte ebenso gute Laune wie Irving Berlins Jazzstandard „Puttin on the Ritz“. Und im Beatles-Song „Can’t buy me love“ zogen die Akteure nochmals alle Register ihrer bläserischen Kunst.
Man hätte den fünf Musikern noch lange zuhören können. Doch nach einer guten Stunde faszinierender Musik wurde das begeisterte Kirchheimer Publikum mit dem fetzigen Rag „That’s a plenty“ verabschiedet.