Neun Tage Tel Aviv, und das auch noch mitten in der Schulzeit – wer würde nicht davon träumen? Für Familie Göser aus Nabern hat sich dieser Traum erfüllt, weil sich Leni und Juli Göser für die Teilnahme am Tel Aviv Recorder Festival qualifiziert hatten, am Blockflöten-Festival in der Stadt am Mittelmeer. Es war also nicht unbedingt Urlaub, und doch handelte es sich für die ganze
sechsköpfige Familie um ein unvergessliches Erlebnis. Die jeweiligen Schulleitungen haben der Familie die gemeinsame Reise wohlwollend genehmigt, wenn auch unter gewissen Auflagen, wie die 15-jährige Leni betont: „Die Arbeiten musste ich trotzdem nachschreiben.“
Der Aufwand hat sich aber allemal gelohnt. Schon allein die Teilnahme am Wettbewerb in Tel Aviv ist eine Art Ritterschlag für die jungen Flötistinnen, die an der Musikschule Kirchheim ausgebildet werden, stellt Musikschulleiterin Daniela Rathay klar. Die Vorauswahl haben längst nicht alle Bewerber überstanden. In der Alterskategorie 15 bis 20 Jahre beispielsweise wurden 16 von 80 Interessenten nach Tel Aviv eingeladen. Die Veranstalter pickten sich anhand der eingeschickten Videos also nur ein Fünftel heraus.
Das Finale als Ziel
Für Leni Göser war es das höchste Ziel, sich während des Wettbewerbs für das Finale der besten Acht zu qualifizieren. Dieses Ziel hat sie erreicht. Eine wirkliche Rangfolge gab es danach aber nur für die ersten drei, sodass Leni sich mit fünf weiteren Finalisten quasi den vierten Platz teilt.
Eine noch bessere Platzierung erreichte ihre neunjährige Schwester Juli in der Altersklasse 8 bis 10: Sie belegte einen zweiten Platz und erhielt als Preis eine Medaille und eine Flöte. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich überhaupt fürs Finale qualifiziere“, erzählt Juli im Rückblick auf die Zeit in Tel Aviv, wobei sie sich als absolut faire Teilnehmerin erweist: „Alle anderen, die teilgenommen haben, waren auch sehr gut.“
Überhaupt war es das Eintauchen in die Atmosphäre des Wettbewerbs, was die beiden Schwestern sowie die ganze Familie beeindruckt hat. Alle Teilnehmer haben versucht, jeweils das Beste aus sich herauszuholen. Im Fokus standen dabei aber immer klar die Musik und die Freude am Blockflötenspiel. Einen erbitterten Konkurrenzkampf um die besten Platzierungen gab es in den Altersklassen der beiden Schwestern nicht.
„Wir haben eine Whats-App-Gruppe für alle Teilnehmer, und da sind auch richtige Freundschaften entstanden“, berichtet Leni Göser. „Es war einfach nur toll, so viele Blockflötisten zu treffen, die alle auf einem ähnlichen Niveau spielen.“ Das Niveau veranschaulicht die Tatsache, dass es jeweils nur 20 Minuten gemeinsame Vorbereitungszeit mit den Begleitmusikern gab – seien es Klavierspieler oder gar ein kleines Orchester.
Für Leni Göser war es das erste Mal, dass sie gleich von mehreren Musikern begleitet wurde: „Ich habe ,La Notte’ von Vivaldi gespielt, und da gibt es ganz unterschiedliche Tempi. Da musste ich jetzt aber plötzlich den Mitgliedern vom Jerusalem Baroque Orchestra vorgeben, welches Tempo ich bei welcher Passage jeweils spiele.“ Eine ganz neue Erfahrung für die junge Musikerin. Juli Göser wiederum zeigte sich beeindruckt vom großen Saal mit der entsprechenden Bühne.
Beide Schwestern sind vor allem ihrem Flötenlehrer Vladimir Soares dankbar. Er hat nicht nur dafür gesorgt, dass sie ihrem „Einstiegsinstrument“ treu geblieben sind. Er hat sie auch auf den Wettbewerb hingewiesen, und er hat sie während des Festivals vor Ort gecoacht.
Leni spielt zwar auch Klavier, und Juli hat längst mit dem Saxofon-Unterricht begonnen. Aber die Blockflöte möchten sie nicht missen. Sie wollen Werbung machen für die tollen Möglichkeiten, die dieses Instrument bietet. Ob sich daraus einmal eine berufliche Karriere entwickelt, ist da zunächst einmal zweitrangig. Mehr als acht Minuten Werbung für die Blockflöte macht Leni Göser im Internet: Wer ihren Namen und dazu noch das Stichwort „Tel Aviv“ googelt, findet ein You-Tube-Video von ihrem Vivaldi-Concerto: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=C1ESQxP8_VU. Da zeigt sich deutlich: Blockflöte ist alles andere als ein Kinderspiel.