Kirchheim
Brütende Hitze lastet über der Stadt und ihrem großen Fest

Party Das Haft-ond-Hoka-Fescht lockt zahlreiche Besucher in die Kirchheimer Innenstadt. Aber alle kennen nur ein gemeinsames Ziel: Schatten und Abkühlung. Von Andreas Volz

Haft ond Hoka sind am Feschten - und der Hochsommer feiert kräftig mit. Brütende Hitze scheint fast die gesamte Stadt zu lähmen am Sonntagnachmittag, und klare Trennlinien zeichnen sich ab zwischen Licht und Schatten. Selbst im Halbschatten sind noch Stadtfestbesucher zu finden. Wo sich aber nichts anderes als Sonne zeigt, führen die aufgeheizten Tische und Bänke nur sprichwörtlich ein „Schattendasein“: Dort lässt sich keiner nieder, und schon gar nicht gerne.

Beim Flohmarkt in den Seitenstraßen der Innenstadt dasselbe Bild: Viele „Händler“ haben es zwar bis in den Nachmittag ausgehalten. Aber es sind fast überall diejenigen, die das Glück haben, ihre Waren im Häuserschatten ausbreiten zu können. Das Angebot zeugt von „guter Kinderstube“: Kleidung und Spielzeug stellen das Gros des Handelsguts, gefolgt von Büchern und Geschirr.

Agenda 2030 und die Initiative „Fahr Rad“ machen Werbung fürs Strampeln. Aber bei diesen Temperaturen denkt da keiner der Besucher ernsthaft dran. Das zeigt sich auch an anderer Stelle: Der VfL Kirchheim wirbt für sein Sportvereinszentrum. Aber niemand will sich auf das Fitnessrad setzen, um noch zusätzlich zu schwitzen. Die Teckwerke wiederum werben für Elektromobilität und „betanken“ neben dem Kornhaus ein Auto mit Strom. An Tagen wie diesen träumt der umweltbewusste Automobilist jedoch eher vom Fahrzeug mit Solarantrieb.

Ganz andere Fahrzeuge präsentiert der Verein für historische Dampftechnik, passenderweise am Max-Eyth-Haus. Dort bewegt sich beeindruckende Mechanik aus dem 19. Jahrhundert, für die auch Max Eyth verantwortlich zeichnete. Mit vielen anderen Dingen dürfte es nicht anders gehen: Heute Hightech, und morgen schon historische Technik aus längst vergangen Zeiten. Es bleibt allerdings die Frage, ob heutige Technik auf einem Haft-ond-Hoka-Fescht in 100 oder 150 Jahren auch noch so reibungslos funktioniert wie die alten Dampf­ungetüme in sengender Hitze.

Abkühlung versprechen vor allem die Führungen in der Martinskirche: Dort ist vermutlich der einzige öffentlich zugängliche Raum in Kirchheims Innenstadt, der erträgliche Temperaturen zu bieten hat. Ansonsten bleibt nur der Mut zur legeren Kleidung. Wenigstens kurzärmelig sollte sie sein, und das haben sogar die Stadtkapelle und der Spielmannszug der Feuerwehr erkannt und beherzigt.

Jeder Festbesucher fühlt spontanes Mitleid für jedes Vereinsmitglied, das zum Dienst am Grill oder an der Pfanne eingeteilt ist. Dafür kommen Neidgefühle denjenigen gegenüber auf, die man beobachtet, wie sie einen Kühlwagen betreten dürfen. Auch Rettungshunde und Reitponys sind am Schmachten oder haben sich in den Schatten zurückgezogen. Die einzigen Tiere, die perfekte Haltung bewahren, sind die ausgestopften Exemplare der Jägervereinigung. Aber sogar bei denen bleiben Zweifel, ob sie nicht nur so tun, als könnten sie der Hitze trotzen.

Auf dem Marktplatz macht Moderatorin Janine Eick Werbung für die Verpflegungsstände ringsum, wobei sie ihre Zuhörer auffordert, vor allem auf die Gesundheit zu achten: „Vergessen Sie das Trinken nicht.“ Zur Kuchenzeit dürfe es ruhig auch viel Kaffee sein - Hauptsache, es ist flüssig.

Vor der Stadtbücherei kommt dann Erlösung für alle Hitzegeplagten, zumindest gedanklich: Dort drehen sich zwei Spanferkel am Spieß - und unwillkürlich denkt man sich: „Es gibt doch so manches arme Schwein, das ist noch viel übler dran als alle anderen.“ Merke: Ein Stadtfest ist nur was für Hartgesottene.