Kirchheim
„BreakOut“: Zwei Kirchheimer brechen für den guten Zweck aus

Abenteuer So weit weg weg wie möglich. In 36 Stunden. Zu zweit. Ohne Geld: Mit dem Team „Kirchheim International“ haben zwei Kirchheimer am Spendenmarathon „BreakOut“ teilgenommen. Von Kirstin Weber

Wie weit kannst du gehen? - Das ist das Motto des Spendenlaufs „BreakOut“. Einmal im Jahr ziehen in ganz Deutschland Menschen in Zweierteams los, um Geld für gemeinnützige Organisationen zu sammeln. Die Problematik ist, dass nichts für Transportmittel

 

Nehmt, was ihr kriegen könnt,
seid auf nichts Bestimmtes fixiert!
Tipp eines Studienfreundes zur Transportmittelauswahl

 

ausgegeben werden darf. So muss man beispielsweise durch Trampen oder Muskelkraft Strecken zurücklegen. Zuvor werden im privaten Umfeld Sponsorinnen und Sponsoren gesucht, die pro Kilometer spenden. Die Summe geht in vollem Umfang an die gemeinnützige Organisation „Zeltschule“.

Dieses Jahr waren die beiden Kirchheimer Sean Sellner (23) und Ulrich Schuster (24),auch genannt Uli mit am Start. Mit wenig Gepäck und umso mehr Motivation zogen die beiden Freunde in Lindorf los.

Erstes Ziel: Die Raststätte in Denkendorf, denn das sollte ein guter Ausgangspunkt sein, um Richtung Norden weiterzureisen. Der Tipp eines Unifreundes, selbst ehemaliger Teilnehmer, lautete: „Nehmt, was ihr kriegen könnt, seid auf nichts Bestimmtes fixiert!“ Damit machten sich die Beiden auf die Suche nach einer Mitfahrgelegenheit – und wurden prompt fündig.

Festivalbesucher nahmen sie mit nach Ludwigshafen. Schon bald wurden die Festivalfans gegen ein Rentnerpärchen und Heavy Metal gegen Schlager ausgetauscht, und es weiter ging’s in Richtung Trier. Um möglichst weit zu kommen, hielten die beiden Kirchheimer immer wieder nach ausländischen Kennzeichnen Ausschau. Und siehe da: Eine Belgierin nahm die beiden mit und setzte sie nahe der belgischen Grenze wieder ab. Genauer gesagt am Autobahnkreuz Niederprüm, doch Fehlanzeige. Eine neue Mitfahrgelegenheit war hier weit und breit nicht in Sicht.

Darum entschlossen sich die Freunde, es in Niederprüm direkt zu versuchen. – Keine gute Idee, wie sich herausstellen sollte. Denn in dem 500-Seelen-Dorf war noch weniger los als am Autobahnkreuz. Der frühere Busbahnhof war nicht einmal mehr aufzufinden. Glücklicherweise trafen die beiden auf einen Vater mit Sohn, der die beiden zur Bahnstation nach Gerolstein fuhr, die eine knappe halbe Stunde entfernt lag. „Vielleicht hat da der Elterninstinkt eingesetzt“, erklären sich Uli und Sean im Nachhinein diese Großzügigkeit. An der Bahnstation angekommen, kaufte der Vater den beiden sogar noch ein 9-Euro-Ticket, um ihnen die Weiterreise zu erleichtern.

Mit Bus und Bahn ging es dann in Richtung Hannover. Nach einigen Verzögerungen und Sperrungen kamen die Abenteurer dort auch tatsächlich an. Während sich andere Teams schlafen legten, nutzten die beiden die Zeit für zusätzliche Challenges. Das sind Aufgaben von Familie, Freunden und Bekannten, mit denen zusätzlich Geld gesammelt wird. Ohne eine einzige Minute Schlaf stiegen die Kirchheimer schließlich in den Regionalzug nach Flensburg mit Stopp in Hamburg.

An einer großen Raststätte im hohen Norden versuchten die Beiden erneut ihr Glück mit Trampen. Doch die voll gepackten Urlaubsautos und unfreundlichen Menschen machten es ihnen nicht leicht. Insgesamt drei Stunden lang suchten Uli und Sean vergeblich nach einem Transportmittel. Als sie gerade aufgeben wollten, bot ihnen ein rumänische LKW-Fahrer auf Englisch aus seinem Wagen eine Mitfahrgelegenheit an: „Do you need a ride?“. Dankend nahmen die Beiden das Angebot an und wurden bis Hirtshals, an die Spitze Dänemarks, von dem gesprächigen Mann mitgenommen.

Am Zielort angekommen, wurden die letzten Stunden noch für einige Challenges genutzt. Um Punkt 21 Uhr, also exakt nach 36 Stunden, verkündeten die Weitgereisten stolz ihren Erfolg: „Jetzt ist Feierabend!“. Wollen sich die Beiden das nochmal antun? Die Antwort ist klar: „Auf jeden Fall“.

 

„BreakOut“ – die Hintergründe

Der Verein Zeltschule baut im Libanon Schulen für syrische Flüchtlinge. Lehrer, die selbst auf der Flucht sind, unterrichten dort die geflüchteten Kinder. Zusätzlich werden dort die Familien mit Medizin und Lebensmitteln versorgt. Durch diese Unterstützung sowie die Bildung der Kinder schafft die Zeltschule Perspektiven und leistet zusätzlich aktive Friedensarbeit.

Mit ihrer Teilnahme sammelten die beiden Kirchheimer insgesamt 1067,33 Euro und reisten knapp 1400 Kilometer. Damit haben sie von den diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern vermutlich die höchste Punktzahl erreicht. kiw