Kirchheim
Brief an die Römer: Geschichte zum Anfassen

Antike Das städtische Kornhaus bietet Grundschulkindern in den Ferien Geschichte zum Anfassen. Für einen Nachmittag tauchen Kinder in eine ganz andere Zeit ein und lernen zu schreiben wie die Römer. Von Sarah Polzer

Beim Schreiben denkt der Großteil der Menschen an Briefe und Postkarten, die jüngere Generation vielleicht auch an WhatsApp- und Textnachrichten. Kurze Notizen werden schnell ins Handy eingetippt oder ein Notizzettel gezückt. In der Antike sah das noch ganz anders aus. Nur wenige Texte aus der Römerzeit sind erhalten geblieben. Texte von großer Bedeutung schrieben die Römer mit Tinte und Feder auf Pergament, Papyrus oder dünnes Leder. Bücher finden sich in Form von Schriftrollen nur in wenigen Ausführungen wieder. Wer kurzerhand eine kleine Mitteilung schreiben wollte oder eine Notiz verfassen wollte, musste sich anderer Mittel bedienen. Das macht auch Heidi Schubert im Rahmen eines Kinderferienprogramms gemeinsam mit einer Gruppe von Kindern im Alter von sieben bis neun Jahren.

In Wachs „gemeißelt“

Für eine Randnotiz nutzten die Bürgerinnen und Bürger Roms ein dünnes Stück Holz. Alternativ dazu verwendeten sie kleine Wachstäfelchen. Mithilfe eines Griffels konnten so die Gedanken festgehalten werden. Der Griffel besteht aus einer flachen und einer spitzen Seite. So kann die Tafel immer wieder neu verwendet werden, indem alte Notizen einfach mit der flachen Seite überstrichen werden. 

Solche Täfelchen fertigt Heidi Schubert  Jahren auf dem Schulhof der Jesinger Lindachschule mit den Kindern. Das Stadtmuseum „Kornhaus“ trägt die Veranstaltung und organisiert sie mit Freiberuflern aus dem jeweiligen Fachbereich. Heidi Schubert begleitet die Kurse der Museumspädagogik jetzt schon seit über zehn Jahren. Sie bietet regelmäßig Programme zu verschiedenen Epochen an. „Was ich an der Arbeit mit den Kindern unglaublich schätze, ist die Wissbegierde, Unvoreingenommenheit und Offenheit gegenüber neuen Dingen.“ Die Kurse reichen von der Steinzeit bis ins Mittelalter.

Ihre Faszination für die einzelnen Epochen gibt sie auf kindgerechte Art und Weise weiter. Besonders die Steinzeit hat es ihr angetan. „Was mich daran begeistert, ist die Einfachheit unserer Vorfahren auf der einen Seite und der technologische Fortschritt der Zeit auf der anderen Seite.“  Die Angebote der Mueseumspädagogin bestehen aus zwei Teilen. Im ersten Teil spricht sie mit den Kindern über die Zeit der Römer. Sie lässt die Kinder in eine andere Welt eintauchen, indem sie spezifische Merkmale der Epoche erklärt und markante Gegenstände zeigt und präsentiert. Die Kinder erhalten die Möglichkeit die Objekte in die Hand zu nehmen und auszuprobieren. Im zweiten Teil dürfen die Kinder selbst ran und basteln Werkzeuge oder Schmuck zum jeweiligen Themenbereich. Die Methode orientiert sich dabei möglichst nah an der Realität, um die Kinder auch auf praktischer Ebene mit der Geschichte vertraut zu machen.

Tor in eine andere Zeit

Ein Klassenzimmer wird während des Kurses zu einem Tor in eine andere Zeit. Ein rotbraunes Ledertuch bedeckt einen Gruppenarbeitstisch. Darauf liegen Töpfe, Römersandalen und ein glänzender Gladiatorenhelm. An einer Ecke des Tischs rollt ein Mädchen gerade ein Stück Papyrus auseinander und erklärt stolz, dass dort früher Schriften verfasst wurden. Draußen auf dem Schulhof fertigen andere Kindern kleine Täfelchen mit Griffeln zum Schreiben. Für die neunjährige Emily ist ganz klar: „Heidi macht die besten Kurse! Sie ist immer so gelassen.“