Kirchheim
Bunte Farben statt Beton-Tristesse

Projekt Schüler der achten Klasse haben die Nordfassade der Konrad-Widerholt-Schule nach dem Vorbild des Münchner Brandhorst-Museums neu gestaltet. Möglich gemacht haben das Spenden. Von Iris Häfner

Die Schüler sind stolz auf ihre Arbeit und feiern sich selbst bei der Spendenübergabe. Fotos: Benedikt Gläß
Die Schüler sind stolz auf ihre Arbeit und feiern sich selbst bei der Spendenübergabe. Fotos: Benedikt Gläß

Das kann sich sehen lassen - im wahrsten Sinn des Worts. Sämtliche Beteiligte haben sich selbst übertroffen und aus einer schmuddeligen, architektonisch wenig ästhetischen Fassade ein Kunstwerk entstehen lassen. Statt betongrauer Tristesse strahlt dem Betrachter nun eine bunte Nordfront an der Konrad-Widerholt-Schule in Kirchheim entgegen. Die neue Schokoladenseite ist am besten von der Alemannenstraße aus zu bewundern.

Möglich gemacht haben das Projekt viele engagierte Menschen. „Vor rund einem Jahr klingelte bei mir in der Schule das Telefon und eine Stimme sagte: Mein Name ist Mrazek, ich bin Vorsitzender vom Lions-Club. Wir haben Ihre Installation auf dem Kunstpfad in Ochsenwang sehr schön gefunden und würden Sie gerne mit 1000 Euro für ein weiteres Kunstprojekt unterstützen“, sagt Susanne Schöllkopf, Rektorin der KW-Schule, bei der offiziellen Scheckübergabe direkt vor der neu gestalteten Wand.

Mit diesem Telefonat hat der geistige Schaffensprozess bei Hildegard Maier, Lehrerin an der KW-Schule und mittlerweile im Ruhestand, begonnen. Den entscheidenden Impuls gab es bei einem Besuch der bayerischen Landeshauptstadt, insbesondere des Brandhorst-Museums. Die Fassade ist mit Tausenden von bunten Keramikplatten verziert. Das brachte Hildegard Maier auf die Idee, die Nordseite der Schule in ähnlicher Art und Weise zu gestalten. Die Begeisterung in der Lehrerkonferenz war groß, obwohl allen klar war, dass das Vorhaben eine große Herausforderung sein wird. „Mir ist selber ein bissle mulmig geworden, als die Planung konkret wurde. Unser großes Glück ist unser Kollege Benedikt Gläß, der den technischen Ablauf und die Organisation übernommen hat“, ist Hildegard Maier heute noch froh über diese Entwicklung. Sie selbst war für den künstlerischen Part zuständig. „Zu meinem Ruhestand war das eine gute Abrundung“, bilanziert sie.

Die Schule vorher....

...und nachher
...und nachher

Die Stadt gab ihr Einverständnis für die Verschönerungsaktion, und so konnte Klasse 8 in diesem Schuljahr voller Elan mit ihrem Klassenlehrer Benedikt Gläß ans Werk gehen, zumal die Firma Schwenkedel aus Laichingen für sechs Wochen das große Gerüst kostenlos zur Verfügung stellte. „Was bei diesem Schaffensprozess entstanden ist, ist großartig und sehr ästhetisch“, fasst es Susanne Schöllkopf zusammen. Die Erfahrungen und praktischen Kompetenzen, die die Schüler bei dem Projekt sammeln konnten, seien äußerst wertvoll gewesen, auch persönlichkeitsbildend. „Hier stellte sich im Gegensatz zum ,Buch-Unterricht‘ niemals die Frage nach dem Sinn“, fasste es die Schulleiterin zusammen.

Klasse 8 war vollständig bei der Scheckübergabe vertreten und jeder Einzelne sichtbar stolz auf das Geleistete. Jeder und jede hatte eine kleine Rede vorbereitet. Wie ein roter Faden zogen sich folgende Statements durch: „Es war toll, wie alle mitgearbeitet haben. Mir hat die Arbeit sehr gefallen. Die Klasse ist mehr zusammengewachsen und eine Gemeinschaft geworden.“ Viel neues und praktisches Wissen haben sie sich erarbeitet und vor allem Durchhaltevermögen gelernt - nebenbei auch noch das streifenfreie Fensterputzen. Bohren, dübeln, spachteln, lackieren, alles wollte getan sein. „Das Bohren war sehr laut, aber dank der Kopfhörer war es erträglich“, sagt ein Schüler, ein anderer: „Das Gerüst war sehr wackelig, und es war ein komisches Gefühl.“ Ein weiterer bekennt sich ganz offen zu seiner Höhenangst. „Die ging weg, der Klettergurt war gut“, erzählt er. Am Gurt war ein Seil befestigt, das wiederum mit dem Gerüst verbunden war. Das Sicherungsseil lief quasi am Handlauf mit den Schülern mit, sodass sie sich in luftiger Höhe gut bewegen und werkeln konnten. Gelernt haben die Achtklässler auch, lange und sauber an einem Stück zu arbeiten. „Ich habe drei Stunden am Stück gebohrt, ohne hochzugucken. Da war ich selbst erstaunt über mich und meine Ausdauer“, sagt er.

Unheimlich stolz auf seine Schützlinge ist Benedikt Gläß. „Das war ein Riesending und wir haben viel Zeit investiert. Auf dem Gerüst hat keiner Quatsch gemacht, und alle haben sich an die Regeln gehalten“, freut sich der Klassenlehrer über die Vernunft seiner Eleven. Stolz könnten seine Schüler auf sich selbst sein. „Ihr habt unsere Schule verschönert.“

Zur Realisierung des Projekts beigetragen haben mehrere Spender, darunter auch Maren Maier. Sie ist die Tochter von Hildegard Maier und hat in ihrer Physiopraxis ordentlich Werbung für die Idee ihrer Mutter gemacht.