Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) will seinen Kunden nach dem Sommer tiefer in die Tasche greifen. Grund sind vor allem gestiegene Personalkosten und weiterhin hohe Energiepreise, mit denen die Verkehrsunternehmen zu kämpfen haben. Die Erhöhung um durchschnittlich 5,2 Prozent quer durch alle Tarife soll ab 1. September gelten. Der nächste Preisschritt, dem die fünf Verbund-Landkreise und die Landeshauptstadt zustimmen müssen, gilt als Kompromissvorschlag. Mit der vorgeschlagenen Erhöhung bleibt der VVS deutlich unter der eigentlichen Kostensteigerung von 8,1 Prozent und liegt damit im bundesweiten Vergleich im unteren Viertel der Verkehrsverbünde mit dem geringsten Preisanstieg. Zuletzt hatte der VVS seine Ticketpreise im August vergangenen Jahres um 7,9 Prozent erhöht. Darin enthalten waren auch Kostenanteile für die Tarifzonenreform, die seit April 2019 gilt und dafür gesorgt hat, dass aus einem 50 Zonen dichten Tarifdschungel fünf lichte Ringzonen rund um die Landeshauptstadt geworden sind.
Wenn wir nicht zustimmen, bezahlen es die Kommunen über die Kreisumlage.
Bernhard Richter, Fraktionschef der Freien Wähler
Die gute Nachricht: Die höheren Preise werden nur Gelegenheitsfahrer treffen. Etwa 80 Prozent aller Fahrten im Verbundgebiet werden laut VVS inzwischen mit dem Deutschland-Ticket bestritten, das im Nahverkehr sorgloses Reisen quer durch die Republik ermöglicht. Ein weiteres Angebot, das seitherige Ticket-Abos überflüssig macht, ist das landesweit gültige Jugendticket. Die Verkehrsplaner gehen davon aus, dass die Popularität dieser Angebote weiter steigen wird. Eine Konsequenz daraus: Der Verkauf des Jahrestickets mit Einmalzahlung wird zeitgleich mit der Preiserhöhung zum 1. September eingestellt.
Die schlechte Nachricht: Auch das D-Ticket kostet längst nicht mehr die 49 Euro, die es bei seiner Einführung im Namen trug. Seit 1. Januar schlägt das Rundum-Sorglos-Paket mit monatlich 58 Euro zu Buche. Damit dürfte es für Vielfahrer und Berufspendler zwar immer noch die günstigste Variante sein. Was 2026 kommen wird, weiß bisher jedoch niemand. „Wir harren der Koalitionsbeschlüsse in Berlin“, sagte VVS-Geschäftsführerin Cornelia Christian im Finanzausschuss des Kreistags. Das Deutschland-Ticket bezeichnete sie als Erfolgsmodell, das dringend weitergeführt werden müsse. „Was wir jedoch brauchen, ist eine nachhaltige Finanzierung, keine Ad-hoc-Maßnahme für jeweils ein weiteres Jahr.“
Die Linke im Kreistag will die Tariferhöhung nicht mittragen. Sie sei das falsche Signal, meinte der Fraktionsvorsitzende Marc Dreher. Bernhard Richter, Chef der Freien Wähler, hielt dagegen: Wer für faire Löhne sei, müsse auch die Kosten dafür tragen. „Wenn wir nicht zustimmen, bezahlen es die Kommunen über die Kreisumlage“, so Richter.