Kirchheim
Busse sollen in Kirchheim schneller durchkommen

Beschleunigung Die Stadt Kirchheim will die Ampelsteuerung modernisieren – in erster Linie, um den Busverkehr pünktlicher und verlässlicher zu machen. Das bisherige System ist völlig veraltet. Von Andreas Volz

Ampeln in Kirchheim sollen künftig wieder grünes Licht geben, sobald sich ein Bus nähert.      Foto: Markus Brändli

Sie ist in die Jahre gekommen, die Kirchheimer Busbevorrechtigung an Ampeln – so sehr, dass sie kaum noch ernsthaft in Gebrauch ist. Das soll sich nun ändern: Der Ausschuss für Infrastruktur, Wohnen und Umwelt hat einstimmig beschlossen, das veraltete System auszutauschen. Ziel ist es, die Busse schneller, pünktlicher, verlässlicher und damit attraktiver zu machen. „Fahrplanstabilisierung“ heißt das Zauberwort.

Mit einer einfachen Erneuerung ist es nicht getan, wie Kirchheims Mobilitätsbeauftragter Thomas Ernst im Ausschuss mitteilte. Die Technik sei bereits so veraltet, dass es immer schwieriger werde, Ersatzteile zu bekommen. Sowohl die Soft- als auch die Hardware seien zu ersetzen, um die Busse künftig „liniengenau“ priorisieren zu können. Statt auf Kontaktschleifen im Straßenbelag setzt Kirchheim nun auf Funk.

Es ist aber nicht damit getan, die Ampeln auf den vorgesehenen Routen mit Funkempfängern zu versehen und zusätzlich ein Software-Update vorzunehmen. Teilweise fallen Tiefbauarbeiten an, und die Software ist komplett neu zu programmieren. Alles in allem entstehen deshalb Kosten von knapp 720.000 Euro. Der Vorteil für den städtischen Haushalt: Ein Zuschussbescheid über gut 600.000 Euro liegt bereits vor. Netto wird die Umstellung demnach zu einer Art von „Schnäppchen“. Mitverantwortlich für die Kosten könnte auch die Tatsache sein, dass es in diesem Markt wenig Wettbewerb gibt. Thomas Ernst: „Es gibt nur zwei Anbieter.“

Dass die Umstellung nicht ganz so einfach wird, zeigt sich außerdem am Zeitplan: Die Vergaben sollen Ende des Jahres erfolgen, für die Umsetzung bleibt Zeit bis Mitte 2026. Was die Arbeiten komplex macht, sind die unterschiedlichen Bedingungen für unterschiedliche Buslinien. „Für den Knotenpunkt am Bahnhof wird das eine große Herausforderung“, sagte Thomas Ernst. 

An den Betriebskosten für die Stadt dürfte sich durch die Umstellung nichts Grundsätzliches ändern. Auch für die Betreiber der Buslinien sollte das gelten. Weitere Vorteile durch die neue Technik zur Busbeschleunigung: Eine Sensorik, die erkennt, ob Autos kommen, ist ebenso integriert. Thomas Ernst stellte außerdem einen Halt in Ötlingen für den Relex-Bus in Aussicht.

Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer goss allerdings noch etwas Wasser in den Wein: Der ÖPNV könne sich regional in diesem Fall noch deutlich einfacher gestalten lassen, durch eine „Vereinheitlichung der Systeme“, meinte er: „Wir haben sechs Große Kreisstädte im Landkreis Esslingen. Aber es gibt keine Rahmenbedingungen. Alle kochen da ihr eigenes Süpple.“
 

Vorteile nicht nur für Busse

Dennoch erhofft er sich für Kirchheim Verbesserungen der Ampelsteuerungen. Seit Jahren schon ist das ein leidiges Thema in der Teckstadt. Das bekommt auch Günter Riemer regelmäßig zu spüren, der im Ausschuss augenzwinkernd Aussagen aus der Einwohnerschaft zitierte: Man könne sich demnach an einer roten Ampel getrost eine Pizza bestellen. Die werde geliefert, bevor es grün wird. Das Beispiel zeigt – trotz aller übertriebenen Zuspitzung –, dass nicht nur für den Busverkehr das Bedürfnis besteht, schneller, pünktlicher und verlässlicher zu werden, sondern bei allen Verkehrsteilnehmern. Auch Radfahrer und Fußgänger sollen von der Ampeloptimierung profitieren können.