Das Wetter spielte mit, und auch die Musik war allererste Sahne: Am Samstagabend kam das Publikum bei „Bastion goes Open Air“ voll auf seine Kosten. In herrlicher Sommeratmosphäre begeisterte vor der Bastion zunächst der Songwriter Micha Schlüter mit einer zündenden Mischung aus Chanson, Folk, Pop und jazzigen Gypsyklängen – dann ging die Post richtig ab mit „Zydeco Annie + Swamp Cats“.
Die 2005 gegründete Günzburger Band hat sich dem Zydeco, einer Mischung von traditioneller Musik aus dem US-Staat Louisiana mit afroamerikanischen Elementen verschrieben – freilich nicht in Reinkultur, sondern aufgepeppt mit Swing, Blues und Rock’n’Roll. Heraus kam dabei eine energiegeladene Mischung, die nicht nur wie Balsam in die Ohren der zahlreichen Besucher floss, sondern diese auch immer wieder von den Sitzen riss.
Mit „Louisiana“ heizten die „Sumpfkatzen“ richtig ein, sorgten für gewaltigen Drive und instrumentale Highlights. Leadsänger Frédéric Berger – er schrieb auch die Texte – begeisterte mit seiner wie für diese Musik gemachten rauchigen Stimme, und riss mit überragender Bühnenpräsenz und wilden tänzerischen Einlagen die Besucher zu frenetischem Beifall hin.
Dem stand Bandchefin Zydeco Annie, alias Anja Baldauf, in nichts nach. Vehement bearbeitete sie die Tasten von Keyboard, Akkordeon und Melodica: Technisch versiert und stilistisch mit allen Wassern gewaschen. Mit ihrem unbändigen Temperament feuerte sie die Stimmung mächtig an. Und als die ausgelassenen Besucher mitsangen und zur fetzigen Musik ein Tänzchen wagten, lobte sie „Die Kirchheimer sind das beste Publikum der Welt“.
Simon Seeleuther steuerte virtuose Gänge über die Gitarrensaiten bei, während sich Bassist Marco Piludu und der Schlagzeuger Stefan Baldauf eher im Hintergrund hielten. Routiniert gaben sie den Songs eine klare Struktur, die den Individualisten an der Bühnenrampe den nötigen Freiraum ließ.
Diesen nutzten Zydeco Annie und Co. ausgiebig: Sie zogen eine erstaunliche Bühnenshow ab und begeisterten mit virtuosen musikalischen Kabinettstücken. Ob bei der bluesigen Schwere von „Salut Madlen“, der Ballade “New Orleans Fairytale“ oder dem mit rasantem Tempo angegangenen „Louisiana Train“: Die Gute-Laune-Maschine lief bestens geölt und steuerte Höhepunkt nach Höhepunkt an. Der Funke sprang auf das Publikum über, und bei der feurigen Zugabe wurde rhythmisch geklatscht und kräftig mitgesungen.
Ruhigere Klänge hatten den Abend eröffnet. Micha Schlüter ist ein Songwriter, der nicht nur die Gitarre famos beherrscht, sondern mit ausdrucksstarker Stimme tiefsinnige Geschichten erzählt. Bestes abgestimmt mit den geschmackvoll servierten Geigengirlanden von Florian Vogel stimmte er mit „Freitagnacht in deiner Stadt“ auf das Wochenende ein, zündete ein „Steppenlicht“ an und zeigte in „Stuttgart calling“ seine stilistische Vielseitigkeit.
Immer wieder tauchte er ein in unterschiedliche Klangwelten, vermischte Garage-punkige Folksongs mit Elementen aus Jazz und Pop. Richtig fetzig wurde es bei „Irre“ - einem Song, der das Publikum mitriss und die Füße zu Wippen brachte. Es gab viel Beifall, und als Zugabe das witzige Lied „Schimpanse und Kanone“.