Kirchheim
Comeback der Klassenfahrten: Für die Schüler geht es wieder ins Schullandheim

Pädagogik Nach der Corona-Durststrecke kommen viele Schüler aus Kirchheim und Umgebung wieder in den Genuss von Schullandheim-Aufenthalten – allerdings gibt es Engpässe bei Unterkünften. Einige Klassen gehen auch leer aus.Von Bianca Lütz-Holoch

Strahlende Gesichter bei den Sechstklässlern: „Alle drei Klassen der Stufe waren erst im Schullandheim“, erzählt Dunja Salzgeber. Die Rektorin der Lenninger Realschule ist froh, dass mehrtägige Aufenthalte endlich wieder möglich sind. „Diese Erlebnisse sind die entscheidenden in einem Schulleben“, ist sie überzeugt. Und gerade jetzt, in der Zeit nach Corona, auch umso wichtiger. „Es ist viel auf der Strecke geblieben“, sagt Dunja Salzgeber. 

 

Diese Erlebnisse sind die entscheidenden im Schulleben.
Dunja Salzgeber
Die Lenninger Realschulleiterin über Schullandheim-Aufenthalte

Mit der Einschätzung steht sie nicht alleine da. „Wir merken, dass eine Stärkung im sozial-emotionalen Bereich dringend benötigt wird“, sagt Marlon Lamour, Leiter der Kirchheimer Freihof-Realschule.  Daher organisiert die Schule nun wieder Klassenfahrten und Ausflüge, Schulfeste und Turniere. Auch Thorsten Bröckel, Leiter der Kirchheimer Alleenschule und geschäftsführender Schulleiter in der Teckstadt, ist froh, dass seit Ende März wieder mehrtägige Klassenfahrten erlaubt sind: „Das ist eine ungemeine Bereicherung für die Schülerinnen und Schüler, für die Klassengemeinschaft und die Lehrkräfte.“

Ob Wattwanderungen an der Nordsee, Kanufahren auf dem Bodensee, ein Städtetrip nach München, Leipzig oder Berlin – die Ziele sind vielfältig, liegen aber innerhalb von Deutschland. „Da zum Zeitpunkt der Reservierung noch nicht klar war, ob Auslandsreisen überhaupt möglich sind, haben wir für die Studienfahrten der Jahrgangsstufe I nur innerdeutsche Ziele gebucht“, berichtet etwa Lucia Heffner, Rektorin des Kirchheimer Schlossgymnasiums. Auch die Englandfahrt der Kirchheimer Raunerschule liegt noch auf Eis: „Sie musste abgesagt werden und ist in diesem Schuljahr auch noch nicht geplant“, berichtet Schulleiterin Annette Wolf. Dafür ist am Schlossgymnasium der Schüleraustausch mit Spanien und Frankreich wieder angelaufen.

Stark nachgefragt und teurer

Nicht immer ganz einfach ist es für die Schulen und Lehrer gewesen, noch Unterkünfte zu finden. Vor allem für kurzfristige Projekte sind zurzeit Kompromisse nötig. „Von einigen Klassen habe ich zurückgemeldet bekommen, dass es in diesem Jahr sehr schwierig war, eine freie Unterkunft für das gewünschte Ziel zu finden“, sagt Annette Wolf. „Die Nachfrage war viel höher als sonst und die Preise sind wohl merklich gestiegen“, berichtet sie von Erfahrungen im Kollegium. Der mutmaßliche Grund: „Dieses Jahr werden viele Klassenfahrten nachgeholt, die wegen Corona nicht stattfinden konnten.“

Von einem Ansturm berichtet auch Frieder Ullmann, der gemeinsam mit seiner Frau das Freizeitheim Diepoldsburg in Ochsenwang führt. Seit Ende März steht das Telefon nicht mehr still, und täglich trudeln neue Anfragen per E-Mail ein. „Wir sind ausgebucht bis Ende Oktober und für nächstes Jahr ist auch schon fast alles voll“, sagt er und ist froh, dass es nach der Corona-Flaute wieder aufwärts geht.

Gut lachen haben all diejenigen, die frühzeitig gebucht haben, so wie die Alleenschule in Kirchheim. „Unsere vierten Klassen waren dieses Jahr schon im Schullandheim auf der Diepoldsburg“, freut sich Thorsten Bröckel. Auch Dr. Ralf Streicher, Rektor der Teck-Realschule, meldet: „Aufgrund frühzeitiger Planungen gab es keine Probleme, Unterbringungsmöglichkeiten zu finden.“ Die Sechst- und Achtklässler waren schon an Bodensee und Nordsee unterwegs. In der Freihof-Realschule sind die Klassenfahrten ebenfalls voll im Gange.

Es geht um das Gemeinschaftserlebnis

Generell scheint zu gelten: Wo ein Wille, da ein Weg. „Wenn man nicht etwas ganz Spezielles sucht, findet man auch kurzfristig was“, ist Dunja Salzgeber überzeugt. „Wo man hinfährt, ist ja zweitrangig. Vor allem geht es doch um das Gemeinschaftserlebnis.“ So hat die Lenninger Realschule gerade ganz spontan für die Siebtklässler, die letztes Jahr leer ausgegangen sind, eine dreitägige Klassenfahrt organisiert. Selbst eine kurzfristig für Juli geplante Abschlussfahrt der neunten Klasse der Alleenschule kann stattfinden. „Es war nicht allzu schwierig, eine Unterkunft zu finden“, so Thorsten Bröckel.

Einige Klassen gehen allerdings leer aus. Bei einer zehnten Klasse der Weilheimer Realschule etwa ist es nicht gelungen, eine mehrtägige Abschlussfahrt zu organisieren. Auch die Abiturienten des Schlossgymnasiums haben das Nachsehen: Letztes Jahr ist die Studienfahrt für sie corona-bedingt ins Wasser gefallen, das Nachholen am Ende dieses Schuljahres ist terminlich nicht mehr drin. Ähnlich sieht es bei der Neuner-Abschlussklasse der Raunerschule aus: Mit dem Wunschziel hat es nicht geklappt, auf ein Ersatzziel konnten sich die Schüler nicht einigen. „Sie werden stattdessen verschiedene Tagesausflüge machen und die finanzielle Vergünstigung des Neun-Euro-Tickets nutzen“, sagt Annette Wolf.

 

Lichteneck wird wieder Schullandheim 

Das Schullandheim Lichteneck in Hepsisau steht aktuell nicht für Schullandheim-Aufenthalte zur Verfügung. Es wird in Kooperation mit dem Trägerverein des Michaelshofs konzeptionell neu ausgerichtet und umgebaut. Nach Abschluss der Bauarbeiten soll aber ein Teil Lichtenecks wieder Schullandheim werden. In die anderen Teile ziehen eine Kita und eine Jugendhilfe-Einrichtung ein.

Das Deutsche Jugendherbergswerk hat Zahlen für 2021 veröffentlicht. Sie spiegeln die Flaute bei Klassenfahrten im vergangenen Jahr wider: Nur 19,5 Prozent der Gesamtübernachtungen in 2021 in Jugendherbergen gehen auf das Konto von Schulklassen. Zum Vergleich: 2019 lag der Anteil bei 30 Prozent.