In der Kapelle des Kirchheimer Schlosses hat das Ensemble „Concerto Imperiale“ 40 Zuhörerinnen und Zuhörer mit klangschönem, ausdrucksvollem Spiel begeistert. Das Ensemble widmet sich hauptsächlich der historischen Aufführungspraxis der Kammermusik des Barock. Gegründet wurde es von dem bekannten Kirchheimer Musikwissenschaftler Dr. Bernhard Moosbauer, der Barockvioline, Barockviola und Viola d’amore beherrscht, Schulmusik und Komposition in Stuttgart sowie Barockvioline in Straßburg studiert hat, wo er mit Auszeichnung abschloss. Moosbauer und seine professionellen Musikerinnen und Musiker spielten im passenden Ambiente des Schlosses auf Originalinstrumenten aus dieser Zeit und verliehen dadurch der Musik erhöhte interpretatorische Authentizität.
Musik auf hohem Niveau
Das Konzert für Viola d’amore, Laute, Streicher und Continuo von Antonio Vivaldi (1678 – 1741) intonieren die Begleitinstrumente an diesem Abend durchweg mit Dämpfer, was dem Werk eine intime und duftige Atmosphäre verleiht. Bernhard Moosbauer meistert seinen Solopart auf der Viola d’amore mit beeindruckender Virtuosität in perlenden Läufen und schlankem sauberem Geigenton. Auf hohem Niveau brillieren sämtliche Instrumentalisten und Instrumentalistinnen hinsichtlich Intonation, Differenzierung des Ausdrucks und exaktem Zusammenspiel. Ganz wunderbar wirkt das Konzertieren, ja „Wettstreiten“, zwischen der Lautenspielerin Ricarda Hornych mit ihrer hervorragenden Zupftechnik und dem ausdrucksstarken „Gesang“ von Moosbauers Viola d’amore.
Zwei Generationen vor Vivaldi wirkten die weniger bekannten Komponisten Giovanni Legrenzi (1626 – 1690) und Johann Rosenmüller (1619 – 1684) in Venedig. Die Sonata in a von Legrenzi präsentieren die Musici mit sprudelnder Spielfreude im Allegro, spannungsvolle Flächen ausbreitend im Adagio und knackig akzentuiert im schnellen Schlusssatz. Langweilig wird’s nicht an diesem ausschließlich der Barockmusik gewidmeten Konzertabend, auch nicht in zwei Sonaten von Johann Rosenmüller mit ihren kurzen abwechslungsreichen Sätzen. Geradezu explosiv schießt aus dem schwermütigen „Grave“ ein „Presto“-Satz heraus mit wild wirbelnden Tonfolgen. Seine besonderen Markenzeichen demonstriert das Ensemble mehrmals im transparent aufgefächerten Klang von Fugato-Passagen, bei denen die Themen markant herausgemeißelt werden und sukzessive durch die Stimmen wandern, sowie in den sensibel gestalteten Satz-Enden.
In den Werken von Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) übernehmen die Bratschen unterschiedliche Aufgaben, so auch in der Sonate F-Dur. Auf reizvolle Weise kontrastiert der Komponist im Satz „Affettuoso“ das hohe Register der Geigen mit dem mittleren der Bratschen, bevor sich sämtliche Instrumente zu einem harmonisch voll klingenden fünfstimmigen Satz vereinigen. Dynamische Steigerungen aus dem Piano ins Forte, abrupte Ausbrüche und Echowirkungen und das Halten der Spannung bis zum Schluss verdeutlichen Moosbauers differenzierten Gestaltungswillen.
Hervorragende Akustik
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) verzichtet in der einleitenden Sinfonia zu seiner Kantate „Gleich wie der Regen und Schnee vom Himmel fällt“ wie in seinem 6. Brandenburgischen Konzert auf Geigen. In der Besetzung für vier Bratschen mit Basso continuo verschmelzen die Instrumente zu einem sonoren, fülligen Klang, der in der hervorragenden Akustik der Schlosskapelle zum Hörgenuss wird.
Das Concerto in D von Leonardo Leo (1694 – 1744) mit seinem majestätischen Beginn, den kantabel gestalteten Duetten der Violinen, der stiltypischen Terrassendynamik und der beschließenden Schlussfuge bildet die gelungene Abrundung des Konzerts „Saitenspiele“. Endgültig Schluss ist erst, nachdem das begeisterte Publikum eine Zugabe bekommen hat.