Vor dem Hintergrund steigender Flüchtlingszahlen hatte der Landkreis Esslingen vor rund einem Jahr bekanntgegeben, auf einem eigenen Grundstück bei den beruflichen Schulen in Kirchheim ein zweigeschossiges Containerdorf für 150 Asylbewerber bauen zu wollen. Auf Nachfrage hat die Behörde nun mitgeteilt, dass diese Pläne nicht weiter verfolgt werden. Einen Grund nannte das Landratsamt nicht. Allerdings teilte Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer auf Nachfrage mit, dass die Stadt Kirchheim kein Containerdorf genehmigen wird, sondern eine eine dauerhafte Lösung bevorzugt.
Flüchtlingszahlen weiter hoch
Häuser wollte der Landkreis eigentlich bewusst nicht bauen, „damit bei rückläufigen Flüchtlingszahlen ein schneller Rückbau möglich ist“, so der damalige Landrat Heinz Eininger.
Dennoch hält der Landkreis an den Plänen fest, an dem Standort in der Boschstraße eine vorläufige Unterbringung für Flüchtlinge zu errichten. Vermutlich auch aus Mangel an Alternativen, denn eigene Grundstücke sind rar. Details nennt die Behörde nicht, weil der Abstimmungsprozess aktuell noch läuft. Nur so viel: Der Landkreis Esslingen kooperiert bei diesem Projekt mit der Esslinger Wohnungsbau (EWB). Ziel sei eine „nachhaltige und feste Bauweise“.
Aktuell stehen in der Boschstraße gegenüber den neuen Mehrfamilienhäusern der Kreisbaugenossenschaft zwei Gebäude, die ursprünglich als Hausmeisterwohnungen genutzt wurden. Seit über zehn Jahren leben dort Asylbewerber. Diese Häuser sollen einer neuen Lösung weichen. Der Zeitplan kann jedoch definitiv nicht eingehalten werden. Eine Fertigstellung des Containerdorfs war eigentlich bis Ende 2024 geplant.
Der Druck, genügend Unterkünfte für Geflüchtete bereitzustellen, ist laut Landkreis Esslingen weiterhin hoch. Die Kreisverwaltung müsse fortlaufend neue Gemeinschaftsunterkünfte aquirieren, um Liegenschaften mit auslaufenden Verträgen zu ersetzen. Der Landkreis Esslingen ist für die Erstunterbringung der Geflüchteten zuständig, die Städte und Gemeinden für die Anschlussunterbringung. Von einer Entspannung könne aktuell weder beim Landkreis noch bei den Kommunen die Rede sein. „Wir gehen aktuell davon aus, dass zum Jahresende 2024 zirka 2.200 bis 2.400 nicht-ukrainische Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises untergebracht sein werden“, sagte Pressesprecherin Andrea Wangner auf Anfrage.
Damit bewegen sich die Zahlen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. 2400 Asylbewerber lebten im November 2023 in den Unterkünften des Landkreises. Zum Vergleich: Ende 2015 waren es 4467 Menschen. Davon lebten 1587 in Notunterkünften.
Der Trend bei den Ukraineflüchtlingen sei derzeit ansteigend, so Andrea Wangner. „Aktuell kommen monatlich wieder mehr als 50 Flüchtlinge aus der Ukraine in den Landkreis“. Über die Wintermonate rechne man mit weiter steigenden Zugangszahlen. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 sind rund 9.700 ukrainische Flüchtlinge im Landkreis aufgenommen worden.

